Stand von November 2010 Yen ausgebremst, Euro marschiert
18.03.2011, 16:50 UhrUnterschiedlicher könnten die Richtungen von Yen und Euro kaum sein: Während die japanische Währung nach Intervenierung durch die G7 deutlich zum Dollar gefallen ist, schlägt die Stunde des Euro: Die Gemeinschaftswährung erklimmt ein Jahreshoch.
Die Beruhigung an den Finanzmärkten hat den Euro am Freitag auf den höchsten Stand seit Anfang November 2010 getrieben. Die europäische Gemeinschaftswöhrung nahm die 1,41er Marke fast im Vorbeigehen. Mit den ersten Anzeichen einer Stabilisierung der Lage im japanischen Atomkraftwerk Fukushima seien die Anleger wieder etwas risikofreudiger, begründeten Händler die Kursgewinne.
Am Abend stand der Euro bei 1,4140 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4130 Dollar fest, nach 1,4004 Dollar am Donnerstag. Der Dollar kostete damit 0,7077 (0,7141) Euro.
Japan bewegt weiter
"Die internationalen Finanzmärkte stehen nach wie vor unter dem Eindruck der Bilder aus Japan", hieß es jedoch von Seiten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Das Risiko einer Atomkatastrophe bleibe trotz der jüngsten Stabilisierung an den Unglück-Reaktoren hoch und beeinflusse das Geschehen an den Märkten. Dabei stelle sich bei den Investoren zunehmend die Frage, ob die Europäische Zentralbank (EZB) im Zuge der hohen Unsicherheit die für April avisierte Zinserhöhung aussetzen werden, hieß es. Nach Einschätzung der Experten ist "die Fantasie für höhere Leitzinsen zuletzt gesunken".
G7 intervenieren beim Yen
Der Yen ist nach der Interventions-Ankündigung der sieben führenden Industrienationen am Freitag mehr als drei Prozent gefallen. Für einen Dollar mussten inzwischen wieder 81,81 Yen gezahlt werden. Zuvor mussten zeitweilig nur noch 77,16 Yen für einen Dollar gezahlt werden.
"Das war eine positive Überraschung", sagte Mitsuru Sahara, Chef-Devisenmanager bei der Bank of Tokyo Mitsubishi-UFJ zu dem Beschluss der G7 für eine konzertierte Intervention. Japans Notenbank wurde um 1 Uhr aktiv, die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve der USA und die Zentralbanken von Großbritannien und Kanada wollen eingreifen, wenn ihre jeweiligen Märkte öffnen. Marktteilnehmer rechnen bereits mit weiteren Interventionen, sollte der Dollar drohen, wieder unter 80 Yen zu fallen.
Der Yen war auf ein Rekordhoch zum Dollar gestiegen, als japanischen Investoren nach dem schweren Erdbeben weltweit Anlagegeld nach Hause zurückholten, um den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete sowie die Bewältigung der Atomkatastrophe zu finanzieren. Die Folge war eine starke Nachfrage nach der Landeswährung Yen.
Weitere Eingriffe möglich
Weitere Aktionen sind zudem nicht ausgeschlossen: Dem japanischen Finanzminister Fumihiko Igarashi zufolge wird solange am Devisenmarkt interveniert, wie dort exzessive, spekulative Entwicklungen zu beobachten sind. Sein persönliches Ziel sei, den Kurs des US-Dollar gegenüber dem Yen wieder auf das Niveau vor der Erdbebenkatastrophe in Japan zurückzubringen, sagte Igarashi. Er schränkte jedoch ein, dass dies nicht das offizielle Ziel des Finanzministeriums sei.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa