Marktberichte

Euro lässt Federn Yen weiter gefragt

Viele Japaner müssen sich eine neue Existenz aufzubauen. Privatleute, Unternehmen und Banken verkaufen deshalb, was sie im Ausland angelegt haben und geben damit der heimischen Währung einen ordentlichen Schub. Die finanzielle Schieflage in Portugal setzt unterdessen den Euro unter Druck.

1995 wertete der US-Dollar nach dem Erdbeben von Kobe gegen den Yen um 20 Prozent ab.

1995 wertete der US-Dollar nach dem Erdbeben von Kobe gegen den Yen um 20 Prozent ab.

(Foto: REUTERS)

Nach dem verheerenden Erdbeben holen die Japaner weiter ihr Geld nach Hause. Die japanische Währung stieg gegenüber dem US-Dollar zeitweise auf 80,37 Yen, den höchsten Stand seit vier Monaten. Seit Tagen verkaufen Anleger, was sie im Ausland angelegt haben, um die erwarteten Aufbaukosten im Heimatland zu stemmen.

"Sowohl Investoren als auch Privatleute benötigen Cash", sagte Tsutomu Soma, Manager in der Devisenabteilung des Vermögensverwalters Okasan Securities. "Wenn es eine Krise gibt, dann kommt es meist zu solchen Umschichtungen." Der Euro musste angesichts neuer Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Portugals dagegen Federn lassen. Die Gemeinschaftswährung notierte bis zum Nachmittag bei 1,3920 US-Dollar, nachdem sie im späten Vortagesgeschäft um 1,40 US-Dollar gependelt war.

Trotz der geplanten Ausweitung des Euro-Rettungsschirms gerät Portugal immer stärker unter Druck. Das hoch verschuldete Land, das in der Schuldenkrise bereits seit längerem als nächster Wackelkandidat gilt, musste am Mittwoch mehr Zinsen für Staatsanleihen bieten als zuletzt. "Die derzeitigen Marktbedingungen sind auf mittlere und lange Sicht nicht auszuhalten", sagte Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos im Parlament. Die Durchschnittsrendite lag bei 4,331 Prozent nach 4,057 Prozent bei der letzten Auktion. Am Dienstag hatte die Ratingagentur Moody's die Bonität Portugals auf die Note A3 gesenkt und den Ausblick als negativ bezeichnet. "Dass der Euro nicht noch stärker nachgegeben hat, liegt wohl daran, dass der Markt bei Portugal inzwischen schon auf Negativnachrichten vorbereitet ist", sagte Rainer Sartoris, Volkswirt bei HSBC Trinkaus. Die Kurse der zehnjährigen portugiesischen Staatsanleihen gaben nach, im Gegenzug stiegen die Renditen auf 7,663 Prozent nach 7,575 Prozent am Dienstag. Die Bundesanleihen rentierten mit 3,116 Prozent.

Inflationsdruck dürfte hoch bleiben

Zugesetzt haben dem Euro laut Händlern auch Spekulationen, die Europäische Zentralbank (EZB) könnte angesichts der verheerenden Strahlenkatastrophe in Japan doch nicht wie erwartet im April an der Zinsschraube drehen. EZB-Ratsmitglied Christian Noyer hatte sich in einem Zeitungsinterview trotz Inflationssorgen nicht auf eine Zinserhöhung festlegen wollen. "Wir werden wie immer alle neuen Informationen berücksichtigen, und das wird Teil unserer globalen Einschätzung sein", sagte er dem "Handelsblatt". HSBC-Experte Sartoris glaubt jedoch nicht, dass die rasche Zinswende nun tatsächlich ausbleiben könnte. Trotz der Katastrophe in Japan dürfte der Inflationsdruck hoch bleiben, erklärte er. Angesichts der anhaltenden Unruhen in der arabischen Welt sei vor allem bei den Ölpreisen von weiter steigenden Preisen auszugehen. Die Angst vor einer Ausweitung der Proteste auf den weltgrößten Ölexporteur Saudi-Arabien trieb den Preis für
 

Quelle: ntv.de, rts

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