Wachstumssorgen drücken Wall Street schließt leichter
22.11.2011, 22:26 Uhr
(Foto: REUTERS)
Der Schuldenstreit in Washington, die Probleme in Europa und eine nach unten korrigierte Schätzung zum US-Bruttoinlandsprodukt: An der New Yorker Wall Street dominieren auch am Dienstag die roten Zahlen. Der Dow Jones unterschreitet die Marke von 11.500 Punkten.
Für die Investoren an Wall Street hat es am Dienstag wenige Gründe gegeben, sich stärker zu engagieren. Bei niedrigem Volumen zeigten sich die Aktienkurse im Minus. Der Dow-Jones-Index ging mit einem Minus von 0,4 Prozent bei 11.493 Punkten aus dem Handel. Der S&P-500-Index verlor 0,4 Prozent auf 1188 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-Composite-Index gab um 0,1 Prozent auf 2521 Punkte nach.
Die Schuldenkrise in der Eurozone, ein schwaches US-BIP, die am Montag gescheiterte Suche nach einem Haushaltskompromiss in den USA sowie düstere Prognosen der Federal Reserve - das waren die belastenden Faktoren. Während sich in der Peripherie der Eurozone keine nachhaltige Entspannung andeutete, belastete nun zusätzlich der politische Stillstand in den USA das Sentiment der Investoren. Das Scheitern der US-Sparkommission am Vortag hat die Handlungsunfähigkeit von Demokraten und Republikanern unterstrichen.
Im Sommer hatte bereits das "Drama" um die Anhebung der Schuldengrenze die internationalen Finanzmärkte unter Druck gebracht und die Abstufung der US-Bonität durch Standard & Poor's zur Folge gehabt. Nun könnte Ungemach durch Fitch drohen. Die Ratingagentur wird bis zum Monatsende ihre Überprüfung der US-Bonität abschließen.
Überdies ist das US-Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal schwächer gewachsen als zunächst berichtet. Es erhöhte sich um annualisiert 2,0%, während von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte mit einem Anstieg von annualisiert 2,3% gerechnet hatten. Hinzu kamen noch Aussagen der US-Währungshüter um Fed-Chairman Ben Bernanke bei ihren Beratungen am 1. und 2. November. Sie zeigten sich besorgt über die wirtschaftliche Erholung. Bei einer Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise könnten die Auswirkungen auf die USA übergreifen, doch auch ohne eine solche Belastung dürfte das Wachstum in den kommenden Quartalen moderat blieben.
Etwas Entlastung kam von Seiten des IWF, der ein neues Instrument zur Eindämmung von Finanzkrisen vorgestellt hat. Das Kreditprogramm richtet sich an Staaten, deren Volkswirtschaften eigentlich über "relativ starke" Zahlen verfügen, bei Turbulenzen an den Finanzmärkten aber in den Krisenstrudel gerissen zu werden drohen. Betroffene Länder können sich demnach beim IWF kurzfristig bis zu fünf Mal mehr frisches Geld leihen, als ihnen nach ihrer Einlagequote beim Währungsfonds eigentlich zustünde.
Finanz- und Industriewerte gehörten zu den größten Verlierern im Dow. Bank of America verloren 2,2 Prozent, Boeing 1,9 Prozent und United Technologies 1,4 Prozent.
Bei Hewlett-Packard (HP) lastete ein enttäuschender Ausblick, doch konnte die Aktie stärkere Verluste aus dem Frühhandel reduzieren. Für die Titel ging es um 0,8 Prozent nach unten. Trotz eines Umsatz- und Gewinnrückgangs hat HP die Markterwartungen übertroffen.
Ein Analyst bezeichnete den Ausblick des Unternehmens als "erwartungsgemäß konservativ".
Netflix gerieten mit Aussagen unter Druck, wonach das Unternehmen eine Kapitalerhöhung von 400 Millionen Dollar vornehmen muss. Die Aktie verlor 5,4 Prozent. Dagegen haussierten Brocade Communications mit 13 Prozent. In seinem vierten Geschäftsquartal hat das Unternehmen bei Ergebnis und Umsatz die Erwartungen übertroffen.
Quelle: ntv.de, DJ