Verbraucher machen Sorgen Wall Street verkriecht sich
07.08.2008, 22:15 UhrDie US-Börsen sind deutlich ins Minus gerutscht. Grund waren die Verbraucher, die den Anlegern Kopfzerbrechen bereiten. Sie verpassten den Indizes mit den wöchentlichen Arbeitslosenzahlen und den Umsatzzahlen im Einzelhandel einen Doppelschlag. Im Finanzsektor holten Citigroup und AIG zur Kombination aus.
Der Dow-Jones-Index fiel um 225 Zähler oder 1,9 Prozent auf 11.431 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 23 Zähler oder 1,8 Prozent auf 1.266 Punkte nach. Die Hightech-orientierte Nasdaq sank um 23 Zähler oder 0,9 Prozent auf 2.356 Punkte.
Wenig Freude machten die Zahlen vom Arbeitsmarkt, wo die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in der letzten Woche um 7000 auf über 450.000 gestiegen waren. Auch der Vier-Wochen-Durchschnitt und die Zahl der Langzeitarbeitslosen waren gestiegen. Dies zeigt, dass die Verbraucher außer durch die Immobilienkrise auch immer stärker von Arbeitslosigkeit belastet werden.
Der Ölpreis stieg leicht an auf 119,85 Dollar pro Fass, da eine Pipeline in der Türkei, die am Mittwoch bei einer Explosion beschädigt worden war, für bis zu zwei Wochen abgeschaltet bleiben muss. Ein Fünf-Monats-Hoch des Dollars half zusätzlich.
Am Immobilienmarkt legten die schwebenden Häuserverkäufe im Juni im Vergleich zum Vormonat um 5,3 Prozent zu. Dies war der stärkste Anstieg seit Oktober, dennoch waren die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr um 12,3 Prozent gefallen. Für eine Entwarnung am Immobilienmarkt sei es aber noch zu früh, die Immobilienpreise würden noch weiter sinken, warnten Experten.
Auch die Finanzwerte waren erneut eine Belastung. Der Versicherungsriese AIG hatte im vergangenen Quartal unerwartet einen Verlust von 5,36 Mrd. Dollar eingefahren, obwohl mit einem schmalen Gewinn gerechnet worden war. Das Unternehmen war schwer mit faulen Hypotheken belastet. Die Anleger glauben aber nicht, dass nun wirklich alles war und der neue CEO Robert Willumstad in den vergangenen Wochen schon aufgeräumt hat. Dadurch stürzten die Aktien um 18 Prozent ab.
Die Großbank Citigroup hat sich bereit erklärt, zur Beilegung eines Verfahrens 100 Mio. Dollar Strafe zu zahlen und außerdem zwischen fünf und acht Mrd. Dollar an Auction Rate Securities zurückzukaufen. Citi hatte diese in der Zwischenzeit wertlos gewordenen Papiere noch empfohlen, als die Bank bereits wusste, dass der Markt in Kürze kollabieren würde. Durch den Rückkauf kommen milliardenschwere Abschreibungen auf die Bank zu, daher fiel das Papier um 6,3 Prozent.
Auch andere Banken sind von dem Ermittlungsverfahren des Generalstaatsanwalts von New York und der Regulierungsbehörde betroffen. Bei UBS und Merrill Lynch sind aber Schlichtungsverhandlungen noch nicht so weit fortgeschritten wie bei Citigroup.
Die Papiere der Kreditkartenfirma American Express sanken um 4,2 Prozent, da die Ratingagentur Moody’s drohte, das langfristige A1-Kreditrating des Unternehmens abzustufen. Dies lag an einer Meldung, dass die Kreditschulden der Verbraucher im Juni um 14,33 Mrd. Dollar gestiegen waren. Diese hohe Zahl schockte auch die Anleger und ließ die Kurse in den letzten Handelsstunden abstürzen.
Dass die Verbraucher durch die Wirtschaftskrise und die Inflation stark belastet sind, zeigten auch die Zahlen aus dem Einzelhandel. Hier sanken die Umsätze auf breiter Front und meist deutlich stärker als erwartet. Zu den Gewinnern gehörten fast ausschließlich billige Ladenketten. Costco steigerte den Umsatz um gut zehn Prozent, da das Unternehmen auch Sprit verkauft. Wal-Mart konnte seinen Umsatz zwar um 3,7 Prozent steigern, gab aber gleichzeitig eine Umsatzwarnung für August heraus. In Folge sank die Aktie um 6,3 Prozent.
Quelle: ntv.de