Zu viel China Zu wenig Dax
19.04.2007, 17:35 UhrDie Angst vor einer Überhitzung der chinesischen Konjunktur und den möglichen Folgen für die Weltwirtschaft hat die Anleger am Donnerstag weiter Kasse machen lassen. Über weite Strecken notierte das Börsenbarometer unter der 7.200 Punkte-Marke.
Am Ende erholte sich der Dax aber deutlich von seinem Tagestiefststand von 7.155 Zählern und schloss "nur" 0,5 Prozent leichter bei 7.242 Punkten.
"Die Anleger fürchten, dass China beim Wachstum stärker auf die Bremse treten muss. Damit könnte neben der US-Wirtschaft noch eine weitere Lokomotive für die Weltkonjunktur ins Stocken kommen", erklärte ein Börsianer die Abschläge.
Im ersten Quartal war die chinesische Wirtschaft trotz der staatlichen Bemühungen um eine Abkühlung der Konjunktur und der jüngsten geldpolitischen Maßnahmen mit 11,1 Prozent noch stärker als im Vorquartal (10,4 Prozent) gewachsen. Das starke Wachstum weckte am Markt Spekualtionen über eine Zinserhöhung.
Die Börse Schanghai büßte 4,5 Prozent ein. Händler fühlten sich an den Kurseinbruch Ende Februar erinnert. Wie damals hatten die Finanzmärkte in Europa vor der Korrektur kräftig zugelegt. Seit dem Kurseinbruch Ende Februar hatte der Dax in der Spitze schon wieder 14 Prozent gewonnen. Händler warnten seit Tagen vor einer erneuten Korrektur.
Im Blick standen am deutschen Markt wie schon am Vortag Volkswagen. Die Papiere setzten ihren Aufwärtstrend nach den Quartalszahlen zunächst fort und zählten damit zu den wenigen Gewinnern im Dax."Die Zahlen gestern waren einfach super", sagte ein Händler. Europas größter Autobauer hatte die Anleger mit einem deutlicheren Gewinnanstieg als erwartet überrascht. Gegen Handelschluss entschieden sich die Anleger aber auch hier ihre Gewinne in Sicherheit zu bringen. Die Papiere drehten mit 0,1 Prozent ins Minus.
Altana übernahmen dafür die Spitze der Gewinner. Die Analysten der Schweizer Großbank UBS hatten ihren Kunden die Aktien des Spezialchemiekonzerns zum Kauf empfohlen. Die Aktien gewannen 2,2 Prozent.
Schlusslichter im Dax waren RWE und Lufthansa, die exDividende gehandelt wurden und 3,7 beziehungsweise 3,0 Prozent niedriger notierten. Bei RWE waren es 3,50 Euro, bei Lufthansa 0,70 Euro je Anteilsschein.
Trotz der Rekordausschüttung waren Aktionärsvertreter auf der Lufthansa-Hauptversammlung am Mittwoch nicht zufrieden. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hat kritisiert, dass die Gesamtausschüttung von gut 320 Mio. Euro noch nicht der von Aktionären gewünschten Quote von 50 Prozent des Konzernsgewinns entspricht.
Bei RWE entspricht die Dividende nach früheren Konzernangaben einer Ausschüttungsquote von 80 Prozent. Der Energiekonzern wird bei seiner Übernahmestrategie immer zurückhaltender und setzt eher auf die Resteverwertung bei Fusionen von Konkurrenten. Das machte der scheidende Vorstandschef Harry Roels auf der Hauptversammlung in Essen deutlich.
Zu den größten Verlierern zählten auch DaimlerChrysler mit einem Abschlag von 1,7 Prozent. Chrysler-Chef Tom Lasorda zufolge werden die Gespräche mit möglichen Kaufinteressenten für die US-Tochter des Autobauers fortgesetzt. Für Chrysler lägen "alle Optionen weiterhin auf dem Tisch", sagte er am Mittwoch.
Die Analysten von Morgan Stanley senkten die Empfehlung für die Deutsche Post auf "equal-weight" von "overweight". Zugleich wurde das Kursziel auf 24 Euro von zuvor 30 Euro gesenkt. Die Aktien gaben daraufhin 0,9 Prozent nach.
Quelle: ntv.de