Schuldenängste und Konjunktursorgen Dow-Fall geht weiter
14.12.2011, 22:40 Uhr
(Foto: AP)
Die Stimmung an den Aktienmärkten jenseits des Atlantiks bleibt getrübt. Die Gründe dafür reichen von der Euro-Schuldenkrise bis zu Rezessionsängsten. Die 12.000-Punkte-Marke rückt für den Dow in immer weitere Ferne.
Fallende Rohstoffpreise und anhaltende Sorgen über die Schuldenkrise in Europa und konjunkturelle Schwächen haben die New Yorker Aktienmärkte am Mittwoch deutlich belastet. Zu den größten Verlierern zählten Anleger von Energiewerten, nachdem der Ölpreis um mehr als vier Prozent auf unter 96 Dollar gesunken war. Der Goldpreis gab ebenfalls deutlich nach und sackte auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober.
Händler verwiesen zudem auf die jüngste Auktion italienischer Staatsanleihen, bei der die Regierung in Rom trotz der jüngsten Beschlüsse des EU-Gipfels Zinsen in Rekordhöhe zahlen musste. "Das Hauptthema ist jetzt das vollständige und absolute Versagen der Europäischen Union, in irgendeiner Form eine Lösung zu finden", erklärte Investmentprofi Jeffrey Sica. "Die ganzen Gipfeltreffen haben nichts gebracht und dafür werden wir bald den Preis zu zahlen haben."
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,1 Prozent schwächer bei 11.823 Punkte. Im Handelsverlauf pendelte er zwischen 11.786 und 11.950 Stellen. Der breiter gefasste S&P 500 fiel ebenfalls um 1,1 Prozent auf 1211 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gab 1,55 Prozent auf 2539 Punkte ab. Der S&P-Index der Energiebranche verlor knapp 3 Prozent auf 494 Stellen.Der Dax fiel um 1,7 Prozent auf 5675 Zähler.
Von Italien bis New York
"Es ist nun klar, dass die EU nicht genug unternommen hat - zumindest haben die Märkte diesen Eindruck", sagte Analystin Doreen Mogavero. Es herrsche große Unsicherheit darüber, inwieweit die Schuldenprobleme in Europa die wirtschaftliche Erholung auch in den USA beeinträchtigen könnten.
Das hoch verschuldete Italien hatte zuvor bei der Versteigerung von Papieren mit fünfjähriger Laufzeit drei Milliarden Euro eingenommen. Die Anleger ließen sich ihr Engagement mit einem durchschnittlichen Zins von 6,47 Prozent vergüten. Das ist der höchste Wert seit Einführung des Euro.
Negativ wirkte sich auch die Enttäuschung über das Ausbleiben eines weiteren Konjunkturprogramms der US-Notenbank aus. Die Fed hielt sich am Dienstagabend zwar die Tür hierfür offen, kündigte aber vorerst keine neuen Maßnahmen an. Börsianer gehen davon aus, dass die Umsätze an der Wall Street bis zum Jahresende niedrig bleiben, was wiederum zu einer höheren Volatilität führen dürfte.
Die US-Konjunkturdaten wirkten sich indes kaum auf das Marktgeschen aus. Die US-Importpreise sind im November etwas niedriger ausgefallen als erwartet. So stiegen die Einfuhrpreise im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozent, nach einem Minus von revidiert 0,5 Prozent im Oktober. Befragte Ökonomen waren im Konsens von einem Anstieg um 1,1 Prozent ausgegangen. Dennoch verzeichneten die Importe damit den stärksten Preisanstieg seit April. "Inflation ist nicht das Thema in den USA", sagt ein Händler.
Von Avon bis WellPoint
Mit Blick auf die Einzelwerte fielen Caterpillar auf, die 4,4 Prozent einbüßen. Die weltweiten Konjunktursorgen gehen an dem US-Baumaschinenhersteller aber offenbar bislang vorüber. Das Unternehmen bekräftigte den Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr und bestätigte gleichzeitig eine gleichbleibende Quartalsausschüttung von 0,46 Dollar je Aktie.
Mit Abschlägen zeigten sich die Energiewerte. Exxon Mobil fielen um 1,2 Prozent und Chevron um 3,0 Prozent.
Defensive Werte waren dagegen tendenziell eher gesucht. So stiegen aus dem Pharmasektor Merck & Co um 1,6 Prozent und Pfizer um 0,5 Prozent.
Avon Products legten um 5,1 Prozent zu. Das Unternehmen hat angekündigt, an der Spitze des Unternehmens eine Ämtertrennung vorzunehmen. Demnach soll ein neuer Vorstandsvorsitzender für die seit 1999 dieses Amt und den Aufsichtsratsvorsitz begleitende Andrea Jung gefunden werden, die dann nur noch Aufsichtsratsvorsitzende sein soll.
Cheniere Energy litten unter der Ankündigung einer Kapitalerhöhung. Das Unternehmen will insgesamt 33 Mio Aktien ausgeben. Hier ging es für die Titel um 10,4 Prozent nach unten. Express Scripts verloren 1,6 Prozent vor dem Hintergrund einer drohenden gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem Großkunden WellPoint, dessen Titel 1,7 Prozent einbüßten.
Zu den Verlierern gehörten auch erneut Bankentitel: Der Aktienkurs der Citigroup büßte 3,2 Prozent an Wert ein, Bank of America 1,7 Prozent.
First Solar brachen um mehr als 21 Prozent ein. Der Solarkonzern hatte zuvor seine Umsatz- und Gewinnprognose zum zweiten Mal für 2011 gesenkt.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts