Siemens enorm belastet Affäre kostet Milliarden
12.11.2008, 19:31 UhrDie Aufarbeitung des Schmiergeld-Skandals ist Siemens im abgelaufenen Geschäftsjahr teuer zu stehen gekommen. Insgesamt seien Aufwendungen in Höhe von 510 Mio. Euro für externe Berater sowie für Maßnahmen zur Beseitigung von Schwächen des internen Kontrollsystems angefallen, teilte das Unternehmen in München mit. Für das vierte Quartal meldete das Unternehmen 89 Mio. Euro. Im Vergleich zu den vorangegangenen Quartalen seien die Kosten damit allerdings deutlich gesunken, erklärte Siemens.
Zwischen April und Juni waren es noch 119 Mio. Euro und im Quartal davor 175 Mio. Euro. Als Gründe für die rückläufigen Belastungen nannte das Unternehmen den Aufbau der internen Organisation zur Einhaltung von Gesetzen und Regeln (Compliance), die zunehmend die Aufgaben externer Berater übernehme, sowie die Fortschritte bei der Schaffung neuer Kontrollsysteme. "Die Kosten für externe Compliance-Berater werden künftig weiter sinken", hieß es.
Der Konzern stellt sich wegen des größten Korruptionsskandals in der deutschen Wirtschaftsgeschichte auf Strafen in Höhe von rund einer Mrd. Euro ein und bucht dafür eine entsprechende Rückstellung im abgelaufenen Geschäftsjahr. Seit vielen Monaten steht der Konzern mit der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC in Verhandlungen, außerdem laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München in mehreren früheren Bereichen des Unternehmens. Bisher hat die Aufarbeitung des Skandals angesichts von Strafen, Beraterkosten und Gewinnabschöpfung rund 1,5 Mrd. Euro gekostet. Einschließlich der nunmehr erwarteten Strafzahlungen würden die Kosten mit 2,5 Mrd. Euro zu Buche schlagen.
In der Compliance von Siemens arbeiten nach Unternehmensangaben mittlerweile weltweit rund 520 Mitarbeiter. Im Jahr 2006, als der Korruptions-Skandal ins Rollen gekommen war, zählte der Konzern in diesem Bereich weltweit rund 80 Mitarbeiter, darunter viele als Teilzeitkräfte.
Frau im Vorstand
Unterdessen hat Siemens erstmals in seiner über 160-jährigen Geschichte eine Frau in die oberste Führungsspitze geholt. Die 54-jährige Schweizerin Barbara Kux werde im Konzernvorstand für das neue Ressort Einkauf mit einem weltweiten Volumen von 42 Mrd. Euro zuständig sein, teilte der Konzern nach einem Beschluss des Aufsichtsrates in München mit. Außerdem soll die ehemalige Philips-Managerin auch die Verantwortung für das Marketing des sektorübergreifenden Umweltportfolios von Siemens übernehmen. Siemens-Chef Peter Löscher hatte Vielfalt im Top- Management als wichtiges Thema auf die Agenda gesetzt.
Kux soll ihre Tätigkeit am 17. November aufnehmen. Auch bei ihrem bisherigen Arbeitgeber Philips war sie als Mitglied der Konzernleitung für Einkauf und Nachhaltigkeit zuständig. Davor arbeitete sie beim Autobauer Ford, beim Elektro- und Automationstechnikkonzern ABB, beim weltgrößten Lebensmittelkonzern Nestl sowie bei der Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey.
Quelle: ntv.de