Marktberichte

Sicherheit ist oberste Maxime Euro verliert an Boden

Der Euro gerät unter Druck. Händler führen das auf die schwelende Schuldenkrise in der Eurozone zurück. Im Fokus steht auch der Yen: Die japanische Währung legt zunächst zu, gibt dann aber wegen Spekulationen über ein mögliche Intervention Japans am Devisenmarkt etwas nach.

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(Foto: dpa)

Aus Furcht vor einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise und einer weltweiten Rezession haben sich Anleger am Dienstag verstärkt aus dem Euro zurückgezogen. Sie suchten unter anderem Schutz im "sicheren Anlagehafen" Franken und in Bundesanleihen. Unter Verkaufsdruck gerieten dagegen italienische und spanische Anleihen.

"Der Markt fürchtet, dass die Welt in die Rezession zurückfällt und die Staaten der europäischen Peripherie würden darunter am stärksten leiden", sagte ING-Stratege Alessandro Giansanti. Geschürt werden die aktuellen Ängste von einer Reihe schwacher US-Wachstumsdaten. Die Einigung auf die Anhebung der US-Schuldengrenze wurde zwar mit Erleichterung an den Finanzmärkten aufgenommen, gleichzeitig bestehe aber das Risiko, dass durch die geplanten Einsparungen im Haushalt die dortige Konjunktur weiter abgebremst wird. "Während sich die Wolken der politischen Unsicherheit verziehen, braut sich ein wirtschaftlicher Sturm zusammen", schrieb Volkswirtin Jelena Schuljatjewa von der BNP Paribas in einem Kommentar.

Flucht aus dem Risiko

Unter der wachsenden Risikoscheu der Anleger hatte auch der Euro zu leiden, der sich auf 1,4184 Dollar verbilligte und damit rund einen US-Cent unter dem New Yorker Vortagesschluss sei. Offenbar werde der Euro vom Markt zunehmend als riskante Währung wahrgenommen, da konjunkturell schwierige Phasen zusätzliche Gefahren für den Euro-Raum bedeuteten, konstatierten die Analysten der Commerzbank in ihrem Marktbericht.

Zur Schweizer Währung fiel der Euro auf ein neues Rekordtief von 1,0986 Franken und auch der Dollar hielt sich mit 0,7717 Franken nur knapp über seinen bisherigen Tiefstständen. Für die schweizerische Wirtschaft wird der feste Franken vermehrt zum Belastungsfaktor, wie die laufende Berichtssaison der Unternehmen zeigt.

Die Schweizer Nationalbank hatte bei der letzten Intervention am Devisenmarkt lernen müssen, dass sie nicht über die Mittel verfügt, sich über einen längeren Zeitraum gegen den Markt zu stellen. Inzwischen wird sogar darüber spekuliert, wann das Währungspaar Euro/Franken mit Pari notiert.

Auch in Japan, dessen Volkswirtschaft unter einem festen Yen leidet, denkt die Bank of Japan über eine Intervention am Devisenmarkt nach. Der Yen legte dennoch sowohl zum Dollar als auch zum Euro zu.

Italien und Spanien imVisier

Am Rentenmarkt trennten sich Investoren vor allem von Bonds der beiden hoch verschuldeten Euro-Staaten Italien und Spanien. Die Renditen der zehnjährigen Anleihen stiegen in der Spitze jeweils auf den höchsten Stand seit 1997. Am Mittag lagen die Risikoaufschläge (Spreads) zu den entsprechenden deutschen Papieren bei 382 beziehungsweise 401 Basispunkten. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, stieg zeitweise um 82 Ticks auf ein neues Zehn-Monats-Hoch von 131,99 Punkte.

"Die jüngsten Kursverluste der italienischen und spanischen Papiere sind fundamental nicht gerechtfertigt", betonte Renten-Stratege Nick Stamenkovic von RIA Capital Markets "Aber die Stimmung ist sehr negativ." Investoren erhöhten daher ihre Wetten auf weiter fallende Kurse. Darüber hinaus wachsen bei Anlegern seit Wochen die Zweifel, ob das zweite Rettungspaket für Griechenland ein Übergreifen der Schuldenkrise auf weitere Staaten verhindern kann.

Auch am Markt für Credit Default Swaps (CDS) schlug sich die zunehmende Nervosität nieder: So verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren italienischen Anleihe-Paketes gegen Zahlungsausfall um 24.000 auf 355.000 Euro, wie der Datenanbieter Markit mitteilte. CDS auf spanische Bonds kosteten mit 418.000 Euro 32.000 Euro mehr als am Vortag.

Quelle: ntv.de, DJ

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