Überraschender Endspurt Wall Street im Plus
18.11.2008, 21:51 UhrNach einem mehrmaligen Auf und Ab haben sich die US-Börsen am Dienstag im Schlussspurt ins Plus gerettet. Überraschend starke Zahlen von Hewlett-Packard konnten die Stimmung im Handelsverlauf letztlich doch aufhellen und Sorgen vor weiteren Verlusten in der Finanzbranche wettmachen. Auf dem Markt lasteten aber erneut Rezessionsängste und Zweifel über schnelle Staatshilfen für die angeschlagene Autobranche.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,8 Prozent fester bei 8424 Punkten. Im Verlauf pendelte er zwischen 8105 und 8477 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 gewann knapp ein Prozent auf 859 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legte 0,1 Prozent auf 1483 Stellen zu.
Positiv aufgenommen wurden die Zahlen von Hewlett Packard (HP). Der weltgrößte Computerhersteller legte vorläufige Zahlen vor und wies dabei ungeachtet der globalen Konjunkturabkühlung einen höheren Gewinn als von Analysten erwartet aus. HP-Aktien schossen um 14,5 Prozent in die Höhe und zogen andere Tech-Werte mit.
Die Papiere von IBM kletterten 3,4 Prozent, die von Apple zwei Prozent. Marktteilnehmern zufolge stärkten die HP-Zahlen das Vertrauen in die Wirtschaft. "Die Nachricht von HP war sicherlich positiv", sagte Finanzanalyst Michael Church. "Das sieht nicht mehr so aus wie Anfang Oktober. Es gibt zumindest eine gewisse Sicherheit, dass das Finanzsystem nicht am Rande des Kollapses steht."
Yahoo-Papiere profitierten vom Rücktritt des Firmenchefs Jerry Yang und legten 8,7 Prozent zu. Yang hatte sich wiederholt gegen eine Übernahme von Microsoft ausgesprochen. Branchenkenner schließen nun nicht aus, dass der Software-Riese erneut an Yahoo herantritt. Aktien von Microsoft gewannen 2,3 Prozent, die des Rivalen Google fielen hingegen 0,9 Prozent.
Der Unterhaltungsriese Walt Disney konnte sich am 80. Geburtstag seiner Zeichentrickfigur "Micky Maus" über ein sattes Kursplus von 4,7 Prozent freuen.
Die Börsianer zeigten sich dennoch erneut verunsichert über das Ausmaß und die drohenden Folgen der weltweiten Konjunkturabkühlung. "Es ist dieselbe Sache mit der wir uns schon seit sechs Monaten herumschlagen - Sorgen über die Wirtschaft", sagte Aktienstratege Peter Boockvar.
Die Erzeugerpreise sind im Oktober um 2,8 Prozent gefallen, so steil wie nie zuvor. Abzüglich der Energie- und Lebensmittelpreise stiegen sie aber um unerwartet hohe 0,4 Prozent an. Auf Jahressicht bleibt die Inflation hoch. Die Anleger sind darüber allerdings kaum besorgt, für sie steht das schwache Wirtschaftswachstum im Vordergrund.
Unsicherheit herrschte auch über die schnelle Verabschiedung eines Rettungspakets für die Autoindustrie. Die Vorstandschefs der drei großen US-Autobauer kämpften vor dem Bankenausschuss des Senats um Staatshilfen. Die Regierung sprach sich zwar zuvor mit Nachdruck für ihre Rettung aus. Unklar ist aber immer noch die Frage der Finanzierung. Markteilnehmer zeigten sich angesichts der Bedeutung der Branche besorgt über ein Scheitern des Hilfspakets. Ford-Aktien gaben 2,3 Prozent nach, die von General Motors (GM) 2,8 Prozent.
Um 3,6 Prozent nach oben kletterten die Aktien von Home Depot. Die weltgrößte Baumarktkette hatte einen Gewinneinbruch von rund 30 Prozent im dritten Quartal ausgewiesen. Analysten hatten aber noch schwächere Zahlen erwartet.
Zu den größten Verlierern gehörte die Aktie des Flugzeugbauers Boeing. Sie verlor knapp vier Prozent. Analysten befürchteten, dass der Konzern seine Gewinnprognose für die kommenden beiden Jahre nicht erfüllen kann.
Schwächster Wert im Dow waren die Aktien der Citigroup mit einem Abschlag von 6,0 Prozent. Papiere von JP Morgan Chase verbilligten sich um 1,9 Prozent.
Quelle: ntv.de