Obama und Geithner wütend Abwicklung von AIG
18.03.2009, 09:47 UhrNach dem Skandal um massive Bonuszahlungen bei dem angeschlagenen Versicherungsriesen AIG hat die US-Regierung dem Konzern gewährte Hilfen zurückgefordert. US-Finanzminister Timothy Geithner kündigte zudem an, er wolle die "geordnete Abwicklung" des Konzerns beschleunigen.
In einem Brief an die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, schrieb Geithner, Präsident Barack Obama und er selbst teilten die "beträchtliche Wut" über die an Manager der Firma ausgezahlten Boni in Höhe von 165 Mio. Dollar. Sein Ministerium werde sämtliche "verantwortungsvollen Methoden" ausloten, um die "geordnete Abwicklung" des Konzerns zu beschleunigen. Bei den Bemühungen um die Klärung des künftigen Status' von AIG gehe es darum, einerseits die systemischen Risiken für das Finanzsystem zu verringern und andererseits die Verluste für die Steuerzahler zu minimieren.
Nach Angaben Geithners prüfte das US-Justizministerium Möglichkeiten, bereits geleistete Bonuszahlungen zurückzufordern. Sollten diese gegen Bestimmungen in dem Gesetz zur Belebung der Konjunktur verstoßen, werde die Regierung mit dem Unternehmen und dessen Angestellten über eine Rückzahlung verhandeln. Es sei aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen, die Boni schon im Vorfeld zurückzuhalten, hob Geithner hervor.
Abzug von der Tranche
Er habe Konzernchef Edward Liddy aufgefordert, für dieses Jahr geplante Bonuszahlungen in Höhe von hunderten Mio. Dollar auf Eis zu legen. Einige demokratische Senatoren forderten, die Prämien per Gesetz mit einer 90-prozentigen Steuer zu belegen, sollte Liddy nicht erneut mit den Managern über die Zahlungen verhandeln.
Geithner zufolge will die US-Regierung AIG nun vertraglich verpflichten, die 165 Mio. Dollar dem Steuerzahler zurückzuzahlen. Die Summe solle von einer anstehenden Tranche von 30 Mrd. Dollar abgezogen werden, die der Versicherer im Rahmen des Rettungsplans bekommen solle. Das Hilfspaket Washingtons für den Konzern beläuft sich auf insgesamt bislang 180 Mrd. Dollar.
Liddys Ablösung gefordert
AIG hatte im vergangenen Jahr mit 99,3 Mrd. Dollar den höchsten Konzernverlust in der US-Wirtschaftsgeschichte verzeichnet. Nur durch den Einstieg der US-Regierung konnte der Konzern vor der Pleite gerettet werden. Der Staat hält 79,9 Prozent der Anteile an dem Versicherer.
Im US-Kongress mehrten sich die Forderungen nach einer Ablösung von Liddy. Er soll heute vor dem Unterkomitee für Kapitalmärkte zu den Bonuszahlungen Stellung beziehen. Diese kamen nach Angaben des New Yorker Staatsanwalts Andrew Cuomo vor allem den Finanzmanagern zugute, deren Leistung zu den niederschmetternden Verlusten und dem Beinahe-Bankrott von AIG führten.
Senator empfiehlt Selbstmord
Ein prominenter US-Senator hat den AIG-Managern nahegelegt, Selbstmord zu begehen. Der wichtigste Republikaner im Finanzausschuss, Charles Grassley, sagte einem Radiosender in Iowa, die wegen Bonuszahlungen heftig in die Kritik geratenen Manager würden in seinem Ansehen steigen, wenn sie dem japanischen Beispiel folgten und sich öffentlich mit einer tiefen Verbeugung entschuldigten. "Danach sollten sie eines von zwei Dingen tun: Zurücktreten oder Selbstmord begehen." Japanische Manager würden sich sogar meist ohne Entschuldigung direkt umbringen, fügte er hinzu.
Quelle: ntv.de