Klinikaktien am Tropf Wall Street wankte
25.11.2002, 22:15 UhrDie US-Aktienmärkte gingen unentschlossen in die neue Börsenwoche, die ganz im Zeichen aktueller Konjunkturdaten stehen wird. Diese werden nämlich nach Ansicht von Händlern darüber entscheiden, ob die Aktienmärkte ihren eingeschlagenen Aufwärtstrend weiter fortsetzen können. Der Dow Jones schloss mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 8.849 Punkten, für die Nasdaq ging es 0,9 Prozent auf 1.482 Punkte nach oben.
Unter anderem werden an der Wall Street in dieser Woche die neuesten Zahlen zum Wirtschaftswachstum, zum Verbraucherausgaben und dem Verbrauchervertrauen sowie die Auftragseingänge für langlebige Güter erwartet.
Wegen des Thanksgiving-Feiertages bleiben die US-Aktienmärkte am Donnerstag geschlossen, am Freitag gibt es nur einen verkürzten Handel. Die Umsätze werden deshalb während der gesamten Woche eher unterdurchschnittlich bleiben. Sollten die neuesten Konjunkturzahlen allerdings gut ausfallen, könnte das den Märkten deutlichen Auftrieb verleihen, so ein Händler. Der Dow Jones habe seit Anfang Oktober vor allem wegen guter Unternehmensergebnisse rund 21 Prozent zugelegt, sollte jetzt auch noch Unterstützung durch die Konjunktur kommen, könne man sogar auf eine Jahresend-Rally hoffen.
Statistisch gesehen können die Anleger durchaus auf eine Fortsetzung der positiven Entwicklung hoffen: In 41 der vergangenen 50 Jahre hat der Dow die Thanksgiving-Woche mit Gewinnen abgeschlossen. Sollte es auch in dieser Woche zu einem Zuwachs im Dow kommen, so wäre es die achte Woche in Folge mit einer positiven Dow-Bilanz - die längste ununterbrochene Reihe dieser Art seit Anfang 1998.
Im Blickpunkt der Anleger stand die Aktie von Cisco Systems. Die Investmentbank UBS Warburg hat ihre Empfehlung für das Papier auf „hold“ von zuvor „buy“ zurückgenommen, da die Aktie das 12-monatige Kursziel der Bank von 14,50 Dollar überschritten hatte. Die Aktie schloss unverändert bei 14,89 Dollar.
Zuversicht verströmte National Semiconductor. Der Chip-Hersteller geht davon aus, die eigenen Ziele für das zweite Quartal zu erreichen und rechnet mit einer Erholung der Branche ab Juni 2003. Für die Aktie ging es 4,4 Prozent auf 19,64 Dollar nach oben.
Weniger gute Neuigkeiten gab es von Computer Associates. Die Staatsanwaltschaft untersucht einem Zeitungsbericht zufolge, ob der Softwarehersteller Kundenverträge zwischen den Quartalen hin- und hergeschoben hat, um so die eigenen Planungen einhalten zu können. Die Aktie verbesserte sich dennoch um 1,1 Prozent auf 14,98 Dollar.
Der Mischkonzern Tyco International wurde unterdessen von den Behörden aufgefordert nachzuprüfen, ob Angestellte und die ehemalige Anwaltskanzlei des Unternehmens während einer Überprüfung der Bilanzen bewusst Informationen zurückgehalten hätten. Die Aktie verlor 1,2 Prozent auf 16,70 Dollar.
Der kanadische Spezialist für Brennstoffzellentechnologie, Ballard Power Systems, hat einen neuen Kunden gewonnen. Der Wert des Auftrages belaufe sich auf 1,9 Millionen Dollar, den Namen des Kunden aus der Automobilbranche nannte Ballard allerdings nicht. Den wollten die Anleger aber auch gar nicht wissen, sie kauften auch so und trieben den Kurs um 13,7 Prozent auf 15,69 Dollar.
AMR, die Holding der weltgrößten Fluggesellschaft American Airlines, will ihre Flugkapazität im ersten Quartal 2003 um 3,3 Prozent und damit stärker reduzieren als bisher angekündigt. Betroffen sei der Inlandsflugplan, auf den internationalen Linien seien dagegen keine Streichungen geplant. Zusätzlich zu den bisher angekündigten 7.000 könnten weitere Stellen abgebaut werden. Insgesamt will AMR so jährlich drei bis vier Milliarden Dollar an Kosten sparen. Die Börse honorierte so viel Elan bei der Umstrukturierung, die Aktie verteuerte sich um 7,7 Prozent auf 8,25 Dollar.
Zu den größten Verlierern zählten am Montag die Aktien von Klinikbetreibern. Analysten äußern zunehmend Zweifel daran, dass die Unternehmen ihre zweistelligen Preissteigerungsraten der Vergangenheit auch in Zukunft halten können. Zudem galt die Branche mit einem Kursgewinn von zeitweise 25 Prozent seit Jahresanfang als sicherer Hafen. Jetzt würden verstärkt Gewinne mitgenommen und in andere Industriezweige investiert. Belastet wird die Branche zudem von einem Skandal um den kalifornischen Krankenhausbetreiber Tenet Healthcare. Dort hatten zwei Ärzte medizinisch unnötige Herzoperationen durchgeführt und diese zu überhöhten Preisen abgerechnet. Die Aktie, die seit Bekanntwerden des Skandals rund zwei Drittel an Wert verloren hatte, legte am Montag um 0,7 Prozent auf 16,52 Dollar zu. Der Marktführer United Health Group verlor 9,7 Prozent auf 76,45 Dollar, Coventry Health Care büßte 10,7 Prozent auf 26,65 Dollar ein.
Quelle: ntv.de