Bären an der Macht Wall Street weiter rot
14.01.2009, 22:15 UhrDie Bullen standen am Mittwoch an der Wall Street gänzlich ohne jede Unterstützung da und mussten so den Bären das Feld überlassen. Die Anleger machten sich Sorgen um hohe Verluste im Bankensektor und eine Ertragssaison, die noch schlechter ausfallen könnte als befürchtet. Auch die Konjunkturdaten boten keinen Grund zur Freude.
So fiel der Dow-Jones-Index um 2,9 Prozent auf 8200 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index fiel um 3,3 Prozent auf 843 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq brach um 3,7 Prozent auf 1490 Punkte ein.
Die Konjunkturdaten halfen den Märkten nicht auf die Beine, denn die Einzelhandelsverkäufe waren im Dezember um 2,7 Prozent eingebrochen, doppelt so stark wie erwartet. Da auch die Preise fallen, befürchten viele Experten eine Spirale in eine Deflation.
Denn die Importpreise sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,3 Prozent niedriger und selbst verglichen mit November sanken die Preise im Dezember noch um 4,2 Prozent. Besonders Petroleum-Produkte wurden billiger, aber der Preisverfall fand über alle Bereiche verteilt statt.
Deshalb bauen die Händler auch ihr Inventar ab und passen die Geschäfte so an die veränderte Nachfragesituation an. Allerdings lassen die niedrigeren Preise auch den Wert des Inventars sinken und dieser wird nicht inflationsbereinigt angegeben.
Auch Probleme bei der Bestätigung Timothy Geithners als nächsten Finanzminister brachten Unruhe in die Märkte. Geithner hatte vor Jahren Lohnsteuern für eine Angestellte nicht rechtzeitig bezahlt und außerdem kurzzeitig einen illegalen Einwanderer beschäftigt. Damit wird Geithner sein Amt nicht am kommenden Dienstag antreten können.
Es waren aber die Banken, die den Ausverkauf anführten. Die Aktie der in Schieflage geratene Großbank Citigroup stürzte erneut um 23 Prozent ab, denn die Anleger befürchten nach dem Verkauf der Brokerfirma Smith Barney und der Entscheidung gegen das "Finanz-Supermarkt" Geschäftsmodell einen regelrechten Ausverkauf bei Citigroup. Außerdem befürchten sie, dass die Bank deutlich mehr Kapital benötigt als bisher absehbar.
Wie auch J.P. Morgan hat Citigroup beschlossen, die Quartalszahlen um eine Woche vorzuziehen und sie am Freitag zu verkünden. J.P. Morgans Daten werden Donnerstag bekannt gegeben. Die Anleger bangen, dass beide Unternehmen hohe Verluste verkünden könnten und die schlechten Nachrichten so schnell wie möglich aus dem Weg schaffen wollten. Auch die Aktie von J.P. Morgan rutschte um 1,7 Prozent ab.
Mit Bank of America trug noch ein dritter Finanzwert im Dow zu der Misere bei, denn die Gewinnprognosen für die Bank wurden von einem Analysten für 2008 und 2009 deutlich gesenkt. Zusätzlich gilt BoA gerade nach dem Kauf von Merrill Lynch als der Nachfolger von Citigroup und die Anleger machen sich Sorgen, dass die Bank zu groß werden könnte. Die Aktie gab um 4,2 Prozent nach.
Außerhalb des Finanzsektors fielen die Aktien von Nobeljuwelier Tiffany's um 0,2 Prozent. Das Unternehmen sah im Dezember die Verkäufe um 21 Prozent zurückgehen und musste die Prognosen für das Gesamtjahr senken.
Konkursanträge von gleich drei Unternehmen sorgten ebenfalls für einen Sog abwärts. Sowohl die Kaufhauskette Gottschalk's, der Bekleidungshändler Goody's und auch der Hersteller von Telefonen, Nortel Networks beantragten Gläubigerschutz.
Quelle: ntv.de