Berg- und Talfahrt Wall Street rettet sich
07.02.2008, 22:15 UhrDie Bullen haben den gesamten Donnerstag über heftig gekämpft und hatten große Mühe, die Kurse im positiven Bereich zu halten. Schwache Zahlen vom Arbeitsmarkt, den Häuserverkäufen und dem Einzelhandel zogen die Indizes immer wieder in negatives Terrain. Letztendlich konnte aber ein vierter Tag mit Verlusten verhindert werden.
Der Dow-Jones-Index stieg um 47 Zähler oder 0,4 Prozent auf 12 247 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index kletterte um 10 Zähler oder 0,8 Prozent auf 1337 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq konnte 14 Zähler oder 0,6 Prozent auf 2293 Punkte zulegen.
Die Konjunkturdaten waren alles andere als gut. Am Arbeitsmarkt ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in der vergangenen Woche zwar um 22 000 gesunken, allerdings hatten Experten sich ein deutlicheres Absinken erhofft. Noch mehr negativen Druck kam jedoch daher, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren ist. Diese Schwierigkeiten, einen neuen Job zu finden, schüren die Rezessionsangst.
Auch vom Immobilienmarkt kamen keine guten Daten. Die Zahl der laufenden Häuserverkäufe ist im Dezember um 1,5 Prozent gesunken. Das ist zwar mehr als erwartet, überrascht aber niemand wirklich. Die Anzeichen, dass es auf dem Immobilienmarkt noch keine Erholung gibt, haben sich in letzter Zeit mit sinkenden Verkaufszahlen und einem Preisverfall gehäuft.
Einzig die überraschend schnelle Einigung auf ein Stimuluspaket im Senat war eine gute Nachricht. Zunächst sah es so aus, als würde das Paket durch einen Parteienstreit verzögert werden. Die Demokraten haben auf Druck ihrer Kollegen aus dem Repräsentantenhaus auf die Forderung, die Bezugszeit des Arbeitslosengeldes zu verlängern, verzichtet und lediglich die Empfänger der Rückerstattungen ausgeweitet. Das Paket kostet nun 170 Milliarden Dollar und wird wohl in den nächsten Tagen endgültig verabschiedet werden.
Doch trotz der schlechten Zahlen versuchten die Indizes immer wieder eine Rally. Angeführt wurde diese auch von einer Umkehr der Einzelhandelskurse. Während der Großteil der Einzelhändler zwar die Umsatzerwartungen für Januar verfehlt hatten, legten sie dennoch eine Rally hin. Dafür sorgten Short-Verkäufe und eine Erleichterung am Markt, dass die Ahnung von schlechten Umsätzen, die viele Broker hatten, sich bestätigt hat.
Der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart verpasste das selbst gesteckte Umsatzziel deutlich. Dennoch legte die Aktie um 1,6 Prozent zu. Der größte Rivale Target sah die Verkäufe zu Jahresbeginn um 1,1 Prozent sinken, obwohl nur ein halb so großer Rückgang erwartet worden war. Die Papiere stiegen dennoch um 5,6 Prozent.
Der größte Gewinner war J.C. Penney mit einem Plus von 7,7 Prozent, da die Umsätze nicht so stark gesunken waren wie erwartet. Ähnlich sah es bei der Bekleidungskette The Gap aus, deren Aktie um 6,6 Prozent zulegte. Costco konnte die Umsätze sogar deutlicher steigern als erwartet, die Aktie kletterte um 1,3 Prozent.
Die Baumarktkette Home Depot war einer der größten Gewinner unter den Blue Chips. Das Unternehmen verkaufte 11 Gartencenter an einen Investor aus Florida und will zusätzlich 500 Stellen abbauen, um angesichts der Immobilienkrise die Kosten zu senken. Die Papiere des Unternehmens legten um 2 Prozent zu.
Bei den Luftfahrtunternehmen steht laut mehreren Zeitungen ein Zusammenschluss von Northwest Airlines und Delta Air Lines kurz bevor. Eine Einigung könnte kommende Woche bekannt gegeben werden. Die Aktien von Northwest sanken um 0,3 Prozent, während die von Delta um 2,7 Prozent kletterten.
Der Netzwerkriese Cisco Systems konnte sich von seinen anfänglichen Verlusten erholen, die das Unternehmen nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen erlitten hatte. Das lag daran, dass der Gewinn im vergangenen Quartal zwar um 7 Prozent gestiegen war, doch die Aussichten sehr konservativ waren. Die Prognose für das laufende Quartal wurde gar um ein Drittel zurückgefahren. Am Donnerstag wurde allerdings erläutert, dass man nicht mit einer langen Abschwächung der Geschäfte rechnet, was den Aktienkurs um 0,7 Prozent klettern ließ.
Die Ratingagentur Standard & Poor überlegt aufgrund der steigenden Kritik an den Kreditbewertungsagenturen, sein Ratingsystem zu ändern. Vor einigen Tagen waren die gleichen Überlegungen bei der Ratingagentur Moody's bekannt geworden.
Quelle: ntv.de