Marktberichte

"Wait till the sun shines…" Wall Street stillvergnügt

Am Weihnachtstag haben sich die amerikanischen Börsen wacker geschlagen. Von einer Reihe schlechter Konjunkturdaten und schwachen Zahlen aus dem Einzelhandel ließen sich Anleger nicht einschüchtern – in bester Weihnachtsstimmung ließ man die Märkte klettern; allerdings bei äußerst niedrigem Handelsvolumen.

Der Dow-Jones-Index beendete den verkürzten Weihnachtshandel mit einem Plus von 49 Zählern oder 0,6 Prozent bei 8.468 Punkten, und der marktbreite S&P-500-Index holte fünf Zähler oder 0,6 Prozent auf 868 Punkte. Auch die Hightech-orientiert Nasdaq schaffte es nach einem zunächst schwachen Start ins Plus und verbesserte sich um drei Zähler oder 0,2 Prozent auf 1.524 Punkte.

Nach solchen Gewinnen hatte es am frühen Morgen gar nicht ausgesehen: Denn am Arbeitsmarkt zeichnet sich weiter keine Erholung ab: Nach etwas freundlichen Daten in der Vorwoche sind die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung wieder deutlich gestiegen. Ein Plus von 30.000 bringt den Index auf 586.000 und damit auf den höchsten Stand seit 26 Jahren. Auch der weniger volatile Vier-Wochen-Durchschnitt legt zu.

Die Bestellungen langlebiger Güter sind im November um 1,0 Prozent eingebrochen. Damit fällt der Rückgang zwar nicht so steil aus wie im Vormonat, als der Markt ein Minus von mehr als acht Prozent verzeichnen musste. Doch zeichnet sich keine positive Entwicklung ab, und Analysten verbreiten am Morgen trübe Stimmung.

Die herrscht auch beim Verbraucher weiter vor. Dessen Einnahmen sind im vergangenen Monat um 0,2 Prozent gesunken, die Ausgaben um 0,6 Prozent. Das ist zwar etwas weniger schlecht als erwartet, doch beruhigt das Anleger kaum, zumal die Erwartungen für den Dezember – mit dem schwachen Weihnachtsgeschäft im US-Einzelhandel – wieder schwach sind.

Abwärts geht es auch für den Ölpreis, der bei rund 37 Dollar pro Barrel schloss. Damit kostet das schwarze Gold nun weniger als ein Viertel dessen, was vor einem halben Jahr fällig war.

Auf Unternehmensseite gibt es am Mittwoch nur wenige Meldungen: Wal-Mart hat rechtzeitig vor Weihnachten einige Sammelklagen von Angestellten beigelegt, in denen es vor allem um zu niedrige Entlohnung ging. Der weltgrößte Einzelhändler, der die Klagen mehrere Jahre vor sich hergeschoben hatte, zahlt den Klägern bis zu 640 Millionen Dollar, was die Quartalsbilanz mit sechs Cent pro Aktie belasten wird.

Wal-Mart klettert am ebenso wie andere Einzelhändler nach oben. Nach einer schwachen Woche ging es für JC Penney und The Gap und ähnliche Ketten ein wenig ins Plus: Aus der Branche kommen zwar erwartungsgemäß schlechte Zahlen zum Weihnachtsgeschäft, doch hoffen Anleger nun auf ein verbessertes Geschäft nach dem Fest – die Hoffnung stirbt zuletzt.

Richtige Weihnachtsstimmung verbreitete sich am Mittag, als die Trader auf dem New Yorker Parkett zu ihrem traditionellen Ständchen zusammenkamen. Gemeinsam sang man „Wait till the sun shines, Nellie“, einen Klassiker von 1905, der an der NYSE seit der Weltwirtschaftskrise jedes Jahr an Weihnachten gesungen wird. Das Lied kündet von besseren Zeiten „wenn sich die Wolken verzogen haben.“

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen