Kongress macht Rally möglich Wall Street klettert hoch
25.09.2008, 22:25 UhrDer Kongress hat sich zusammengerauft: Ein Rettungspaket für die kaputte amerikanische Finanzindustrie wird kommen – die Details sind noch nicht bekannt. Die Wall Street weiß bisher nur von einer „fundamentalen Einigung“, die den Börsen zunächst einen gehörigen Schub gab.
Der Dow-Jones-Index kletterte zeitweise um mehr als 300 Punkte, bevor es Anlegern dann doch mulmig wurde: Am Ende blickten die Blue Chips auf ein Plus von 196 Zählern oder 1,8 Prozent und schloss bei 11.022 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index schloss mit einem Plus von 23 Zählern oder zwei Prozent bei 1.209 Punkten. Die Hightech-orientierte Nasdaq führt seit Tagen ein Schattendasein, schloss aber ebenfalls mit einem Plus von 30 Zählern oder 1,4 Prozent bei 2.186 Punkten.
Für alle Indizes hatte es im Tagesverlauf deutlich besser ausgesehen, doch wirklich überraschend kam der Rückzug in den letzten Handelsminuten nicht. Zuviel Unsicherheit besteht nicht nur in Bezug auf die Details des Rettungspaketes, sondern auch dessen Wirkung und die letztlichen Kosten für den Steuerzahler und die Konjunktur.
Auch hat die Wall Street Vorbehalte gegen zwei Kompromissen gegenüber der ursprünglichen Vorlage der Republikaner: Dass die Regierung das Geld möglicherweise in zwei Chargen zahlen will, wird ebenso kritisiert wie die Tatsache, dass die Regierung für ihre finanzielle Hilfe Anteile an den jeweiligen Unternehmen bekommen soll. Der Wall Street wäre offensichtlich ein reines 700 Mrd. Dollar schweres Geschenk ohne jede Vorbehalte lieber gewesen man hätte es nie durchsetzen können.
Zudem konnte das Rettungspaket nicht darüber hinwegtäuschen, dass aktuelle Nachrichten aus dem konjunkturellen Umfeld weiter schwach sind:
Aus dem Immobiliensektor erfährt man, dass die Verkäufe von Neubauten auf den tiefsten Stand seit 17 Jahren gefallen sind; vom Arbeitsmarkt wird gemeldet, dass die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung deutlich gestiegen sind und auf dem höchsten Stand seit sieben Jahren notieren.
Die Bestellungen langlebiger Güter sind derweil im vergangenen Monat um 4,5 Prozent gefallen und damit deutlich stärker als befürchtet worden war.
Weitere schlechte Nachrichten kamen von einem der wichtigsten Konzerne des Landes: General Electric spricht eine Gewinnwarnung aus und setzt seine geplanten Aktienrückkäufe aus. Das Unternehmen erklärt, die Finanzsparte leider zu sehr unter der aktuellen Krise, man sei um die Kreditwürdigkeit besorgt und halte sich deshalb zurück. Die Aktie von GE verbesserte sich nach anfänglichen Verlusten um 6,2 Prozent – allein wegen der Aussichten auf das Paket aus Washington.
Zu den Gewinnern gehörten aus demselben Grund auch die Finanzpapiere: JP Morgan kletterte um fast neun Prozent, die Aktien der kaputten Hypotheken-Finanzierer Fannie Mae und Freddie Mac sowie Lehman Brothers holten bis zu 40 Prozent.
Das Papier von American International Group konnte sich hingegen nicht freischwimmen: AIG schloss mit einem Abschlag von fast neun Prozent, nachdem der frühere CEO Hank Greenberg den Verkauf großer Unternehmensteile anekündigt hat, die man zur Gewinnung liquider Mittel losschlagen müsse.
Quelle: ntv.de