Microsoft sei Dank Wall Street mit Schlussspurt
18.10.2002, 22:10 UhrAn der Wall Street wollten die Anleger zum Wochenschluss eigentlich ihre Gewinne einsammeln. Nach einem Anstieg des Dow Jones um knapp 1.000 Punkte in den vergangenen Tagen sei das auch „gesund“, so ein Händler. Das gute Microsoft-Ergebnis sorgte nach schwachem Start aber doch noch für steigende Kurse. Der Dow Jones legte 0,6 Prozent auf 8.322 Punkte zu, für die Nasdaq ging es 1,2 Prozent auf 1.288 Zähler nach oben.
Es sei Wochenende und die Aufwärtsbewegung der vergangenen Woche sei wohl ein bisschen übertrieben gewesen, so Arthur Hogan von Jefferies & Co. Die Anleger würden ihre Gewinne mit ins Wochenende nehmen und das sei ein normaler Vorgang, nach einer derart rasanten Rally. Bislang sei die Berichtssaison gut verlaufen, man könne daher hoffen, dass sich der Aufwärtstrend weiter fortsetze. Bislang haben 173 der im Standard & Poor’s 500 Unternehmen notierten ihre Zahlen vorgelegt. Davon haben nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstituts Thomson Financial First Call 61 Prozent die Erwartungen der Analysten übertroffen.
Die deutlich besser als erwarteten Zahlen des Softwareriesen Microsoft ignorierten die Anleger denn auch. Das bei Seattle ansässige Unternehmen hatte am Donnerstagabend nach Börsenschluss seine Zahlen vorgelegt. Im abgelaufenen Quartal hat der Branchenprimus seinen Gewinn auf 50 Cent je Aktie nach 23 Cent im Vorjahresquartal gesteigert und damit die Prognosen der Analysten deutlich übertroffen. Die Experten hatten durchschnittlich mit einem Überschuss von 43 Cent gerechnet. Der Microsoft-Umsatz stieg auf 7,75 von 6,13 Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr erhöhte das Unternehmen zudem seine Prognosen. Die Aktie legte 4,7 Prozent auf 53,15 Dollar zu.
Das Internet-Auktionshaus eBay hat im dritten Quartal seinen Gewinn auf 21 Cent je Aktie nach 7 Cent im Vorjahresquartal gesteigert. Ohne Einmaleffekte betrug der Gewinn 22 Cent je Aktie und lag damit über den Analystenprognosen von 20 Cent. Die Aktie schloss mit 3,1 Prozent bei 59,96 Dollar im Plus.
Der Computerhersteller Sun Microsystems hat im abgelaufenen Quartal mit einem Verlust von 4 Cent je Aktie die Erwartungen getroffen. Außerdem soll der Sparkurs fortgesetzt werden: Sun hat den Abbau von weiteren elf Prozent der Stellen angekündigt. Die Aktie fiel 8,4 Prozent auf 2,74 Dollar.
Einen Gewinneinbruch um 40 Prozent auf 28 Cent je Aktie verbuchte dagegen das Biotechunternehmen Biogen. Grund des Einbruchs sei die schwächere Nachfrage nach ihrem einzigen auf dem Markt befindlichen Medikament, dem Multiple-Sklerose-Mittel Avonex, so das Unternehmen. Vor Sonderposten lag der Gewinn bei 37 Cent je Aktie und damit 2 Cent über den Analystenerwartungen. Die Aktie schloss mit 10,3 Prozent bei 36,81 Dollar über dem Vortagesschluss.
Der Telekomausrüster Tellabs hat seinen Verlust im abgelaufenen Quartal auf 22 Cent je Aktie nach 12 Cent im vergleichbaren Vorjahreszeitraum ausgeweitet. Ohne Sondereffekte wie Restrukturierungskosten hat der Verlust bei 4 Cent je Aktie gelegen. Analysten hatten mit einem Fehlbetrag von 6 Cent je Aktie gerechnet. Für das Papier ging es 9,4 Prozent auf 6,03 Dollar nach oben.
UAL Corp., die Muttergesellschaft der zweitgrößten US-Fluglinie United Airlines, hat im dritten Quartal einen Verlust von 15,57 Dollar je Aktie eingeflogen nach 21,43 Dollar im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Vor Sonderposten lag der Verlust des Unternehmens bei 8,82 Dollar je Aktie und damit deutlich über den Analystenerwartungen von 7,42 Dollar je Aktie. Die Aktie schloss nach einem kräftigen Kurseinbruch zu Handelsbeginn nur noch mit 1,2 Prozent im Minus bei 1,71 Dollar. Für die Erholung dürfte die Nachricht gesorgt haben, dass vier der fünf beteiligten Gewerkschaften bereits Zustimmung zum Sanierungsplan des Managements signalisiert hätten. Dieser sieht unter anderem Lohnkürzungen um insgesamt rund eine Milliarde Dollar vor.
Der Zulieferer von Autoteilen Visteon hat im abgelaufenen Quartal seinen Verlust vor Sonderposten auf 27 Cent je Aktie nach 57 Cent im Vorjahresquartal eingegrenzt. Das Unternehmen gehörte bis zum Jahr 2000 zu dem Autobauer Ford. Das Papier brach 4,8 Prozent auf 6,99 Dollar ein.
Auch von der Konjunkturseite gab es am Freitag Nachrichten. Das Defizit im US-Außenhandel ist im August auf 38,46 Milliarden Dollar gestiegen, Analysten hatten nur mit einer Lücke von 35,58 Milliarden Dollar gerechnet. Die US-Verbraucherpreise sind im September um 0,2 Prozent und damit im Rahmen der Erwartungen gestiegen.
Quelle: ntv.de