Marktberichte

Steiler Fall zum Schluss Wall Street knickt ein

Zunächst sah es danach aus, als wären die Anleger an den amerikanischen Börsen von der Unsicherheit um die Autobauer, den schlechten Zahlen aus dem Einzelhandel und weiteren Entlassungen unbeeindruckt. In der letzten Handelsstunde stürzten die Kurse dann aber ab.

Der Dow-Jones-Index verlor 215 Zähler oder 2,5 Prozent auf 8.376 Punkte. Der S&P-500-Index brach um 26 Zähler oder 2,9 Prozent auf 845 Punkte ein. Die Hightech-orientierte Nasdaq sackte um 47 Zähler oder 3,1 Prozent auf 1.446 Punkte ab.

Die Konjunkturdaten fielen besser aus als erwartet. Die wöchentlichen Erstantr äge auf Arbeitslosenunterstützung gingen um 21.000 auf 509.000 zurück. Analysten hatten mit einem Anstieg gerechnet. Der Vier-Wochen-Durchschnitt kletterte aber auf das höchste Niveau der letzten 16 Jahre. Am Freitag werden die Arbeitsmarktdaten für den November bekannt gegeben, wobei der Verlust von 340.000 Stellen erwartet wird.

Die Fabrikbestellungen sind im Oktober um 5,1 Prozent gesunken. Dies ist zwar der stärkste Rückgang der vergangenen acht Jahre, allerdings hatten Experten mit einem noch steileren Fall gerechnet.

Der Ölpreis hat den fünften Tag in Folge nachgegeben und schloss bei einem Preis von 43,56 Dollar pro Fass. Der Rohstoff hat zuletzt vor knapp vier Jahren so wenig gekostet und noch vor sechs Monaten haben die Händler 100 Dollar mehr pro Fass bezahlt.

Die Anleger konzentrierten sich am Donnerstag auf die Aussage der Autobauer vor dem Kongress, wo General Motors vier Mrd. und Chrysler sieben Mrd. Dollar forderten. Das Geld wird noch vor Jahresende benötigt, um einen Konkurs abzuwenden. Zusätzlich benötigt GM weitere acht Mrd. Dollar im ersten Quartal des nächsten Jahres und eine Kreditlinie für den Fall, dass sich die Kapitalsituation weiter verschlechtern sollte. Ford ben ötigt derzeit kein Geld, fordert aber ebenfalls eine Kreditlinie. Insgesamt bittet die Branche um einen Kredit in Höhe von 34 Mrd. Dollar.

Die Kongressabgeordneten äußerten sich zunächst skeptisch und wenig überzeugt von der Präsentation der Konzernchefs. Allerdings scheinen sie darin einig, dass ein Bankrott der Branchenriesen nicht in Frage kommt. Eine Entscheidung wird allerdings erst kommende Woche erwartet, wenn der gesamte Kongress wieder in Washington sein wird. Unterdessen stürzte die Aktie von GM um 16 Prozent ab und die von Ford fiel um sieben Prozent.

Ansonsten machte der Arbeitsmarkt den Anlegern Sorgen, denn erneut wurden Stellenabbauten angekündigt. Der Mobilfunkanbieter AT&T will 12.000 Arbeitsplätze streichen und der Chemiekonzern DuPont entlässt 2.500 Angestellte und 4.000 Leiharbeiter. Damit reagieren die Konzerne auf die veränderte Nachfragesituation in Folge der Krise.

Normalerweise ist der Einzelhandel zu dieser Zeit eine erste Anlaufstelle für Übergangsjobs, doch in diesem Jahr stellen die Läden kaum Aushilfskräfte ein. Angesichts der miserablen Verkaufszahlen für November ist dies auch nicht weiter verwunderlich, denn es wurde auf gleicher Fläche im Schnitt 2,7 Prozent weniger verkauft als vor einem Jahr.

Eine Ausnahme stellte einmal mehr Wal-Mart dar, wo die Verkäufe um 3,4 Prozent stiegen. Die Verbraucher haben von den niedrigen Spritpreisen profitiert und haben das gesparte Geld in Schnäppchen bei der Billigkette investiert. Die Papiere von Wal-Mart stiegen um 1,3 Prozent, während die Branche allgemein trotz der schwachen Zahlen zulegte.

Ein weiteres Blue-Chip-Unternehmen, Merck, gab eine Gewinnwarnung heraus. Der Pharmakonzern wird aufgrund des Verkaufs der Rechte an einigen wichtigen Medikamenten im kommenden Jahr nur noch zwischen 3,15 Dollar und 3,30 Dollar pro Aktie verdienen. Dies ist deutlich weniger als von Experten erwartet und so gab die Aktie um 5,5 Prozent nach.

Im Bankensektor übernimmt Capital One Financial die Bank Chevy Chase für 520 Mio. Dollar. Auch Citigroup hatte Interesse an Chevy Chase gezeigt. Der Vorstand von Citigroup überlegt außerdem, in diesem Jahr auf die Boni zu verzichten. Die Aktie der ehemals weltgrößten Bank fiel um 5,4 Prozent.

Quelle: ntv.de

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