JPMorgan und das Öl Wall Street im Plus
17.07.2008, 22:45 UhrDie US-Börsen haben am Donnerstag dank guter Geschäftszahlen ihre Erholung fortgesetzt. Vor allem die relativ solide Bilanz von JPMorgan verbreitete Zuversicht und ließ die Investoren erneut nach Finanztiteln greifen. Angeheizt wurden die Kurse zudem durch ein starkes Absinken des Ölpreises, der zum ersten Mal seit mehr als einem Monat unter die Marke von 130 Dollar fiel.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,85 Prozent fester bei 11.446 Punkten und damit auf seinem Tageshöchststand. Sein Tiefpunkt lag bei 11.209 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500-Index gewann 1,2 Prozent auf 1260 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq notierte ebenfalls 1,2 Prozent höher bei 2312 Punkten.
Die weltweite Krise an den Finanzmärkten zog JPMorgan im Frühjahr nicht so stark in Mitleidenschaft wie befürchtet. Der Gewinn der drittgrößten US-Bank brach zwar um mehr als die Hälfte ein, lag aber weit über den Erwartungen von Analysten. Die Aktie kletterte deshalb um 13,5 Prozent. Auch andere Banktitel setzten ihre Rallye vom Vortag fort: Citigroup-Aktien etwa verteuerten sich um 9,3 Prozent.
Die Titel der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac schossen um 18,2 und 22 Prozent in die Höhe. Freddie Mac hatte zuvor die Versteigerung von Anleihen im Volumen von drei Milliarden Dollar erfolgreich abgeschlossen und damit Ängste über den Zustand der beiden angeschlagenen Institute zerstreut.
Zu den Gewinnern gehörten auch die Aktien des US-Hypothekenversicherers MGIC. Zwar rutschte das Institut im zweiten Quartal wegen weiterer Zahlungsausfälle seiner Kunden in die roten Zahlen. MGIC-Chef Curt Culver erklärte jedoch, er sehe Licht am Ende des Tunnels: Da sich die Lage am Immobilienmarkt allmählich bessere, werde MGIC auch bald wieder profitabel arbeiten. 2009 werde ein besseres Jahr. Die seit Monaten gebeutelte MGIC-Aktie reagierte darauf mit einem Kurssprung von 39 Prozent.
Der Preis für ein Fass US-Leichtöl fiel um mehr als vier Dollar auf knapp unter 130 Dollar. Händlern zufolge ist der Rückgang in den vergangenen Tagen vor allem auf Befürchtungen zurückzuführen, dass die wirtschaftliche Lage in den USA die Nachfrage nach Treibstoff dort drücken könnte.
Die Wirtschaftsflaute trifft auch das Internet-Auktionshaus Ebay: Das Unternehmen rechnet im Sommer mit weniger Umsatz als bislang. Börsianer reagierten darauf verschnupft und waren zudem enttäuscht darüber, dass Ebay nicht wie gewohnt seine Geschäftsprognosen für das Gesamtjahr merklich anhob. Ebay-Aktien brachen um fast 14 Prozent ein. Auch die Titel des Getränkegiganten Coca-Cola sackten nach der Vorlage von Geschäftszahlen um 3,8 Prozent ab.
Nachb örsliche Zahlen
Der führende Suchmaschinen-Betreiber Google hat im zweiten Quartal trotz eines weiter rasanten Wachstums mit seinen Ergebnissen die hochgesteckten Erwartungen des Marktes verfehlt. Der Überschuss sei von 925,12 Mio. auf 1,25 Mrd. Dollar gestiegen, teilte Google nach Börsenschluss in Mountain View (Kalifornien) mit. Der Umsatz kletterte um 39 Prozent auf 5,4 Mrd. Dollar (3,4 Mrd. Euro). Je Aktie legte der Gewinn von 2,93 auf 3,92 Dollar zu. Bereinigt um Sondereffekte betrug er 4,63 Dollar. Analysten hatten allerdings im Schnitt mit 4,74 Dollar gerechnet.
IBM hat seinen Gewinn im zweiten Quartal dank starker Geschäfte in den USA über die Markterwartungen gesteigert. Wie der Computerkonzern mitteilte, kletterte das Netto-Ergebnis um 22 Prozent auf 2,77 Mrd. Dollar. Der Gewinn je Aktie betrug dabei 1,98 Dollar. Der Umsatz legte um 13 Prozent zu auf 26,8 Mrd. Dollar. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn von 1,82 Dollar je Aktie bei einem Umsatz von 25,92 Mrd. Dollar gerechnet.
Gute Konjunkturdaten
Die Konjunktur-Daten des Tages fallen bis auf den Philadelphia-Fed-Index, der die Wirtschaftsaktivität in der Region Philadelphia wieder gibt, besser aus als erwartet. "Nur gute News heute", sagt ein Händler in der ersten Euphorie. Nachdem bereits Nokia und JPMorgan überrascht haben, sowie andere US-Unternehmen, sind auch die US-Baugenehmigungen besser als erwartet ausgefallen. Mit plus 11,6 Prozent im Juli wurde die Erwartung von minus 0,8 Prozent deutlich übertroffen.
Zudem sprangen die US-Baubeginne an und deren Vormonate wurden nach oben revidiert. Außerdem stiegen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nur um 8.000 und nicht 34.000 Anträge. "Das sieht fast nach einer organisierten News-Welle aus, um die letzten Shorties aus dem Markt zu pressen", so der Händler.
Der Philadelphia Fed Index ("Philly Fed") ist im Juli allerdings mit minus 16,3 Punkten etwas schwächer als die im Konsens erwarteten minus 15,0 Punkte ausgefallen. Im Vormonat hatte das Stimmungsbarometer für das verarbeitende Gewerbe im Großraum Philadelphia noch bei minus 17,1 Zählern gelegen. Der Euro bekommt im Umfeld der schwachen US-Daten neuen Kursauftrieb und legt bis 1,5888 Dollar zu.
Quelle: ntv.de