Endlich Bescherung! Wall Street packt aus
21.12.2007, 22:25 UhrAnlegern an den US-Börsen muss es so vorgekommen sein, als wäre schon Weihnachten. Angetrieben von Merrill Lynch und Research in Motion legten die Märkte eine starke Rally hin, die sogar die Verluste vom Anfang der Woche mehr als ausglich. Auch die Kauflust der Verbraucher trug zur Feierlaune bei.
Der Dow-Jones-Index legte 1,6 Prozent zu und schloss mit 13.450 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index kletterte um 1,7 Prozent auf 1.484 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq schloss mit einem Plus von 1,9 Prozent bei 2.692 Punkten.
Insgesamt ging es für den Dow und den S&P-500 in dieser Woche um ein Prozent nach oben, die Nasdaq verbesserte sich dank Oracle und Research in Motion sogar um mehr als zwei Prozent.
Die Notenbank beruhigt die Finanzmärkte, denn sie will so lange wie nötig Auktionen mit kurzfristigen Krediten abhalten. Am Montag und Donnerstag wurden so bereits 20 Mrd. Dollar versteigert. Die Nachfrage sank dabei am Donnerstag leicht. Am 4. Januar wird die Fed bekannt geben, wie hoch die Summe der Kredite bei den nächsten zwei Auktionen sein wird.
Unterdessen wurde bekannt, dass ein Fond, der zur Rettung von in die Krise geratenen Kreditanlagen geformt werden sollte, nicht eingerichtet wird. An den Plänen zu dem Fond waren die Bank of America und Citigroup auf Bankenseite, sowie J.P. Morgan Chase und BlackRock bei den Investmenthäusern beteiligt. Genaueres soll am Montag bekannt gegeben werden.
Die Konjunkturdaten waren gemischt. Obwohl die Kernrate der Konsumgüterinflation weniger stark als erwartet um 0,2 Prozent gestiegen ist, steigt damit die Jahresinflation auf 2,2 Prozent. Das ist deutlich höher als von der Fed angepeilt.
Das Verbrauchervertrauen ist im Dezember dagegen leicht gestiegen, allerdings ist es mit 75,5 Punkten immer noch auf einem Zwei-Jahres-Tief. Und der Anstieg ist laut Experten so gering, dass abzuwarten bleibt, ob die Stimmung sich tatsächlich aufhellt.
Ein bisschen aber scheint es zumindest so, wenn man sich die Kauflust der Amerikaner anschaut. Die persönlichen Ausgaben übertreffen zum ersten Mal seit 15 Monaten wieder die persönlichen Einnahmen. Während die Einnahmen lediglich um 0,4 Prozent stiegen, wurde 1,1 Prozent mehr Geld ausgegeben. Damit steht die Sparrate bei Minus 0,5 Prozent. An den Märkten sah man dies positiv, da der gestiegene Konsum der Wirtschaft Schub gibt. Allerdings sehen einige Experten dies auch kritisch, schließlich haben die Amerikaner auch in der Vergangenheit nicht viel gespart.
Am Rohstoffmarkt sorgte die Konsumfreude allerdings für Hochstimmung. Der Ölpreis stieg um mehr als zwei Prozent auf 93,31 Dollar pro Fass. Die Händler sorgen sich weniger stark darum, dass die Nachfrage nach Öl aufgrund sparsamer Verbraucher nachlassen könnte.
Der Finanzsektor erhielt am Freitag Auftrieb durch Nachrichten von Merrill Lynch. Die Investmentbank steht laut dem Wall Street Journal kurz vor einer Finanzspritze aus Singapur. Der staatliche Investor Temasek will angeblich mit fünf Mrd. Dollar bei Merrill Lynch einsteigen. Damit würde sich Merrill Lynch bei Citigroup, Morgan Stanley, Bear Stearns und UBS einreihen, die in den vergangenen Wochen ebenfalls ihr Kapital durch Investitionen aus Asien und dem nahen Osten aufgestockt haben. Diese positiven Nachrichten konnten auch Gerüchte über Abschreibungen von weiteren acht Mrd. Dollar wettmachen. Die Aktie stieg um 1,6 Prozent.
Nachdem Oracle am Vortag die Hightechs auf einen Höhenflug geschickt hatte, sorgte Research in Motion (RIM) am Freitag für die Fortsetzung. Der Blackberry-Hersteller konnte im vergangenen Quartal seinen Gewinn mehr als verdoppeln und die Erwartungen der Analysten schlagen. Auch die Aussichten sind deutlich besser als erwartet. Das liegt besonders an einer starken Nachfrage bei den Privatkunden, obwohl RIM sich auch weiterhin auf die Firmenkunden konzentrieren will. Die Aktie konnte 10,7 Prozent zulegen. Die guten Zahlen von Oracle und RIM verscheuchten auch erst einmal die Sorgen darüber, dass die Subprimekrise sich auch auf den Technologiesektor ausweiten könnte.
Der zweitgrößte Elektronikhändler Circuit City enttäuscht die Anleger dagegen. Im abgelaufenen Quartal musste das Unternehmen einen Verlust hinnehmen, der doppelt so groß ausfiel wie erwartet. Das lag zu einem großen Teil an rückläufigen Umsätzen. In Geschäften, die seit mindestens einem Jahr geöffnet sind, gingen die Verkäufe um 5,6 Prozent zurück. Diese Marktanteile konnte sich Konkurrent BestBuy sichern. Aber auch Rabatte bei Flachbildfernsehern schadeten dem Gewinn von Circuit City. Da auch die Aussichten schlechter ausfielen als erwartet, rutschte die Aktie über 27 Prozent ab.
Quelle: ntv.de