"Schrecklicher Start ins Jahr" AMD verliert kräftig
20.04.2007, 16:51 UhrDer Preiskrieg mit dem Erzrivalen Intel hat den US-Chiphersteller AMD zu Jahresbeginn überraschend tief in die roten Zahlen gedrückt. Die auch in Deutschland produzierende Nummer zwei der Prozessor-Branche verlor zugleich Marktanteile an den größeren Konkurrenten. Konzernchef Hector Ruiz und seine Vorstandskollegen machten aus ihrer Enttäuschung über die Quartalszahlen keinen Hehl: Sie sprachen von einem "schrecklichen Start ins Jahr", einem "inakzeptablen Ergebnis" und einem "schweren Rückschlag". Ruiz zeigte sich zugleich grundsätzlich offen für einen Einstieg von Finanzinvestoren, was die Anleger besänftigte und die Kursverluste begrenzte.
AMD bezifferte den Netto-Verlust für die ersten drei Monate 2007 am Donnerstagabend mit 611 Mio. US-Dollar nach einem Gewinn von knapp 185 Mio. Dollar ein Jahr zuvor. Ohne Sonderposten lag der Fehlbetrag je Aktie mit 90 Cent etwa doppelt so hoch wie von Analysten erwartet. Auch der Umsatz war rückläufig, was AMD bereits in der vergangenen Woche angekündigt hatte. Er fiel um 7,4 Prozent auf 1,23 Mrd. Dollar. "Wir sind alles andere als glücklich, dass wir die verfluchten Prognosen verfehlt haben", sagte Ruiz. Sein Unternehmen habe zudem erstmals seit mehr als drei Jahren keine Marktanteile gewonnen. AMD beschäftigt in Deutschland mehr als 3000 Mitarbeiter, vor allem am Standort Dresden, wo das Unternehmen mehrere Chipfabriken betreibt.
"Preiskrieg ist härter als angenommen"
Intel hatte nach erheblichen Problemen im vergangenen Jahr Anfang 2007 mit aggressiven Preissenkungen zurückgeschlagen und seinen Anteil am 40-Mrd-Dollar-Markt für die als "Rechenhirne" bezeichneten PC-Prozessoren wieder auf mehr als 80 Prozent von knapp 76 Prozent ausgeweitet. AMD verlor dagegen zu Jahresbeginn 4,6 Prozentpunkte und fiel auf 11,1 Prozent zurück, wie die Marktforscher von iSuppli in einer neuen Studie mitteilten. Für das laufende Quartal sagte AMD einen Umsatz etwa auf dem Niveau des ersten Vierteljahres voraus.
"Der Preiskrieg ist offenkundig härter als angenommen", sagte Branchenexpertin JoAnne Feeney von FTN Midwest Securities. Die Auswirkungen der fallenden Chip-Verkaufspreise lassen sich bei AMD an der Entwicklung der Brutto-Gewinnmarge ablesen: Der Anteil des Umsatzes, der nach Abzug der Kosten vor Steuern als Gewinn übrig bleibt, sank im ersten Quartal auf 31 Prozent von 40 Prozent Ende 2006 und 59 Prozent ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Intel gab sich bei Vorlage der Zahlen am Dienstag optimistisch, in diesem Jahr eine Marge von 51 Prozent zu erreichen. Der Intel-Gewinn im ersten Vierteljahr kletterte dank Kosteneinsparungen um 17 Prozent auf 1,6 Mrd. US-Dollar.
Die Anleger reagierten auf die AMD-Ergebnisse nachbörslich zunächst mit massiven Verkäufen, am Freitag erholten sich die Papiere aber wieder etwas. Positiv wirkten sich Ruiz' Äußerungen zu einem möglichen Deal mit privaten Beteiligungsfirmen aus. "Wir haben absolut keine Vorurteile oder bestimmte Neigungen mit Blick auf die Quellen unseres Kapitals, solange es für uns Sinn ergibt", sagte der Konzernchef. AMD sei daher gegenüber allem offen, antwortete er auf die Frage, ob er auch einen Finanzierungsdeal mit Investmentfirmen in Betracht ziehe. Dies ließ an den Märkten Hoffnungen auf eine kräftige Finanzspritze oder gar ein Übernahmeangebot für AMD aufkeimen. Einige Analysten äußerten sich aber skeptisch, dass es zu einem solchen Deal kommen werde, da die Chip-Branche sehr kapitalintensiv sei.
Quelle: ntv.de