Taub auf dem Konjunkturohr Wall Street ungerührt
31.10.2002, 22:15 UhrDie US-Anleger hatten am Donnerstag mal wieder die Konjunktur im Blick. Die überwiegend schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen konnten allerdings nicht wirklich schocken - denn damit steigt nach Ansicht von Händlern die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung. Der Dow Jones fiel 0,4 Prozent auf 8.397 Punkte, die Nasdaq stieg dagegen um 0,2 Prozent auf 1.330 Punkte.
Der Chicagoer Einkaufsmanager-Index ist im Oktober auf 45,9 Punkten nach 48,1 Punkten im September gefallen. Analysten hatten mit einem leichten Anstieg auf 48,7 Punkte gerechnet. Ein Wert unter 50 Punkten deutet auf eine wirtschaftliche Abschwächung hin.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der Woche zum 26. Oktober auf 410.000 gestiegen nach 394.000 Anträgen in der Vorwoche. Analysten hatten mit einem geringeren Anstieg auf 399.000 Erstanträge gerechnet. Am Freitag werden die Arbeitslosenstatistiken für den Monat Oktober erwartet.
Das US-Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal nach vorläufigen Angaben des US-Handelsministeriums um 3,1 Prozent gestiegen. Analysten hatten allerdings mit einem Anstieg der Wirtschaftstätigkeit um 3,6 Prozent gerechnet. Im zweiten Quartal war das US-BIP 1,3 Prozent gewachsen. Die Verbraucherausgaben stiegen im dritten Quartal um 4,2 Prozent.
Die Zahlen seien bis auf die Konsumentenausgaben durch die Bank schlecht ausgefallen, so Mark Chandler von Scotia Capital Markets. Die Anleger würden sich bei den ganzen schlechten Nachrichten aber einfach auf das Positive konzentrieren, nämlich dass die Chancen auf eine Zinssenkung durch die Notenbank nun gestiegen seien.
Die EU-Kommission hat den US-Tabakkonzern R.J. Reynolds vor einem New Yorker Bezirksgericht wegen Geldwäsche verklagt. Die Zivilklage sei im Namen der EU und von zehn Mitgliedsländern erhoben worden, darunter auch Deutschland, teilte die Kommission mit. Die EU werfe Reynolds in ihrer Klage ebenfalls Zigarettenschmuggel nach Irak vor, hieß es in EU-Kreisen. Damit verstoße der Konzern gegen das auch in den USA geltende Handelsembargo der Vereinten Nationen. Dies mache aber nur einen geringen Anteil des Schmuggels aus, von dem zahlreiche andere Länder in- und außerhalb der EU betroffen seien. Die Aktie legte 0,1 Prozent auf 40,55 Dollar zu.
Der Computer-Konzern Electronic Data Systems hat im dritten Quartal einen Gewinnrückgang auf 18 Cent je Aktie nach 44 Cent im Vorjahresquartal verbucht. EDS hatte im vergangenen Monat bereits gewarnt, dass es die Gewinnprognose von 74 Cent je Aktie nicht werde einhalten können. Das Unternehmen kündigte zudem den Abbau von 5.500 Arbeitsplätzen an. Die Anleger seien erleichtert, dass es keine weiteren bösen Überraschungen gegeben habe, kommentierten Händler die Kursgewinne der Aktie. Die Aktie legte um 9,5 Prozent auf 15,06 Dollar zu.
Der weltgrößte börsennotierte Öl-Konzern, Exxon Mobil, hat im dritten Quartal einen Gewinnrückgang um 17 Prozent auf 39 Cent je Aktie verbucht. Ohne Sonderposten lag der Gewinn je Anteilsschein bei 44 Cent und damit leicht über den durchschnittlichen Analystenerwartungen von 43 Cent. Die Aktie verschlechterte sich um 1,2 Prozent auf 33,66 Dollar.
Aetna, der zweitgrößte Krankenversicherer der USA, hat im dritten Quartal einen Gewinn von 64 Cent je Aktie verbucht, nachdem im Vorjahr noch ein Fehlbetrag von 38 Cent je Aktie in den Büchern gestanden hatte. Ohne Sonderposten lag der Gewinn je Anteilsschein bei 73 Cent und übertraf damit die Prognosen um 3 Cent. Für die Papiere ging es 1,6 Prozent auf 40,30 Dollar nach unten.
Das Medienunternehmen Martha Stewart Living Omnimedia, dessen Namensgeberin Martha Stewart in einen Insiderskandal verstrickt ist, hat im dritten Quartal einen Gewinnrückgang auf 6 Cent je Aktie nach 11 Cent im Vorjahreszeitraum erlitten. Die Erwartungen der Analysten wurden damit getroffen. Der Umsatz stieg um 4 Prozent auf 70,9 Millionen Dollar. Die Aktie brach um 14,9 Prozent auf 7,20 Dollar ein.
Der Kosmetikkonzern Revlon hat seinen Verlust vor Sonderposten im abgelaufenen Quartal auf 34 Cent je Aktie nach 4 Cent im vergleichbaren Vorjahreszeitraum ausgeweitet. Der Umsatz stieg auf 323 Millionen Dollar nach 320 Millionen Dollar im Quartal ein Jahr zuvor. Die Papiere stürzten um 11,4 Prozent auf 3,50 Dollar ab.
Der größte US-Müllbeseitigungsunternehmen Waste Management hat seinen Gewinn je Aktie im dritten Quartal auf 38 Cent nach 5 Cent im Vorjahresquartal gesteigert und damit die Wall-Street-Erwartungen erfüllt. Die Aktie gab nach anfänglichen Gewinnen 0,7 Prozent auf 23,02 Dollar ab.
Eine Gewinnwarnung gab es von der zweitgrößten US-Supermarktkette Albertson’s. Der Gewinn im dritten Quartal und im Gesamtjahr werde die Erwartungen verfehlen, so das Unternehmen. Grund sei ein unerwartet starker Umsatzrückgang, hieß es weiter. Für die Aktie ging es 18,6 Prozent auf 22,31 Dollar in den Keller.
Quelle: ntv.de