Trotz Spanien-Sorgen Wall Street kann auch Plus
05.06.2012, 22:45 Uhr
Die Sorgen über Spaniens Finanzprobleme blockiert die US-Börsen.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Spaniens Finanzminister gibt offen zu, dass sein Land an den Märkten nicht mehr ausreichend Geld bekommt, die US-Börsen treten deshalb lange auf der Stelle. Dann ziehen vor allem die Banken die US-Indizes ins Plus.
Ein Wechselbad der Gefühle hat am Dienstag den Handel an der Wall Street geprägt. Zunächst sorgten die Alarmsignale aus Spanien auch in New York für Unruhe: Das hoch verschuldete Euro-Land räumte massive Probleme ein, an den Finanzmärkten überhaupt noch an frisches Geld zu kommen. Neben diesem immer akuter werdenden Brandherd in der Euro-Zone trieb die Anleger die ernüchternde Erkenntnis um, dass selbst Deutschland als Konjunkturlokomotive der Währungsgemeinschaft die Krise zu spüren bekommt.
Im Handelsverlauf keimte dann aber Hoffnung auf, die sich aus überraschend robusten Zahlen vom US-Dienstleistungssektor speiste. Die Börsenbarometer pendelten uneinheitlich zwischen Plus und Minus.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte pendelte im Verlauf zwischen einem Hoch von 12.147 und einem Tief von 12.072 Punkten. Er ging 0,2 Prozent fester bei 12.128 Zählern aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,6 Prozent auf einen Schlussstand von 1285 Stellen. Die Technologiebörse Nasdaq stieg um 0,7 Prozent auf 2778 Punkte. In Frankfurt ging der Dax 0,2 Prozent schwächer bei 5969 Punkten aus dem Handel.
Wie in Europa lastete Spaniens Eingeständnis massiver Refinanzierungsprobleme auch in den USA auf dem Börsengeschäft. Die eiligst anberaumten Krisengespräche der sieben größten Industriestaaten (G7) ließen die Händler zudem bei der Frage nach den Konsequenzen weitgehend ratlos zurück: Die US-Regierung erklärte, die G7-Finanzminister hätten über die Entwicklungen der Weltwirtschaft sowie der Finanzmärkte beraten und die politischen Reaktionen darauf erörtert.
Hoffnung schöpften die Investoren in den USA schließlich aus der für die heimische Wirtschaft so wichtigen Service-Branche. Die Geschäfte der Dienstleister gewannen zur Überraschung der Analysten leicht an Fahrt. Der an den Finanzmärkten viel beachtete ISM-Service-Index stieg um 0,2 auf 53,7 Punkte. Analysten hatten im Schnitt einen unveränderten Wert von 53,5 Punkten vorhergesagt.
"Europa bereitet uns natürlich Sorgen und führt schon seit Wochen zu Aktienverkäufen", sagte Peter Boockvar von Miller Tabak & Co. Angesichts von so viel Börsen-Zurückhaltung sei schon eine nur etwas besser als erwartet ausgefallene Zahl aus dem Dienstleitungsgewerbe eine Erleichterung. "Der Markt hat große Angst vor den Konjunkturdaten." Selbst wenn sie ungefähr wie vorhergesagt ausfielen, führe dies zu einem Stoßseufzer - weil sie immerhin nicht die Prognosen verfehlten.
Die zuletzt schwer gebeutelten Bankaktien gehörten am Dienstag zu den gefragten Titeln. So legten Morgan Stanley und Citigroup 3,7 Prozent zu. Bank of America schaffte es auf ein Plus von 2,8 Prozent, während sich Goldman Sachs mit einem Gewinn von 1,3 Prozent begnügen musste.
Bei den Einzelwerten lag das Augenmerk der Anleger wieder einmal auf Facebook. Die Aktie verlor 3,9 Prozent. Eine Studie hatte ergeben, dass Werbung auf Facebook bislang wenig Wirkung zeigt. Ein Drittel der Facebook-Mitglieder in den USA verbringen zudem weniger Zeit in dem weltgrößten Internet-Netzwerk als noch vor einem halben Jahr.
Quelle: ntv.de, rts/DJ