Marktberichte

Fast drei Prozent tiefer Wall Street im Minus

Nach einem kurzen Aufwind um den Jahreswechsel haben die US-Börsen am Mittwoch einen kräftigen Rückschlag erlitten. Neue Konjunktursorgen sowie Hiobsbotschaften von Unternehmen drückten die wichtigsten Indizes in den Keller. Der Ölpreis sackte nach seinem jüngsten Anstieg ebenfalls massiv ab. Die US-Aktienmärkte haben am Mittwoch die stärksten Verluste seit mehr als einem Monat verzeichnet.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zum Handelsschluss mit einem Minus von 2,7 Prozent bei 8769 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index schloss bei 906 Punkten, drei Prozent schwächer. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 3,2 Prozent auf 1599 Punkte.

Der weltgrößte Halbleiter-Konzern Intel ist zum Jahresschluss 2008 von den Auswirkungen der Wirtschaftskrise voll getroffen worden. Der US-Hersteller erreichte nicht einmal seine erst im November gesenkte Umsatzprognose für das Schlussquartal. Nach vorläufigen Zahlen liegen die Erlöse für Oktober bis Dezember mit rund 8,2 Mrd. Dollar fast ein Viertel niedriger als vor einem Jahr, teilte Intel am Firmensitz in Santa Clara im US-Bundesstaat Kalifornien mit.

Die Halbleiter-Industrie gehört zu den Branchen, die den Wirtschaftsabschwung am schwersten zu spüren bekommen. Zu den großen Kunden zählen unter anderem die Autoindustrie, in deren Bordelektronik viele Chips verbaut sind. Die Marktforscher des Gartner-Instituts rechnen damit, dass die Halbleiter-Branche zum ersten Mal in ihrer Geschichte zwei Jahre mit schrumpfendem Geschäft sehen wird. Besserung sehen die Experten auf Jahressicht frühestens 2010. Die im Dow notierte Intel-Aktie verlor 5,9 Prozent.

"Die Leute waren zum Jahreswechsel ein bisschen optimistischer. Die Nachrichten von Intel über ein trostloses viertes Quartal hat einiges von dem Enthusiasmus aufgebraucht", sagte William Lefkowitz von vFinance Investments.

Die Anteilscheine von Alcoa gerieten massiv unter Druck, nachdem der größte US-Aluminiumkonzern nach Börsenschluss am Dienstag die Streichung von mehr als 15.000 seiner insgesamt gut 100.000 Arbeitsplätze angekündigt hat. Zudem will Alcoa seine Investitionen halbieren, die Produktion drosseln und sich von Geschäftsteilen trennen. Der Alcoa-Kurs brach um 10,1 Prozent ein.

Die Aktien von Chevron und ExxonMobil fielen um 4,4 beziehungsweise 2,6 Prozent. Zuvor hatte der Ölmarkt die größten Verluste innerhalb eines Handelstages seit September 2001 verzeichnet. Nach dem überraschenden Anstieg der US-Lagerdaten brach der Preis für US-Leichtöl um etwa zwölf Prozent auf 42,70 Dollar je Barrel (159 Liter) ein.

Die Papiere von Time Warner rutschten 6,3 Prozent ab, nachdem der Medienkonzern bekanntgegeben hatte, mit Abschreibungen von 25 Milliarden Dollar und einem Nettoverlust im vierten Quartal zu rechnen.

Belastet von dem Insolvenzantrag des weltweit drittgrößte Petrochemiekonzern LyondellBasell gingen die Aktien des im Dow notierten Chemiekonzerns DuPont mit einem Abschlag von 7,2 Prozent aus dem Handel.

Zahlen vom Arbeitsmarkt belasteten die Stimmung an der Wall Street zusätzlich. Einer Erhebung der privaten Arbeitsagentur ADP zufolge nahm die Zahl der Jobs in der Privatwirtschaft im Dezember um 693.000 Stellen ab. Das ist der größte Aderlass am Arbeitsmarkt seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2001.

Auch der Bilanzbetrug des indischen IT-Dienstleisters Satyam Computer Services sorgte für Unruhe in New York, wo zuletzt schon der Skandal um den mutmaßlichen Anlagebetrüger Bernard Madoff für Schlagzeilen sorgte. Satyam-Chef Ramalinga Raju trat zurück und erklärte, er habe den Gewinn des Unternehmens jahrelang aufgebläht. Der Betrug könnte die Ängste der Investoren bezüglich der Integrität des Marktes verstärken, sagten Analysten.

Eine der wenigen Ausnahmen unter den Schwergewichten war der weltgrößte Agrar- und Biotechkonzern Monsanto. Die Aktie verteuerte sich nach einer Gewinnverdopplung und einer Erhöhung der Prognosenum um satte 18 Prozent.

Neuer Ansatz für Fannie und Freddie

US-Finanzminister Henry Paulson hat sich gegen eine dauerhafte Verstaatlichung der angeschlagenen US-Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac ausgesprochen. Eine solche Lösung wäre "weniger als optimal", da sich dann die Kreditwürdigkeit der Unternehmen nicht mehr wie in der Privatwirtschaft üblich bewerten ließe, sagte er in einer Rede in einem Washingtoner Wirtschaftsclub.

Auch die Innovationskraft würde darunter leiden. Die beste Möglichkeit könnte sein, Fannie und Freddie in versorgerähnliche Unternehmen in Privatbesitz umzuwandeln, sagte er. Fannie und Freddie stehen direkt oder indirekt für rund die Hälfte der US-Hypotheken gerade und stehen seit Anfang September unter staatlicher Kontrolle.

In Hinblick auf die Staatshilfen für den Finanzsektor sagte Paulson, es sei die Aufgabe des designierten US-Präsidenten Barack Obama, über die künftige Verwendung der öffentlichen Gelder zu entscheiden. Kapitalbeteiligungen an Banken seien immer noch ein wichtiges Mittel und sollten weitergehen. Dabei bezog Paulson sich auf die zweite Hälfte des 700 Milliarden Dollar schweren TARP-Rettungspakets der US-Regierung.

Quelle: ntv.de

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