Marktberichte

Inside Wall Street Weg von der Flasche

Es ist schon interessant, wie die Amerikaner an der Tankstelle jammern, weil ihr Benzin vier Dollar pro Gallone kostet - und wie sie dann aber ohne mit der Wimper zu zucken in den Laden fahren, um Wasser zu kaufen. Abgefüllt in Plastikflaschen kostet es im Schnitt dreimal so viel wie Benzin, während es zuhause kostenlos aus der Leitung fließt.

Und das Leitungswasser ist nicht einmal schlecht. In Amerika gelten seit Jahren strenge Wasserschutzbestimmungen, und die Wasserqualität wird regelmäßig geprüft. Zudem können Verbraucher kleine Filter kaufen, die das Wasser noch einmal säubern. Doch selbst ohne diesen Zusatzaufwand ist das Leitungswasser im größten Teil Amerikas genau so gesund wie das Wasser aus der Flasche.

Trotzdem haben sich die Verkäufe von abgefülltem Wasser in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht. Die Amerikaner kaufen mehr Wasser als Bier und Milch, zu deren abgepackter Form es keine Alternativen gibt. Wasser ist damit zu einem gewaltigen Wirtschaftsfaktor geworden; der Jahresumsatz beläuft sich US-weit auf rund elf Milliarden Dollar.

Zwei Faktoren haben den Lust auf Wasserflaschen angeheizt. Zum einen die Bequemlichkeit der Leute, die einen erfrischenden Schluck immer gerne zur Hand haben, aber zu faul sind, sich zuhause Wasser in wiederverwertbare Flaschen zu füllen. Zum anderen einige Promis, die das Mittragen von Plastikflaschen einerseits kultivierten und andererseits sogar eigene Wasser-Kollektionen designten. Christian Lacroix hat etwa eine eigene Evian-Flasche gestaltet, die in gewissen Kreisen einfach dazugehört.

Kinostar Katherine Heigl hat sich eigene Evian-Flaschen kreieren lassen, aus denen die Gläser ihrer Hochzeitsgäste nachgefüllt wurden. Und manch ein Yuppie in New York sieht es als Beweis von Klasse, "reines Wasser aus Norwegen" zu trinken, das es in edlen zylindrischen Flaschen in einigen Delis an der Wall Street zu kaufen gibt.

Doch der Trend zu immer hübscheren und immer teureren H2O-Verpackungen scheint langsam zu Ende zu gehen. Seit Zeitungen gemeldet haben, dass die Plastikflaschen Wasser eher ungesünder machen, weil bei einigen Modellen die hormonschädigende Chemikalie Bisphenol A ausgetreten war, ist manchen der Appetit vergangen. Und der allgemeine Trend zum Umweltschutz und zum schonenden Umgang mir Rohstoffen hat ebenfalls dazu geführt, dass manch ein Verbraucher umdenkt.

Madonna, zum Beispiel, die sich seit kurzem medienwirksam für eine Leitungswasser-Initiative stark macht. Andere Promis lassen sich immer öfter mit wiederverwendbaren Flaschen fotografieren und haben dafür gesort, dass eine Flasche des Herstellers Sigg in einigen Modezeitschriften zum besondern beliebten Accessoire gekürt wurde. Das hat Folgen bei der Bevölkerung: In einer Umfrage haben gerade 16 Prozent der Befragten erklärt, dass sie ihren Verbrauch an Wasserflaschen eindämmen wollen. Im Vorjahr waren nur fünf Prozent in dieser Richtung aktiv.

Quelle: ntv.de

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