Marktberichte

Inside Wall Street Zittern vor der Banken-Woche

An der Wall Street schlägt die Stunde der Wahrheit. Die Ertragssaison läuft, und ab nächster Woche melden zahlreiche der größten Banken und Brokerhäuser des Landes ihre Zahlen. Inmitten der anhaltenden Kreditkrise dürfte es für Anleger trotz zahlreicher Warnungen noch manche böse Überraschung geben.

Vorab ein Blick auf die bekannten Schätzungen: Wegen massiver Investitionen in Subprime-Kredite stehen die Dow-notierte Citigroup sowie Merrill Lynch und Washington Mutual branchenweit am schlechtesten da. Alle drei sind im vierten Quartal tief in die Verlustzone gerutscht, massive Abschreibungen belasten die Bilanzen.

Citigroup und Merrill Lynch dürften Analysten zufolge zusammen bis zu 19 Milliarden Dollar abschreiben. Wäre es mehr, würde sich auch keiner wundern. Denn beide Häuser haben infolge der schwersten Krise ihrer jeweiligen Unternehmensgeschichte ihre glücklosen Chefs geschasst. Bei Citigroup musste Chuck Prince gehen, bei Merrill Lynch trennte man sich von Stan ONeill.

Deren Nachfolger - der Investmentbanker Vikram Pandit bei Citi und der frühere NYSE-Chef John Thain bei Merrill Lynch - dürften die letzten Quartale ihrer Vorgänger eher schlechter als besser abrechnen. Der Grund: Alles was jetzt noch in die Q4-Bilanz fließen kann, fällt auf die alte Riege zurück, den neuen Chefs fällt damit ein Start ohne Altlasten etwas leichter.

Gleiches ist übrigens bei Bear Stearns zu erwarten, nachdem CEO Jimmy Cayne seinen Rücktritt angekündigt hat. Allerdings meldet das Brokerhaus erst Ende März, so dass das Unternehmen zur Zeit weniger unter Beobachtung steht als die Konkurrenten.

Alle drei dürften sich bei ihren Abschreibungen aber nicht zurückhalten. Nicht nur um den neuen Chefs den Einstieg zu erleichtern, sondern auch um Anleger nicht langfristig noch mehr zu verunsichern. Schlimmer als ein Quartal mit massiven Abschreibungen ist nämlich nur eine Folge von mehreren Quartalen mit Abschreibungen, selbst wenn die jeweils etwas geringer wären.

So tief wie möglich werden folglich auch die anderen Banken stapeln, die in der Subprime-Krise stecken. Doch bei denen haben Anleger allem Anschein nach nicht allzu viel zu befürchten. Sowohl die Dow-notierte J.P. Morgan Chase als auch die Bank of America dürften trotz massiver Einbrüche ihre Quartale noch im Plus beendet haben.

Gleiches gilt für Wachovia und Wells Fargo. Bei denen drohen aber ganz andere Probleme: Beide Häuser haben hohe Investitionen in eigene Immobilien, deren Bewertung nach wie vor unter Druck steht. Kollabiert dieser Bereich, sehen Analysten weiteren Druck auf die Branche.

Quelle: ntv.de

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