Erholung nur von kurzer Dauer Gewinnmitnahmen drücken Dax
28.09.2011, 17:50 Uhr
(Foto: dpa)
Der deutsche Aktienmarkt stoppt seine kräftige Erholung der vergangenen Tage. Die kräftigen Kurszuschläge in solch unsicheren Zeiten locken Anleger zu Gewinnmitnahmen, nachdem auch die US-Börsen ihren Kletterkurs unterbrochen haben.
Kursverluste an den US-Börsen haben auf dem deutschen Aktienparkett die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Erholungsrally zunichte gemacht. Anleger gingen auf Nummer sicher und fuhren nach den starken Zuwächsen der vergangenen Handelstage Kursgewinne ein.
Der deutsche Leitindex Dax beendete den schwankungsfreudigen Handelstag 0,9 Prozent tiefer bei 5578,42 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Werte verabschiedete sich mit Verlusten von 0,9 Prozent bei 8548,14 Punkten, der Technologiewerte-Index TecDax schloss 0,5 Prozent schwächer bei 686,25 Punkten.
"Nach dem Anstieg in dieser Woche beeindrucken Rückschläge nicht wirklich", meinte ein Händler. "Nach zwölf Prozent Kursgewinn innerhalb von drei Tagen muss ein Luftholen einkalkuliert werden", sagte er.
In der Euro-Schuldenkrise steht in den nächsten Wochen ein Termin-Marathon an. Auftakt ist die Bundestagsabstimmung über die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms EFSF an diesem Donnerstag. Nach der EFSF-Abstimmungsprozedur folgen die Entscheidungen über das zweite Griechenland-Paket sowie über den künftigen, dauerhaften Rettungsschirm ESM.
Falls bei der Abstimmung über den erweiterten Rettungsschirm im Bundestag eine Kanzlermehrheit verfehlt werden sollte, würde davon eine verschärfte politischen Krise in der Eurozone ausgehen, warnte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Aktienhändler Markus Huber von ETX Capital sprach von einer verzögerten Marktreaktion auf Aussagen von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der sich mehr auf eine Finanztransaktionssteuer fokussiere als auf eine Lösung der Finanzkrise. Dazu verunsicherten Meldungen, denen zufolge die Banken einen höheren Beitrag für das griechische Rettungspaket schultern müssten. Noch am Nachmittag hieß es, die von Barroso in Aussicht gestellten Hilfen für griechische Banken seien ein positives Signal.
Deutsche Börse unter Druck
Die stärksten Kursverluste büßten die Papiere der Deutschen Börse mit 4,6 Prozent ein. Die London Stock Exchange verhandelt exklusiv mit dem Clearinghauses LCH.Clearnet über eine Übernahme. Damit würde sich der Konkurrenzdruck für die Clearing-Tochter Clearstream der Deutschen Börse erhöhen. Belastend seien auch die Pläne für eine Finanzstransaktionssteuer, hieß es.
Deutsche Bank gaben um 3,8 Prozent nach und Commerzbank um 3,4 Prozent. Beide Aktien hatten am Vortag mehr als 12 Prozent hinzugewonnen.
SAP verteuerten sich um 1,3 Prozent. Laut "Finanz und Wirtschaft" sind die Auftragsbücher bei SAP gut gefüllt. Dies hat der weltweite Vetriebschef von SAP, Robert Enslin, der schweizerischen Zeitung gesagt.
Gefragt waren darüber hinaus vor allem konjunkturunabhängige Aktien, die Anleger in den vergangenen beiden Handelstagen eher links liegen gelassen haben. Fresenius Medical Care legten gegen den Gesamttrend 0,7 Prozent zu, Merck führten mit 1,5 Prozent Plus die Gewinnerspitze an. Beiersdorf verbuchte ein Plus von 0,3 Prozent, während Fresenius quasi unverändert aus dem Handel ging.
Wacker bricht ein
Im MDax büßten Südzucker nach einer Abstufung auf "Hold" von "Buy" durch die Deutsche Bank 4 Prozent ein. Die Verluste der Aktie von Wacker Chemie von 8,2 Prozent begründeten Händler mit Verlusten des koreanischen Wettbewerbers OCI. "OCI hat die Preise für Polysilizium gesenkt und nun gibt es Befürchtungen, dass auch Wacker Probleme bekommen könnte", meinte ein Händler.
Unter den Technologiewerten standen Solarwerte ebenfalls unter Verkaufsdruck. Ein Analyst begründete dies mit hohen Lagerbeständen in der Branche und mit einem härter werdenden Konkurrenzdruck vor allem durch chinesische Anbieter. Solarworld fielen um 7,7 Prozent. Ganz anders dagegen Dialog Semiconductor, die um 7,7 Prozent anzogen. Das Unternehmen hatte die Ziele für Umsatz und Marge im dritten Quartal nach oben geschraubt.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/DJ/rts