Kein "Black Monday" Wall Street schließt bei null
13.08.2007, 16:17 UhrDas gab's zuletzt selten: Der Handel an der Wall Street hatte volatil begonnen und ging dann eher ruhig zu Ende. Die großen Indizes gaben frühe Gewinne im Tagesverlauf sukzessive ab und schlossen nahe der Null-Linie:
Der Dow-Jones-Index gab 3 Zähler oder 0,02 Prozent auf 13 236 Punkt ab, während der marktbreite S&P-500-Index um 0,72 Zähler oder 0,05 Prozent auf 1452 Punkte abrutschte.
Die Hightech-orientierte Nasdaq schloss mit einem Abschlag von 2,6 Zählern oder 0,1 Prozent bei 2542 Punkten.
Dass frühe Gewinne keinen Bestand haben würden, war indes nicht überraschend. Die Kreditkrise beherrscht immer noch das Gespräch auf dem Parkett, zudem mehrere internationale Notenbanken erneut Gold in den Markt gebracht hatten, um die Liquidität aufrecht zu erhalten.
Es sei ohnehin schwer einzuschätzen, wann der Markt genug verkauft hätte, meint Owen Fitzpatrick von der Deutschen Bank. Solange Probleme des Subprime-Marktes in immer neuen Sektoren der Konjunktur auftauchten, könne es durchaus weiter abwärts gehen.
In der Tat stand der Sektor wieder im Mittelpunkt. Die Citigroup soll nach einem Bericht der Financial Times in den vergangenen Wochen im Kreditgeschäft 700 Millionen Dollar verloren haben. Das Brokerhaus Goldman Sachs berichtet, dass der Global Alpha Fond zuletzt 26 Prozent verloren hat und mit einem Zuschuss von 3 Milliarden Dollar gestützt werden muss.
Unter den Großbanken ging es auch für J.P. Morgan weiter abwärts, obwohl die Aktie nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank zunächst im Plus gestartet war.
Der Hypothekenleiher Accredited Home Lenders verlor 33 Prozent seiner Börsenwertes. Erst am Freitag hatte die Aktie steil zugelegt, nachdem die Kartellbehörden einem möglichen Verkauf des Unternehmens an Lone Star zugestimmt hatten. Jetzt ist, wegen der aktuellen Krise im Sektor, Lone Star aber an einem Kauf nicht mehr interessiert – abwärts ging es für das Papier.
Nicht besser sah es im Immobiliensektor aus, wo die Krise bekanntlich ihren Ursprung hat. Der Häuserbauer Hovnanian berichtet, im vergangenen Quartal 31 Prozent weniger Häuser verkauft zu haben. Zudem muss man im laufenden Vierteljahr zwischen 90 und 110 Millionen Dollar abschreiben, weil bereits gekaufte Grundstücke nicht genutzt werden können.
Zu den großen Gewinnern gehörte die Blackstone Group. Nachdem die Aktie seit ihrem Börsengang mehr als 20 Prozent abgegeben hat, meldet man nun gute Quartalszahlen und versucht eine Trendwende für das Papier. Laut dem Quartalsbericht laufen alle Sektoren besser als im (nicht börsennotierten) Vorjahresquartal, und Anleger reagieren mit Zukäufen. Blackstone kletterte um fast 3 Prozent.
Die gute Nachricht des Tages gab es übrigens für die Broker selbst: Die Bonus-Zahlungen für das laufende Geschäftsjahr sollen unter der aktuellen Krise so gut wie gar nicht leiden. Das geht aus einer Umfrage von Johnson Associates hervor. Den jüngsten Verlusten stehen danach sieben starke Monate entgegen, so dass die meisten Finanzjongleure deutlich mehr kassieren dürften als im Vorjahr. Im Private Equity rechnet man mit einem Gehalts- und Bonusplus von 20 Prozent, Brokern und Hedgefond-Manager rechnen mit 15 Prozent und Manager mit 5 bis 10 Prozent mehr. Insgesamt haben Merrill Lynch, Lehman Brothers, Bear Stearns, Goldman Sachs und Morgan Stanley mehr als 45 Prozent des Umsatzes für Gehälter und Boni beiseite gelegt.
Quelle: ntv.de