Morgan Stanley beruhigt Wall Street zeigt Stärke
16.09.2008, 22:35 UhrEinen Tag nach dem "schwarzen Montag" der US-Bankenwelt haben die amerikanischen Börsen deutliche Gewinne erzielt. Die Märkte durchlebten zuvor eine wilde Achterbahnfahrt. Für die Wende ins Plus sorgten neue Hoffnungen auf eine Rettung des angeschlagenen Versicherungsriesen AIG durch staatliche Hilfen. Die US-Notenbank ließ unterdessen ihren Leitzins trotz der zugespitzten Finanzkrise wie zuvor überwiegend erwartet unverändert.
Nach Börsenschluss legte überraschend Morgan Stanley Quartalszahlen vor und präsentierte dabei besser als erwartete Ergebnisse. Prompt stiegen die Aktien der Investmentbank nachbörslich um rund neun Prozent.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,3 Prozent fester bei 11.059 Punkten. Dabei bewegte sich das Börsenbarometer zwischen 10.905 und 11.093 Zählern. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 1,8 Prozent auf 1213 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq legte 1,3 Prozent auf 2207 Punkte zu. Der Dax hatte in Frankfurt aus Angst vor weiteren Pleiten in der US-Finanzbranche 1,6 Prozent schwächer bei 5965 Zählern geschlossen.
Achterbahn mit AIG
Zum Handelsauftakt gerieten vor allem die Papiere des Versicherers AIG unter Druck und verloren über zwei Drittel ihres Wertes. Alle drei großen Ratingagenturen hatten ihre Einstufungen für die Verbindlichkeiten des bis vor kurzem noch weltgrößten Versicherers gesenkt. Anschließend reagierten Händler auf widersprüchlichen Gerüchte über eine mögliche Rettung von AIG mit Unterstützung der US-Regierung. Kurz vor Handelsschluss berichtete die Agentur Bloomberg, die US-Notenbank denke über ein Kreditpaket für AIG nach. Das gab dem Markt am Ende zusätzlichen Auftrieb. AIG-Aktien schlossen 21 Prozent schwächer mit 3,75 Dollar. Im Verlauf hatten sie zwischen 1,25 Dollar und 5,10 Dollar gependelt.
Zu den Verlierern zählte auch Goldman Sachs, dessen Aktien 1,8 Prozent nachgaben. Die Investmentbank hatte im dritten Quartal einen Gewinneinbruch erlitten. Der Gewinn habe netto nur 845 Mio. Dollar betragen, teilte die Firma mit.
Schlechte Zeichen am PC-Markt
Aus dem Technologiesektor gab es gegensätzliche Meldungen. Der weltweit zweitgrößte PC-Hersteller Dell warnte erneut vor einer weltweiten Abschwächung der Nachfrage im IT-Bereich. Seine Aktien verloren 11,2 Prozent.
Der PC-Zubehör-Hersteller Ingram Micro senkte seine Prognose für das dritte Quartal, die Aktien gaben 2,7 nach. PC-Branchenprimus Hewlett-Packard äußerte sich dagegen optimistisch, seine Papiere gewannen 6,8 Prozent.
Der US-Software-Anbieter Adobe hat im dritten Quartal mehr Umsatz und weniger Gewinn gemacht als im Vorjahreszeitraum. Der Überschuss sei um sieben Prozent auf 191,6 Mio. Dollar gefallen, teilte das Unternehmen nach US-Börsenschluss mit. Damit entsprach der Konzern den Erwartungen. Der Umsatz lag mit einem Plus von vier Prozent auf 887,3 Millionen Dollar dagegen im oberen Bereich der Analysten-Vorhersagen.
Die Adobe-Aktie legte nachbörslich um sechs Prozent zu. Der Hersteller von Programmen wie Photoshop und Acrobat Reader wird demnächst neue Versionen bekannter Programme auf den Markt bringen.
Leitzins unverändert
Die US-Notenbank ließ den Schlüsselzins unverändert bei 2,0 Prozent. Damit enttäuschte sie viele Händler, die angesichts der jüngsten Zuspitzung der Finanzmarktkrise mit einer Zinssenkung gerechnet hatten. Die Leitindizes rutschten nach Bekanntgabe der Fed-Entscheidung jedoch nur kurzzeitig ins Minus und erholten sich anschließend wieder.
Das Wirtschaftswachstum habe sich in jüngster Zeit offensichtlich abgeschwächt, hieß es von der Federal Reserve (Fed) weiter. Ursache sei zum Teil geringere Verbraucherausgaben. Über die nächsten Quartale hinweg werden nach Einschätzung der Notenbank schwierige Kreditbedingungen, verlangsamte Exporte und die weiterhin schwierige Lage auf dem Immobilienmarkt auf dem Wirtschaftswachstum lasten. Zur Teuerung äußerte die Notenbank die Erwartung, dass sich der Inflationsdruck Ende diesen und Anfang nächsten Jahres abschwäche.
Die Verbraucherpreise sind im August zum ersten Mal seit zwei Jahren um 0,1 Prozent gefallen. In der Kernrate ohne Energie- und Lebensmittelpreise, stiegen die sie aber um 0,2 Prozent. Dies entspricht den Erwartungen. Die Verbraucher mussten besonders für Sprit um 3,1 Prozent weniger bezahlen.
Quelle: ntv.de