Gewinne schmelzen Wall Street lastet auf Dax
27.12.2007, 18:20 UhrSchwache US-Konjunkturdaten haben die Kauflaune der Anleger am deutschen Aktienmarkt getrübt. Zwar konnte sich der Dax nach der Weihnachtspause bei ruhigem Handel über der Marke von 8000 Punkten halten. Allerdings gab er am Nachmittag einen Teil seiner anfänglichen Gewinne wieder ab. Am Vormittag hatte der Index noch 0,8 Prozent zugelegt und war damit bis auf rund 90 Punkte an das am 13. Juli aufgestellten Allzeithoch von 8151 Zählern gestiegen. Bei Handelsschluss lag der Dax 0,45 Prozent höher bei 8038 Punkten. Der MDax legte 0,47 Prozent auf 9786,68 Zähler zu. Auch die Technologie-Titel schlossen im Plus: Der TecDax gewann 0,33 Prozent auf 975,23 Punkte.
In den USA stagnierte im November der Auftragseingang bei langlebigen Gütern, während Analysten ein Plus erwartet hatten. Zudem wurden mehr Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt, als die Experten prognostiziert hatten. "Die Zahlen sehen nicht gut aus, die Amerikaner haben eine schwere Zeit vor sich. Das sieht nach einer harten Landung aus", erklärte ein Händler. Für ein wenig Entspannung sorgten im weiteren Handelsverlauf Daten, denen zufolge die Konsumenten in der weltgrößten Volkswirtschaft optimistischer sind als erwartet.
Belastet wurde der Aktienmarkt zudem von dem tödlichen Attentat auf die pakistanische Oppositionspolitikerin Benazir Bhutto. "Wie bei Anschlägen dieser Art zu erwarten, ist der Markt abgesackt", sagte ein Börsianer. Im Gegenzug stieg der Preise für das als sichere Anlage geltende Gold an.
Insgesamt berichteten Händler am einzigen vollen Handelstag zwischen Weihnachten und Neujahr von einem ruhigen Geschäft. "Ich lege eher die Füße hoch", sagte ein Börsianer mit Blick auf geringe Handelsumsätze und nur wenige Nachrichten von der Unternehmensseite. Kleinere Orders genügten schon, um die Kurse einzelner Aktien zu bewegen, erklärten Händler.
Die Geldspritze für die US-Investmentbank Merrill Lynch aus Singapur wurde meist positiv aufgenommen. "Das bringt Fantasie an den Markt, dass sich die Staatsfonds auch an anderen Banken beteiligen", sagte ein Börsianer. Deutsche-Bank-Aktien kletterten 1,5 Prozent. Einige Börsianer warnten aber, dass offenbar das US-Finanzsystem ohne die Hilfe der asiatischen Staatsfonds große Probleme hätte. Insgesamt verschafft sich Merrill Lynch bis zu 7,5 Milliarden Dollar frisches Kapital, wobei der größte Batzen vom singapurischen Staatsfonds Temasek kommt.
Den höchsten Tagesgewinn im Dax verbuchten Tui mit einem Plus von 2,4 Prozent. Die seit Montag im Londoner "Footsie"-Index gelisteten Aktien der Reisetochter TUI Travel führten zeitweise mit einem Plus von bis zu drei Prozent die Gewinnerliste im britischen Standardwerte-Index an. Gekauft wurden zudem die Anteilsscheine der Deutschen Börse, die 2,2 Prozent zulegten. "Viele Analysten erwarten ein volatiles Jahr 2008. Davon würden auch die Börsenbetreiber profitieren", sagte ein Händler. Gefragt waren auch MAN-Papiere, die 1,3 Prozent zulegten. Händler verwiesen auf die bereits vor Weihnachten von MAN bekanntgegebene Erhöhung des Stimmrechtsanteils am schwedischen Konkurrenten Scania. "Das schürt erneut Fantasien über eine Lkw-Allianz", sagte ein Börsianer.
Metro stiegen 0,2 Prozent, nachdem der Verkauf von zwölf Supermärkten für insgesamt 243 Mio Euro an die israelische Delek Real Estate bekanntgegeben wurde. Optimistische Aussagen des Continental-Chefs
Manfred Wennemer zum vierten Quartal waren laut Händlern eingepreist. Continental gaben 0,9 Prozent nach. VW waren mit minus zwei Prozent Tagesverlierer: Hier berichteten Händler von Gewinnmitnahmen nach der beeindruckenden Kurs-Rally der vergangenen Monate.
Im TexDax brachen die Aktien von Adva Optical nach der dritten Gewinnwarnung in diesem Jahr um 17,7 Prozent auf 3,39 Euro ein. Der Konzern hatte am Freitagabend erklärt, für das vierte Quartal einen Betriebsverlust von 12,5 bis 15,5 Millionen Euro zu erwarten. Bislang war der Netzwerkausrüster von einem Gewinn in einer Spanne von 2,1 bis 4,6 Millionen Euro ausgegangen.
Deutliches "Window-Dressing" bewegte vor allem die Nebenwerte: Hierbei nutzen institutionelle Investoren kurz vor dem Jahreswechsel die Gelegenheit, ihre Portfolios mit den Kursgewinnern des zu Ende gehenden Jahres noch etwas aufzupeppen. So sprangen im MDax Arques um 5,4 Prozent, Gildemeister um 2,1 Prozent, Premiere um 3,7 Prozent und Pfleiderer um 3,2 Prozent. Ein Auftrag von mehr als 200 Mio Euro für den Bau einer Pipeline in Katar sorgte laut Händlern für Käufe in der Salzgitter-Aktie, die 1,9 Prozent gewannen.
Quelle: ntv.de