Deutschland hat nach Angaben der Welthandelsorganisation (WTO) in den ersten neun Monaten seine führende Stellung als Exportnation Nummer eins vor China verteidigt. Die deutschen Unternehmen verkauften Waren im Wert von 1159 Mrd. US-Dollar ins Ausland, sagte WTO-Ökonom Michael Finger. Der Vorsprung auf China betrage damit 85 Mrd. US-Dollar. "Ob Deutschland auch in der Jahresendabrechnung 2008 Exportweltmeister bleibt, ist aber offen", sagte der Experte. "Der Vorsprung schmilzt."

Im August und September hatte die Volksrepublik erstmals in diesem Jahr mehr exportiert als Deutschland. "Voraussichtlich wird China auch in den noch verbleibenden Monaten die Nase vorn haben", sagte Finger. "Deshalb werden wir am Ende ein Fotofinish sehen." Deutschland darf sich seit 2003 Exportweltmeister nennen.

Viel hängt am Wechselkurs

Wie das Rennen in diesem Jahr ausgeht, hängt dem WTO-Experten zufolge auch von der Entwicklung der Wechselkurse ab. Der Euro hat seit seinem Rekordhoch von 1,60 US-Dollar im Juli rund 34 Cent an Wert verloren. Dadurch sinkt auch der Wert der deutschen Exporte, die für den internationalen Vergleich in US-Dollar umgerechnet werden. Umgekehrt gewinnen die chinesischen Exporte an Wert, weil die Volksrepublik überwiegend in der US-Währung abrechnet.

Den beiden großen Exportnationen macht die weltweit schwächere Nachfrage zu schaffen. Wen es am Ende stärker treffe, sei schwer vorherzusagen, sagte Finger. Deutschland leide besonders unter der Autokrise, während sich der Maschinen- und Anlagenbau noch vergleichsweise gut halte. China bekomme insbesondere den kräftigen Abschwung seines wichtigsten Handelspartners USA zu spüren und verkaufe weniger Bekleidung, Spielzeuge und andere Konsumgüter.

Der WTO mit Sitz in Genf gehören 153 Länder an. Ihr Ziel ist der Abbau von Handelshemmnissen und die Liberalisierung des weltweiten Handels.