Nasdaq schließt auf 11-Jahres-Hoch Fed heizt US-Börsen ein
13.03.2012, 22:10 Uhr
Knallrote Bestätigung: Der Leitzins bleibt, wo er ist.
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An der New Yorker Wall Street drängen die Anleger zurück in den Aktienmarkt: Freundliche Konjunktursignale und ein ruhiger Kurs der US-Notenbank schieben den Dow-Jones-Index auf den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren. Kurz vor Schluss wird es hektisch: Die Aktien der Großbanken ziehen steil an.

Plötzlich ist wieder mächtig was los: Handelskrieg mit China, Bernanke spricht, der Stresstest kommt früher und die Wirtschaft hebt an zu singen.
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Die Aussichten auf einen stabilen Aufschwung in den USA und Europa haben die Anleger in den USA zur Rückkehr in den Aktienmarkt ermutigt. Anlass für den Optimismus waren positive Konjunkturdaten beiderseits des Atlantiks. Die freundlichen Worte der US-Notenbank zur aktuellen Wirtschaftslage nach der Zins-Sitzung trieben die Kurse im späten Geschäft zusätzlich an.
Der Dow-Jones-Index erreichte den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren. Die steigende Risikofreude der Anleger trieb den weltweit bekanntesten Aktienindex um 1,68 Prozent auf 13.177,68 Punkte nach oben. Der S&P-500 gewann 1,81 Prozent auf 1395,96 Punkte und schloss damit auf dem höchsten Stand seit Mitte 2008. An der Technologiebörse Nasdaq rückte der Composite-Index um 1,88 Prozent auf 3039,88 Punkte vor. Zuletzt hatte der Index Ende 2000 über der Marke von 3000 Zählern notiert. Der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 1,91 Prozent auf 2697,43 Punkte.
Der deutsche Leitindex Dax war zuvor in Frankfurt 1,4 Prozent fester mit 6995 Punkten aus dem Handel gegangen. Viele Börsianer dürften auch nach Börsenschluss gespannt die Nachrichten verfolgt haben, kündigte doch die Fed überraschend an, die Ergebnisse des neuen noch am Dienstag nach Handelsschluss bekannt zu machen. Banken-Aktien legten im späten Geschäft deutlich zu.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hielt den zuvor wie erwartet in der historisch niedrigen Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Abgesehen davon wurde trotz der Anzeichen für eine langsame konjunkturelle Erholung kein neues Programm zur Stimulierung der Wirtschaft aufgelegt.
Die Notenbanker ließen sich aber eine Hintertür offen: Sie wollen Umfang und Zusammensetzung ihrer Wertpapierbestände regelmäßig prüfen und bei Bedarf anpassen. Wie bereits im Januar signalisierten die Notenbanker zudem, den Leitzins bis tief ins Jahr 2014 hinein auf ultraniedrigem Niveau belassen zu wollen. Die Spannungen an den Finanzmärkten ebbten laut Fed zuletzt ab.
Für Hoffnungen auf eine gute Konjunkturentwicklung in Europa sorgte der aus Deutschland. Das ZEW-Barometer für die Konjunkturerwartungen kletterte im März um 16,9 auf 22,3 Punkte und damit wesentlich . Mit dem vierten Anstieg in Folge wurde der höchste Wert seit Juni 2010 erreicht.
Aus den USA stachen die der Einzelhändler hervor, die zum Vormonat unerwartet deutlich um 1,1 Prozent stiegen. Die wachsende Kauflust der Amerikaner bescherte den Einzelhändlern damit die größten Umsatzzuwächse seit fünf Monaten. Angesichts der etwas besseren Job-Perspektiven sitzt den US-Bürgern das Geld offenbar wieder etwas lockerer - vor allem beim Autokauf. "Das warme Wetter ist ungewöhnlich, und das hilft den Geschäften", sagte Analystin Kim Forrest von Fort Pitt Capital.
Alle Sektoren beendeten den Handel mit Aufschlägen. Besonders deutlich konnten Finanztitel zulegen. Die als defensiv eingestuften Versorger und Telekommunikationsanbieter hingegen gewannen nur vergleichsweise wenig hinzu.
Die Bank JP Morgan erklärte, sie wolle noch in diesem Jahr eigene Aktien im Volumen von bis zu 12 Mrd. Dollar zurückkaufen. Zudem soll die Dividende angehoben werden. Die Aktien des Geldhauses stiegen um sieben Prozent. Auch andere Papiere der Branche legten kräftig zu - offenbar in Erwartung eines guten Stresstest-Ergebnisses. Goldman Sachs, Bank of America und Citigroup stiegen um jeweils mehr als sechs Prozent.
Intel kletterten um knapp zwei Prozent nach oben. Der weltgrößte Chiphersteller erwägt laut einem Zeitungsbericht einen Einstieg in den hartumkämpften amerikanischen Fernsehmarkt. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, arbeitet Intel an einer Art "virtuellem Kabel-Betreiber" mit einem Abo-Angebot von US-Fernsehkanälen. Intel versuche bereits seit einigen Monaten, die Programmanbieter für einen solchen Dienst zu gewinnen, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.
Apple legten als einer der besten Werte im Nasdaq 100 um knapp drei Prozent auf 568,10 Dollar zu. Im Verlauf hatten die Titel bei 568,16 Dollar ein Rekordhoch markiert. Am Markt wurde als Kurstreiber auf ein durch die Analysten von Jefferies angehobenes Kursziel verwiesen. Die Papiere des iPhone-Herstellers haben in diesem Jahr bereits um mehr als 40 Prozent zugelegt und dabei im vergangenen Monat bei der Marktkapitalisierung die Schwelle von 500 Mrd. Dollar durchbrochen.
Bei den Einzelwerten achteten Anleger daneben auch auf Pfizer. Der weltgrößte Pharmakonzern beendete überraschend die Partnerschaft mit dem indischen Biotechnologiekonzern Biocon. Pfizer-Aktien stiegen um 2,1 Prozent.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 0,9 Mrd. Aktien den Besitzer. 2456 Werte legten zu, 569 gaben nach und 78 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,7 Mrd. Aktien 1976 im Plus, 566 im Minus und 93 unverändert.
Der Euro notierte bei 1,3084 Dollar. Zehnjährige US-Anleihen verloren 26/32 Punkte auf 98 27/32 Punkte und rentierten mit 2,129 Prozent.
Aufgrund der Umstellung auf die Sommerzeit schließen die US-Börsen aus europäischer Sicht eine Stunde früher als üblich um 21.00 Uhr (MEZ).
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts