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Inside Wall Street Wer tauft das "Vogelnest"?

Die Olympischen Spiele sind in vollem Gange, doch in Peking macht man sich bereits Gedanken über die Zeit danach. Woran wird sich die Welt erinnern? An die grandiose Eröffnungsfeier? An die chinesischen Turnerinnen? An Michael Phelps? - Ganz bestimmt an das "Vogelnest", und daraus will man jetzt Kapital schlagen.

Der faszinierende Stadionbau ist das zentrale Element der 29. Olympiade. Hier fand die Eröffnungszeremonie statt - mit Pomp und Prunk und allen möglichen Skandalen, die jetzt durch die internationale Presse geistern. Hier werden die Fußball-Endspiele ausgetragen, und hier werden in den nächsten Tagen die Leichtathleten antreten und um ihre Medaillen kämpfen.

Nach den Spielen wird der Beijing Guoan Football Club hier seine Spiele austragen. Der Club ist eines der Top-Teams in der chinesischen Super-League, doch verblasst die Bedeutung der Mannschaft gegenüber der des neuen Stadions. Letztere wird jetzt vermarktet.

Die Besitzer des Stadions, zwei halbstaatliche Unternehmen, versuchen, die Namensrechte für den sensationellen Bau möglichst teuer zu verkaufen. Für eine "Gebühr von mehreren hundert Millionen Dollar" soll ein Unternehmen 30 Jahre lang Namen und Logo auf das Stadion schreiben dürfen, obendrein gibt es bis zu zehn weitere, kleinere Exklusivrechte für stadioninterne Dinge wie Essen und Trinken, IT oder Infrastruktur.

Die Unternehmen hinter dem "Vogelnest" - das Stadion gehört zu 58 Prozent der staatlich kontrollierten Assets Management Co. und zu 42 Prozent der staatseigenen Investmentfirma Citic, zu der auch der die Kicker von Beijing Guoan gehören - könnten mit einem solchen Deal einen Großteil der Baukosten für das Stadion wieder einfahren. Satte 500 Millionen Dollar hat es gekostet.

Wer auch immer seinen Namen auf das Ding schreiben wird - zur Zeit scheinen Coca-Cola, der Computerhersteller Lenovo und der deutsche Sportartikler Adidas im Rennen zu sein -, bringt sich damit nicht nur mit Sport in Verbindung. Nach der Olympiade soll hier außer Fußball auch Kultur stattfinden. Konzerte und andere Großereignisse sind geplant.

Etwas enger wird wohl die Nutzung des "Water Cube" bleiben. Das Schwimmstadion, das in unmittelbarer Nähe zum "Vogelnest" steht und zur Zeit die Kulisse für die phänomenale Medaillen- und Weltrekord-Jagd von Michael Phelps bildet, sucht ebenfalls einen Namenssponsor. Der darf allerdings nur im Inneren des Gebäudes werben, die wabenförmige Außenhaut soll frei von Kommerz bleiben.

Die Sport- und Unternehmenswelt schaut gespannt auf Peking, die New Yorker tun es wohl nicht ohne Neid. Denn ihnen fiel es zuletzt schwer, potente Sponsoren für ihre Stadien zu gewinnen. Das Problem: In und um New York entstehen zurzeit vier neue Sportanlagen. Die beiden Baseballteams bauen gleichzeitig - die Mets haben für das CitiField die weltgrößte Bank gewinnen können, die Yankees geben die Namensrechte nicht her.

Ebenfalls am Bau sind die beiden New Yorker Football-Teams, und während die Arbeiter die Stadien hochzogen, fiel den Managern auf, dass ein Überangebot an Sponsor-Möglichkeiten die Suche nach wirklich lukrativen Deals schwieriger wurde. Immerhin: Wer etwa als Banker eine Privatloge kaufen will, um seine Kunden zu unterhalten, hat plötzlich die Auswahl zwischen vier Stadien mit bis zu sechs Mannschaften. Da kann man sich das billigste heraussuchen.

Ich China hingegen sind Höchstpreise zu zahlen. Das Olympiastadion ist einzigartig, und der Markt gilt als der heißeste für die nächsten Jahrzehnte.

Quelle: ntv.de

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