Nach Köhler-Kritik Ackermann wehrt sich
17.05.2008, 17:59 UhrMit Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat erstmals ein Spitzenbanker Stellung zur Kritik von Bundespräsident Horst Köhler bezogen, die Finanzmärkte seien zu "Monstern" geworden. "Es wäre schädlich für unser künftiges Wirtschaftswachstum und unseren Wohlstand, Finanzinnovationen generell zu dämonisieren", sagte der Schweizer der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Nur ein kleiner Teil des Finanzsystems hat den Markttest nicht bestanden." Ein von Köhler gefordertes Schuldeingeständnis lehnte Ackermann ab: "Ich fühle mich da nicht angesprochen." Bereits im vergangenen Sommer habe er gesagt, dass die Banken Fehler gemacht hätten - "inklusive wir selbst".
Ackermann bestritt dem Bericht zufolge zudem die Aussage Köhlers, im Verlauf der Krise habe die Gefahr des Zusammenbruchs der Weltfinanzmärkte bestanden: "Davon kann keine Rede sein." Er ergänzte, dass er "keine Anzeichen" für eine neue Weltwirtschaftskrise sehe. Die Auswirkungen der Krise auf die Realwirtschaft nannte er "erträglich".
Kaum noch Bezug zu Realwirtschaft
Köhler, früher Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), hatte den Banken und ihren Händlern im Magazin "Stern" vorgeworfen, hochkomplexe Finanzprodukte geschaffen zu haben, die sie letztlich selbst nicht mehr verstanden hätten. Weiter kritisierte er, dass es möglich gewesen sei, mit geringstem eigenem Haftungskapital große sogenannte Hebelgeschäfte in Gang zu setzen. Dies habe das "Monster" wachsen lassen, sagte Köhler: "Es hat kaum noch Bezug zur Realwirtschaft."
Köhler hatte auch "bizarr hohe" Vergütungen für einzelne Finanzmanager kritisiert. Ackermann war im vergangenen Jahr nach Angaben der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz erneut Spitzenverdiener unter den Chefs der 30 Dax-Unternehmen. Demnach verdiente er 13,2 Millionen Euro in bar, hinzu kamen Aktienoptionen.
Quelle: ntv.de