Bernankes Nebelkerze Wall Street verliert
08.09.2011, 22:30 Uhr
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nach den Gewinnen des Vortages geht es mit den amerikanischen Indizes wieder abwärts. Die Börsianer sind enttäuscht, weil Fed-Chef Bernanke hinsichtlich der Konjunkturhilfen der Notenbank unkonkret bleibt. Die Rede von Präsident Obama zu arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen findet erst nach Börsenschluss statt.
US-Notenbankchef Ben Bernanke lässt sich nicht in die Karten blicken und verunsichert damit auf Konjunkturhilfen hoffende US-Börsianer. Die Wall Street schloss am Donnerstag im Minus, nachdem der wichtigste Zentralbanker der Welt zwar die Bereitschaft zum Handeln unterstrich, sich mit konkreten Hinweisen auf zusätzliche Stützen für die strauchelnde amerikanische Wirtschaft aber zurückhielt. "Die Fed hat keine Werkzeuge auf den Tisch gelegt, die der Markt verlangt oder erwartet", sagte Tim Ghriskey von Solaris Asset Management.
Mit Spannung erwarteten Börsianer eine Rede von Präsident Barack Obama zu dessen Plänen, den brachliegenden Arbeitsmarkt anzukurbeln. In einem volatilen Handel verhinderte eine höhere Nachfrage nach Technologiewerten höhere Verluste bei der Nasdaq. Bankenwerte standen nach den starken Gewinnen vom Mittwoch auf dem Verkaufszettel.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zum Handelsschluss mit einem Minus von einem Prozent bei 11.295 Zählern. Im Handelsverlauf pendelte der Index zwischen 11.283 und 11.477 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index schloss bei 1185 Punkten, ein Minus von 1,1 Prozent. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,8 Prozent und ging mit 2529 Punkten aus dem Handel.
Die Dringlichkeit für Obama, am Arbeitsmarkt Erfolge zu erzielen, untermauerten schwache Daten: Anfang September beantragten mehr Amerikaner erstmals Arbeitslosenhilfe als von Experten erwartet. Dies schürte die Angst vor einer erneuten Rezession der US-Wirtschaft mit verheerenden Folgen für die Weltkonjunktur.
Obama wollte vor dem Kongress ein 300 Milliarden Dollar schweres Programm vorstellen. Dies soll Steuersenkungen für Normalverdiener und Unternehmen sowie Infrastrukturausgaben beinhalten. "Alles was Obama machen kann, ist die Stimmung im Land zu verbessern", sagte Paul Mendelsohn, Chef-Investmentstratege bei Windham Financial Services. "Das ist eine schwierige Schlacht. Er versucht, ein langfristiges Problem mit kurzfristigen Maßnahmen zu bekämpfen."
Bei den Einzelwerten waren die Aktien von JP Morgan und der Bank of America mit einem Minus von 3,8 beziehungsweise 3,7 Prozent größte Dow-Verlierer. Am Mittwoch hatten die Titel vom größten US-Institut Bank of America nach Ankündigung eines Management-Umbaus noch kräftig gewonnen.
Technologiekonzerne wurden von Anlegern als gut kapitalisiert und damit weniger anfällig für Konjunkturdämpfer bewertet. Die Papiere des Datenspeicher-Herstellers Sandisk kletterten 2,4 Prozent.
Auch Yahoo stand nach dem Rauswurf der Chefin Carol Bartz erneut im Interesse der Anleger. Aktionär Third Point LLC, dem nach eigenen Angaben mehr als fünf Prozent der Anteile gehören, forderte einen weiteren Umbau des Managements. Die Aktie legte mehr als sechs Prozent zu.
Zudem stachen die Aktien des Medizin- und Laborgeräte-Herstellers Caliper Life Science heraus. Konkurrent PerkinElmer will das Unternehmen für 600 Millionen Dollar kaufen. Caliper-Aktien schossen über 41 Prozent in die Höhe. Die Anteilsscheine von PerkinElmer gaben fast sechs Prozent nach.
Quelle: ntv.de, rts