Vertrauen und BIP stärker Wall Street schwächer
26.11.2002, 22:15 UhrDie US-Wirtschaft ist im dritten Quartal stärker gewachsen als von Experten erwartet und die Verbraucher schöpfen wieder Vertrauen in die Wirtschaftsentwicklung des Landes - den Aktienmärkten half das allerdings herzlich wenig. Die Anleger hielten sich in der verkürzten Börsenwoche weiter zurück. Der Dow Jones fiel 2,0 Prozent auf 8.676 Punkte, für die Nasdaq ging es 2,5 Prozent auf 1.444 Zähler nach unten.
Das US-Handelsministerium revidierte seine Wachstumsschätzung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach einer ersten Schätzung von 3,1 Prozent auf 4,0 Prozent nach oben. Analysten hatten lediglich ein auf das Jahr hochgerechnetes Wachstum von 3,8 Prozent erwartet. Die Konsumausgaben legten im dritten Quartal gestützt von einer hohen Auto-Nachfrage um 4,1 Prozent zu.
Das US-Verbrauchervertrauen ist im November auf 84,1 Punkte nach 79,6 Punkten im Oktober gestiegen. Experten hatten allerdings mit einem stärkeren Anstieg auf 85,2 Punkte gerechnet. Das Vertrauen der US-Verbraucher in die Entwicklung der US-Wirtschaft ist damit wieder gewachsen, nachdem es im Oktober auf den tiefsten Stand seit 1993 gefallen war.
Das BIP sei zwar etwas besser als erwartet ausgefallen, eine ganz große Überraschung, die dem Markt deutlichen Auftrieb geben könnte, sei jedoch ausgeblieben, so ein Händler. Zudem würden die meisten Experten für das vierte Quartal mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums auf rund 1 Prozent rechnen.
Die Woche werde auch insgesamt wohl sehr ruhig bleiben, wenn größere Überraschung von der Konjunkturseite ausblieben, hieß es weiter. Wegen den Thanksgiving-Feiertages am Donnerstag würden viele Anleger es in dieser Woche ruhig angehen lassen.
Die zweitgrößte Computerhandelskette der Welt, Tech Data, hat ihren Gewinn je Aktie im dritten Quartal auf 57 Cent je Aktie nach 51 Cent im Vorjahreszeitraum gesteigert und damit die Erwartungen von Analysten erfüllt. Für das vierte Quartal reduzierte das Unternehmen allerdings seine Prognosen auf Grund der weiterhin schwierigen Situation auf dem US-Computermarkt. Die Aktie fiel 9,8 Prozent auf 30,00 Dollar.
Ähnliches vermeldete der Halbleiter-Hersteller Semtech, der im dritten Quartal seinen Gewinn um 43 Prozent auf 17 Cent je Aktie steigern konnte, aber ebenfalls eine Gewinnwarnung für das laufende vierte Quartal ausgab. Die Aktie brach 19,7 Prozent auf 14,55 Dollar ein.
Nach der Abstufung durch UBS Warburg am Vortag, gab es am Dienstag gute Nachrichten von den Analysten für Cisco Systems. JP Morgan begann seine Bewertung des Netzwerk-Riesen mit der Empfehlung „overweight“. Finanziell gesehen sei das Unternehmen das stärkste in seinem Sektor, hieß es zur Begründung. Die Aktie fiel dennoch um 3,0 Prozent auf 14,45 Dollar.
Weniger positiv zeigten sich die Analysten von Merrill Lynch für die Aktie von Biogen, die sie auf „sell“ von zuvor „neutral“ heruntergestuft haben. Der aktuelle Kurs spiegele nicht die Umsatzrisiken des Multiple-Sklerose-Mittels Avonex des Unternehmens wieder, hieß es zur Begründung. Die Aktie verlor 7,2 Prozent auf 42,91 Dollar.
Kräftig unter Druck stand die Aktie von El Paso. Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des mit 25 Milliarden Dollar verschuldeten größten Pipelinebetreibers der USA auf "Müll" herunter gestuft. Zur Begründung verwiesen die Analysten auf den kurzfristig schlechten Chasflow und die zu einseitige Orientierung auf Beteiligungsverkäufe zum Schuldenabbau. Das sorgte nicht gerade für einen Vertrauensschub bei den Aktionären: der Kurs brach um 19,2 Prozent auf 8,63 Dollar ein.
Der Softwarekonzern Roxio hat eine Vertriebsvereinbarung mit Dell Computers geschlossen. Dell wird seine PCs zukünftig mit Video-Schnitt- und CD-Brenn-Programmen aus dem Hause Roxio ausstatten. Angaben zu den finanziellen Konditionen des Vertrags wurden nicht gemacht. Die Aktie schoss dennoch um 23,1 Prozent auf 5,28 Dollar nach oben. Anfang des Monats hatte Roxio Teile der insolventen Musiktauschbörse Napster übernommen.
Quelle: ntv.de