Eurozone droht Ungemach Anleihemärkte machen Sorgen
28.07.2011, 13:49 UhrKurz nach dem Schuldengipfel der Eurozone wird immer deutlicher, dass die Krise noch lange nicht ausgestanden ist. Das Gegenteil scheint der Fall. Der Blick auf die Zinsen für italienische und spanische Staatsanleihen verstärkt die Unruhe. Die beiden Länder haben sehr hohe Werte zu akzeptieren.
Während den USA aufgrund des Streits um das Schuldenlimit die Zahlungsunfähigkeit droht, braut sich auch in der Eurozone Ungemach zusammen. Für Italien werden Kredite teurer, der Zins-Abstand von spanischen und italienischen Papieren zu als sicher geltenden deutschen Staatsanleihen wird stetig größer.
Die Bundesrepublik müsste für zehnjährige Anleihen derzeit knapp 2,7 Prozent Zinsen bezahlen. Italien hatte am Donnerstag bei der Versteigerung von Staatsanleihen sehr viel höhere Zinsen zu akzeptieren; die Rendite von Papieren mit einer Laufzeit von zehn Jahren kletterte auf 5,7 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Februar 2000 und liegt nur noch minimal unter dem Rekordhoch seit Einführung des Euro von 5,81 Prozent. Bei der letzten vergleichbaren Auktion im Juni hatten die Zinsen noch bei 4,9 Prozent gelegen.
Der Druck nimmt zu
"Langfristig ist das kein tragfähiges Niveau bei den Renditen", sagte Anleihenstratege Marc Ostwald von Monument Securities. Mit einem Schuldenberg von 120 Prozent der Wirtschaftsleistung, einem mageren Wachstum und einer instabilen Regierung gilt Italien am Finanzmarkt als anfällig, sollte die Krise von Griechenland oder Portugal auf andere Länder überschwappen. Mit einem scharfen Sparprogramm will die Mitte-Rechts-Regierung von Silvio Berlusconi den Haushalt in den Griff bekommen und für Vertrauen der Investoren werben.
Doch nicht nur auf die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, auch auf Spanien nimmt der Druck der Finanzmärkte zu. Daran ändert auch das zweite Rettungspaket für Griechenland nichts. Spanien konnte zwar am Dienstag kurzfristige Staatsanleihen am Markt unterbringen, musste dafür aber deutlich höhere Renditen bezahlen. Zehnjährige Papiere würden Spanien derzeit knapp sechs Prozent Zinsen kosten.
Risikoprämien steigen
Der erhoffte Beruhigungseffekt des Gipfels blieb an den Finanzmärkten offensichtlich aus. Kurz nach dem Treffen in Brüssel lag die Zinsdifferenz zu deutschen Anleihen zwar unter drei Prozent und damit auf vergleichsweise niedrigem Niveau, doch mittlerweile sorgen die steigenden Risikoprämien wieder für Unruhe.
"Es sieht so aus, als wetteiferten Europäer und Amerikaner darum, wer besser der Konjunktur schaden könne", schreibt Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman in seinem Blog. "Überraschenderweise haben die Europäer in diesem Kampf eine Runde gewonnen."
Quelle: ntv.de, jga/rts