Siemens schmiert weiter Affäre bedroht Kleinfeld
21.12.2006, 08:29 UhrDie Münchner Staatsanwaltschaft untersucht im Schmiergeldskandal bei Siemens nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) inzwischen auch fragwürdige Zahlungen von 77,6 Mio. Euro aus dem Geschäftsjahr 2005/06. Das Geld soll dem Bericht zufolge an Berater der Telekomsparte geflossen sein. Die Zahlungen fallen in die Amtszeit des heutigen Vorstandsvorsitzenden Klaus Kleinfeld.
Nach Feststellungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG legten sie den Verdacht nahe, dass die Gelder für Bestechung eingesetzt wurden, schreibt die "SZ". Angesichts der Begleitumstände bestehe für den Konzern ein großes Risiko, dass diese Vorgänge als "Bestechungspraktiken im Ausland" einzuordnen seien, wird aus dem Sonderbericht zitiert.
Ein Siemens-Konzernsprecher erklärte, der Prüfbericht der KMPG datiere vom 9. November und sei am 16. November bei Siemens eingegangen, einen Tag nach der Großrazzia von Polizei und Staatsanwaltschaft. Siemens habe den Bericht dann den Ermittlern zur Verfügung gestellt. Die Fahnder gehen laut "SZ" inzwischen der Frage nach, ob Siemens-Manager als Ersatz für Schwarzgeldkonten in Liechtenstein und in der Schweiz, die seit Ende 2004 nach und nach aufgeflogen waren, anschließend ein neues System schwarzer Kassen geschaffen haben.
Die Beraterhonorare über 77,6 Mio. Euro flossen laut Sonderbericht an 14 Firmen und Geschäftsleute in Europa, Asien und Afrika. Darüber hinaus bestanden zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres am 30. September 2006 noch Zahlungsverpflichtungen in Höhe von mehr als 22 Mio. Euro für solche Beraterverträge. Siemens habe diese Zahlungen aber gestoppt, sagte ein Sprecher der Zeitung zufolge.
Bislang verdächtigt die Staatsanwaltschaft rund ein Dutzend aktive und ehemalige Siemens-Mitarbeiter, rund 200 Mio. Euro in schwarze Kassen transferiert und als Schmiergeld eingesetzt zu haben.
Einer der Hauptbeschuldigten in der Affäre, der frühere Bereichsvorstand Michael Kutschenreuther, wurde am Donnerstag wieder aus dem Gefängnis entlassen. Das bestätigte sein Verteidiger Thilo Pfordte. "Er hat aufgeklärt, und die Staatsanwaltschaft hat ihm offenbar geglaubt", sagte Pfordte. Der einstige Manager hatte laut "Handelsblatt" Hinweise darauf gegeben, dass die oberste Konzernspitze zumindest teilweise Kenntnis von illegalen Provisionszahlungen gehabt habe.
Quelle: ntv.de