Marktberichte

Pause von der Rekordjagd Wall Street muss verschnaufen

Glänzende Zahlen, maue Reaktion

Glänzende Zahlen, maue Reaktion

(Foto: REUTERS)

Schwache Daten vom US-Einzelhandel drücken auf die Kauflaune. Da helfen auch keine guten Zahlen von den großen Finanzinstituten. Den New Yorker Börsen geht in der dünnen Höhenluft die Luft aus.

Bei ihrer Rekordjagd ist der Wall Street die Puste ausgegangen. Nachdem der Dow-Jones-Index und der S&P-500-Index im Wochenverlauf einen Höchststand nach dem anderen markiert hatten, belastete nun vor allem die Zurückhaltung der Verbraucher die Stimmung und drückte das Sentiment ins Minus. Sowohl die Einzelhandelsumsätze im März als auch der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan für April sind stärker gesunken als erwartet. Auch die überraschend stark gestiegenen Gewinne von J.P. Morgan und Wells Fargo - beide haben vorbörslich ihre Zahlen für das erste Quartal vorgelegt - konnten den Markt nicht stützen. Statt auf die sprudelnden Gewinne konzentrierten sich Anleger auf die leicht gesunkenen Einnahmen und schickten beide Aktien ins Minus.

Belastet von sinkenden Inflationssorgen stürzte der Goldpreis regelrecht ab und schloss auf dem tiefsten Stand seit Juli 2011. Am Markt war von panikartigen Verkäufen die Rede. Nachdem das Edelmetall zeitweise sogar bis auf 1.483 Dollar gefallen war, erholte es sich aber im Laufe des Handels wieder leicht und lag zum Settlement 4,1 Prozent im Minus bei 1.501 Dollar. Anleger verkauften das Edelmetall, da sie ein Ende des zwölfjährigen Aufwärtstrends befürchten, hieß es am Markt. In jüngster Zeit hatten bereits zahlreiche Analysten zur Vorsicht gemahnt. Goldman Sachs hatte innerhalb von sechs Wochen zwei Mal die Prognose für den Goldpreis gesenkt und auch die Deutsche Bank, J.P. Morgan und Societe Generale hatten ihre Erwartungen reduziert.

Zusätzlich belasteten Sorgen, die zyprische Notenbank könnte zur Stabilisierung der Staatsfinanzen ihre Goldreserven verkaufen. Dieser Schritt könnte zur Blaupause bei der Lösung weiterer Staatsschuldenkrisen verwendet werden, merkte Analyst Adam Klopfenstein von Archer Financial Services an.

Am Aktienmarkt belasteten insbesondere die gesunkenen Einzelhandelsumsätze. Im März sind sie mit 0,4 Prozent stärker gefallen als erwartet. Prognostiziert wurde ein Minus von 0,1 Prozent nachdem die Kennzahl im Februar noch um 1,1 Prozent zugelegt hatte. Bestätigt wurde der Abwärtstrend auch von dem unerwartet schwachen Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan. Er sank überraschend auf 72,3 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit 9 Monaten, Experten hatten mit 79 Punkten gerechnet.

Die schlechten Konjunkturdaten würden auf eine deutlichere und schnellere Abschwächung der US-Wirtschaft hinweisen als bislang vom Markt erwartet, sagte Analyst Millan Mulraine von TD Securities. Weniger pessimistisch interpretierte Analyst Dominic Konstam von der Deutschen Bank die Daten. Sie würden bislang nicht auf einen deutlichen Abschwung hinweisen, sagte er. Man könne die Entwicklung weitgehend mit temporären Effekten wie dem kalten Wetter begründen. Zudem dürften sich auch die Ausgabenkürzungen der US-Regierung auf den Konsum ausgewirkt haben.

Zusätzlich belasteten die gesunkenen Wachstumserwartungen des Internationalen Währungsfonds für die US-Wirtschaft. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf einen Entwurf des demnächst anstehenden Weltwirtschaftsausblicks berichtete, rechnet der IWF für 2013 nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,7 Prozent. Zuvor war sie noch von einem Anstieg um 2 Prozent ausgegangen.

Diese negative Nachrichtenlage drückte den Dow-Jones-Index zwischenzeitlich bis auf 14.791 Punkte. Im späten Handel kam es dann allerdings zu einer Erholung und der Index schloss kaum verändert bei 14.865 Punkten. Der S&P-500 gab um 0,3 Prozent auf 1.589 Punkte nach, der Nasdaq-Composite fiel um 0,2 Prozent auf 3.295 Punkte. Das Umsatzvolumen stieg auf 0,70 (Donnerstag: 0,64) Milliarden Aktien. Auf 1.194 (1.873) Kursgewinner kamen 1.821 (1.175) -verlierer, während 146 (111) Titel unverändert schlossen.

Trotz höher als erwarteter Gewinne im ersten Quartal standen die Aktien von J.P. Morgan und Wells Fargo unter Abgabedruck. J.P. Morgan verloren 0,6 Prozent und Wells Fargo 0,8 Prozent. Belastend wirkte hier vor allem der leichte Umsatzrückgang bei den Banken. Zudem verloren auch Titel aus dem Wehrtechniksektor. Nachdem der Rüstungskonzern Harris Anleger wegen Unsicherheiten beim US-Staatshaushalt und entsprechender Kürzungen im Wehretat mit einer Gewinnwarnung geschockt hatte, büßte die Aktie 5,4 Prozent ein. Im Schlepptau ging es auch für andere Werte, die am Tropf des Verteidigungsministeriums hängen, bergab: Die Aktien von General Dynamics verloren 1 Prozent und Computer Sciences 3,8 Prozent.

Gesucht waren dagegen die Papiere von Blackberry. Nachdem der Kurs am Vortag wegen Berichten über niedrige Verkaufszahlen beim Smartphone Z10 unter Druck geraten war, erholte sich die Aktie mit einem Plus von 0,7 Prozent nun wieder etwas. Das Unternehmen hatte angekündigt sich bezüglich der falschen und irreführenden Berichte bei den Aufsichtsbehörden zu beschweren.

Der Euro geriet wegen der Unsicherheiten in Zypern im Verlauf unter Abgabedruck. Nach seinem jüngsten Höhenlauf ging es bis auf 1,3036 Dollar nach unten. Im späten US-Handel notierte die Gemeinschaftswährung leicht erholt bei 1,3103 Dollar. Zur Vorsicht der Investoren passte auch das Interesse an US-Anleihen. Die Papiere profitierten von den wieder gestiegenen Sorgen über die Stabilität der zyprischen Staatsfinanzen und vom gesunkenen US-Verbrauchervertrauen. Die Rendite der zehnjährigen Titel fiel um sieben Basispunkte auf 1,73 Prozent.

Der Ölpreis setzte die Abwärtsbewegung vom Vortag mit großen Schritten fort. Nach der reduzierten globalen Ölnachfrageprognose der Internationalen Energieagentur (IEA) für das laufende Jahr vom Vortag verstärkten sich die Nachfragesorgen am Markt weiter. Das Barrel Öl der Sorte WTI sank um 2,4 Prozent auf 91,29 Dollar zum Settlement, das ist der tiefste Stand seit rund einem Monat. Zusätzlich drückten die schwachen US-Konjunkturdaten auf den Ölpreis.

Quelle: ntv.de, rts

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