Börse trotzt dem Arbeitsmarkt Wall Street legt Rally hin
05.12.2008, 22:20 UhrZunächst sah es nach einem weiteren schwachen Tag für die amerikanischen Börsen aus, denn die Arbeitslosenzahlen schockierten: Im November ist über eine halbe Million an Arbeitsplätzen abgebaut worden. Allerdings fanden die Anleger am Nachmittag wieder zu ihrem Optimismus zurück, die Indizes legten zum Wochenschluss eine Rally hin.
Der Dow-Jones-Index stieg um 259 Zähler oder 3,1 Prozent auf 8.635 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index kletterte um 31 Zähler oder 3,7 Prozent auf 876 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq legte um 64 Zähler oder 4,4 Prozent auf 1.509 Punkte zu. Auf Wochensicht haben die Indizes dennoch um zwei Prozent nachgegeben.
Am amerikanischen Arbeitsmarkt sind im November 533.000 Stellen verloren gegangen. So hohe Stellenverluste hatte es zuletzt vor 34 Jahren gegeben und bisher nur drei Mal seit Beginn der Datenerfassung. Die Arbeitslosenquote ist auf 6,7 Prozent angestiegen. Zuletzt war sie 1993 auf diesem Stand.
Besonders viele Jobs wurden im Servicesektor vernichtet. Und obwohl Experten weiterhin erwarten, dass die Zahl der Stellenstreichungen auch im Dezember hoch bleibt, machte sich zum Ende des Tages langsam Hoffnung breit, dass dies nun der Tiefpunkt sei und es schon Anfang nächsten Jahres wieder aufwärts gehen könnte.
Am Vormittag hatten aber Daten vom Immobilienmarkt die Kurse zusätzlich belastet, denn die Zahl der Hypotheken, bei denen die Hauseigentümer in Zahlungsverzug geraten waren, ist auf ein neues Allzeithoch angestiegen. Im dritten Quartal war bei 6,99 Prozent aller Hypotheken mindestens eine Zahlung überfällig. Besonders schlimm sieht es im Subprime-Sektor aus, hier ist jeder fünfte Kunde in Verzug.
Der Ölpreis hat in dieser Woche den steilsten Fall seit 1991 hinter sich und hat um 25 Prozent verloren. Zum Wochenende kostete ein Fass Öl noch 40,81 Dollar pro Fass, da die Arbeitslosenzahlen auch hier eine Belastung waren. Außerdem hält ein Analyst bei Merrill Lynch einen Preis von 25 Dollar pro Fass für möglich.
Der Finanzsektor zog die Indizes dann aber nach oben, denn die Versicherung Hartford Financial erklärte, die Kapitalsituation bei dem Unternehmen sei gut und der Gewinn im laufenden Jahr falle deutlich höher aus als bisher angenommen. Außerdem kam Hoffnung auf, dass Regulierungen für den Versicherungssektor über das Wochenende gelockert werden könnten. Die Aktie von Hartford schoss daraufhin um sagenhafte 104 Prozent nach oben. Davon wurden auch andere Finanzpapiere inspiriert und Citigroup legte um 4,2 Prozent zu, während J.P. Morgan um 7,3 Prozent stieg.
Der Flugzeugbauer Boeing wird den Auslieferungstermin für das neue Flaggschiff 787 zum vierten Mal verschieben, erwarten Experten. Dieses Mal ist der Streik der Maschinisten an der Verzögerung Schuld, doch das eigentliche Problem seien die hohen Ambitionen mit einem sehr engen Zeitplan bei gleichzeitiger Auslagerung der Produktion des Flugzeugs gewesen. Die Aktie stieg aber um knapp ein Prozent an.
Die Autobauer sagten vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses aus und versuchten weiter, die Abgeordneten von einem Kredit für die Branche zu überzeugen. Dabei sind General Motors und Chrysler einer Fusion nicht abgeneigt, falls dies die Voraussetzung dafür sei. Allerdings bezweifeln immer mehr Experten, dass der Effekt eines Konkurses der Unternehmen einen großen Effekt auf die Börsen hätte und so sinkt die Hoffnung auf Rettung. Die Papiere von GM fielen um 1,9 Prozent.
Quelle: ntv.de