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Lange Rezession? Abschwung beschleunigt

Das Bundesfinanzministerium hat sich skeptisch für die weitere Wirtschaftsentwicklung in Deutschland gezeigt. "Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts dürfte sich im ersten Quartal beschleunigen", erklärte das Ministerium in seinem in Berlin veröffentlichten Monatsbericht. "Auch in Deutschland hat sich die Rezession verschärft."

Die aktuellen Konjunkturindikatoren zeigten mehrheitlich eine weitere Verschlechterung der Lage gegenüber dem vierten Quartal 2008 an. Darüber hinaus stelle bereits die Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Aktivität im Jahresverlauf 2008 eine erhebliche Vorbelastung für 2009 dar.

"Die vorlaufenden Indikatoren signalisieren, dass die Schwächephase vorerst noch anhalten dürfte", hieß es weiter. So seien die Auftragseingänge drastisch eingebrochen. Zwar hätten sich die ifo-Geschäftserwartungen zweimal in Folge leicht erholt, "eine Trendwende zum Besseren kann jedoch daraus nicht abgelesen werden".

Mehr Arbeitslose und Kurzarbeit

Allerdings zeige der "Pakt für Beschäftigung und Stabilität" bereits erste Wirkungen. Die Auftragseingänge aus dem Inland seien im Januar im Bereich Fahrzeugbau spürbar angestiegen, was auf eine Belebung der Herstellung dieser Produkte in den nächsten Monaten hindeute, und die rege Inanspruchnahme der Kurzarbeit dürfte den Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar und Februar gedämpft haben. "Für die meisten Maßnahmen - insbesondere Kredit-, Bürgschafts- und Förderprogramme sowie öffentliche Investitionen - ist es aber noch zu früh, um Stabilisierungseffekte ausmachen zu können", warnte das Finanzministerium.

Auf dem Arbeitsmarkt hinterlasse die Rezession mittlerweile immer deutlichere Spuren. "In den kommenden Monaten dürften sich sowohl der Anstieg der Arbeitslosigkeit als auch der Rückgang der Erwerbstätigenzahl fortsetzen und verstärken", sagte das Finanzministerium voraus. So deuteten mehrere Indikatoren darauf hin, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften spürbar nachgelassen habe.

Das hohe Niveau der Anzeigen von Kurzarbeit - die ein vorlaufender Indikator für die zukünftige Inanspruchnahme seien - signalisiere, "dass es in den nächsten Monaten zu einer weiteren Zunahme der Kurzarbeit kommen wird". Dadurch dürfte der Anstieg der Arbeitslosigkeit "im Verlauf etwas abgemildert" werden.

Prognose nicht zu halten

Zuvor hatte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück eingeräumt, dass die Regierung ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr möglicherweise nochmals senken muss. Bisher geht sie davon aus, dass die Wirtschaftsleistung um zweieinviertel Prozent schrumpft. Nach den Worten des SPD-Politikers kann zwar noch nicht vorhergesagt werden, wie die bisherigen Konjunkturprogramme wirken. "Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass wir die 2,25 Prozent nicht halten können".

Zahlreiche Ökonomen rechnen mit einem schärferen Einbruch - teils mit einem Minus von vier Prozent. Auch in Kreisen der Koalition wird ein Rückgang um etwa vier Prozent nicht mehr ausgeschlossen. Die Regierung legt ihre neue Wachstumsprognose am 29. April vor. Den Rückgang der Wirtschaftsleistung um zweieinviertel Prozent hatte die Bundesregierung vor zwei Monaten prognostiziert. Schon das wäre die schärfste Rezession seit Bestehen der Bundesrepublik. Die bisherige Prognose für 2009 basiert allerdings auf der Annahme einer Konjunktur-Trendwende zur Jahresmitte.

BDI sieht noch keinen Boden

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, ist unsicher über das Ausmaß der Rezession in Deutschland. Er hoffe sehr, im Sommer sehen zu könne, wann der Tiefpunkt der Krise erreicht sein werde, sagte Keitel der "Bild"-Zeitung. "Solange wir den Boden noch nicht sehen können, gibt es keinen Anlass zur Entwarnung. Die Gefahr, dass wir in eine längere Rezession rutschen, ist nicht völlig auszuschließen", sagte er.

Es sei eine Illusion, anzunehmen, dass man ganz schnell wieder aus der Krise herauskomme, sagte Keitel. Die Talfahrt habe erst begonnen. In den nächsten Wochen werde es keine guten Nachrichten aus der Wirtschaft geben.

Zugleich kritisierte der Verbandschef das Krisenmanagement der Bundesregierung. Die Vielstimmigkeit der Regierung bereite ihm Sorgen. "Heute sagt die Kanzlerin das, morgen der Vizekanzler jenes und der Finanzminister etwas anderes als der Wirtschaftsminister. Das verunsichert und ist nicht hilfreich", sagte Keitel.

Quelle: ntv.de

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