Tiefster Stand seit 1997 Wall Street im Minus
27.02.2009, 22:32 UhrDie Teilverstaatlichung der Citigroup und die Sorge um andere von der Regierung finanzierte Unternehmen haben die US-Börsen am Freitag erneut abstürzen lassen. Eine Dividenden-Kürzung bei GE und schlechte Nachrichten aus dem konjunkturellen Umfeld taten ein übriges. Die Wall Street verzeichnet den schlechtesten Februar aller Zeiten.
Der Dow-Jones-Index verlor 119 Zähler oder 1,66 Prozent auf 7062 Punkte. Das war der niedrigste Schlusskurs seit Mai 1997. Im Handelsverlauf pendelte er zwischen 7033 und 7195 Zählern. Auf Wochensicht verlor der Dow-Jones-Index vier Prozent, im Monat Februar 11,7 Prozent. Damit haben die Blue Chips nun die siebte von acht Handelswochen und den sechsten Monat in Folge mit Verlusten beendet. Anleger waren allerdings erleichtert, dass zumindest die Marke von 7000 Punkten vorerst gehalten werden konnte.
Weniger erfreulich fällt die Bilanz für den marktbreiten S&P-500-Index aus. Der gab um 17 Zähler oder 2,4 Prozent auf 735 Punkte ab und schloss damit unterhalb der Marke von 740 Punkten, die von Analysten der technischen Seite beobachtet worden war, da sie die November-Tiefstände markiert. Experten gehen davon aus, dass der schwache Wochenschluss am Montag weitere Verkäufe auslösen könnte. Verhältnismäßig wacker schlug sich zum Wochenschluss die Hightech-orientierte Nasdaq, die mit einem Minus von 13 Zählern oder 1 Prozent bei 1377 Punkten schloss.
Dass die Indizes am Freitag so unter Druck standen, lag nicht nur an den Meldungen um die Citigroup, sondern auch an schlechten Nachrichten aus dem konjunkturellen Umfeld. Die US-Wirtschaft (BIP) ist im vierten Quartal um 6,2 Prozent geschrumpft und verzeichnet damit das schwächste Vierteljahr seit 1982. Analysten hatten mit einem Rückgang um 5,5 Prozent gerechnet und werden von den noch schlechteren Zahlen überrascht.
Enttäuschend fiel auch das Verbrauchervertrauen aus, das für den Februar mit 56,3 Punkten gemessen wurde.
Im Mittelpunkt stand aber die Citigroup. Nach einer Finanzspritze von mehr als 40 Mrd. Dollar an die Großbank geht die amerikanische Regierung einen Schritt weiter und übernimmt einen Anteil von 36 Prozent an den Unternehmen. Dieser Schritt war erwartet worden und hatte ursprünglich zu Kursgewinnen bei der Bank geführt, deren Marktkapitalisierung nur noch bei rund elf Milliarden Dollar liegt. Die gute Laune ist aber verraucht; dass die Aktien anderer Anleger durch die Teil-Verstaatlichung verwässert werden, sorgt für Unmut. Die Citigroup-Aktie verlor 41 Prozent.
Weitere Unternehmen, die in großem Stil von der Regierung finanziert werden und möglicherweise teilweise vertaatlicht werden könnten, brachen mit der Citigroup ein, allen voran die Bank of America mit einem Minus von 23 Prozent und General Motors mit einem Abschlag von sieben Prozent.
Zu den großen Dow-Verlierern gehörte ferner General Electric mit einem Minus von fünf Prozent. Der Industrie-Multi hat zum ersten Mal seit fast siebzig Jahren seine Dividende gekürt, und das gleich um fast 70 Prozent. Damit will man zwar jährlich rund neun Milliarden Dollar einsparen, dies allerdings auf Kosten der Anleger.
Gewinner gab es am Freitag nur wenige; einer davon war Dell mit einem Plus von fast sechs Prozent. Der Computerbauer hat ab Vorabend einen Gewinneinbruch um 48 Prozent gestanden und damit Anleger erschüttert. Die zeigen sich allerdings optimistisch für den weiteren Verlauf des Jahres, in dem Dell deutliche Kostensenkungen vornehmen will.
Einlagensicherung baut vor
Die US-Einlagensicherung stellt sich auf eine Verdopplung der Kosten durch Bankenpleiten ein. Wegen der zunehmenden Zahl von Insolvenzen müsse der Fonds voraussichtlich mehr als 80 Mrd. Dollar aufbringen, erklärte die Behörde FDIC.
Allein zwischen 2009 und 2013 könnten weitere 65 Mrd. Dollar anfallen. Die Insolvenz von 25 US-Banken im vergangenen Jahr schlug den Angaben zufolge bereits mit 18 Mrd. Dollar zu Buche. Um im Falle weiterer Pleiten die Einlagen der Kunden zu sichern, erwägt die Behörde, eine einmalige Gebühr zu erheben und damit 15 Mrd. Dollar bei Finanzinstituten einzutreiben.
Am Donnerstag hatte der Fonds erklärt, die Zahl problembehafteter Banken sei im vierten Quartal um 50 Prozent auf 252 Institute in die Höhe geschnellt.
Quelle: ntv.de