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Immer mehr Unruhen Agrarpreise explodieren

Bei Protesten gegen die rasant steigenden Lebensmittelpreise sind in Bangladesch mindestens 50 Menschen verletzt worden. Die Polizei ging nach Angaben von Augenzeugen in der Stadt Fatullah rund zwölf Kilometer östlich der Hauptstadt Dhaka mit Tränengas und Knüppeln gegen die mit Steinen werfenden Demonstranten vor. Mindestens 20 der Verletzten seien Polizisten. Ein Polizeisprecher sagte, die Situation sei nun wieder unter Kontrolle.

Die meisten Demonstranten waren den Angaben zufolge zunächst Fabrikarbeiter, die wegen der Preisexplosion Lohnerhöhungen forderten. Andere Bewohner hätten sich jedoch dem Protest angeschlossen. "Die Behörden müssen unsere Löhne verbessern, weil die steigenden Lebensmittelpreise unser Leben zur Hölle machen", sagte ein Anführer der Demonstranten. Die Preise für Weizen, Speiseöl und viele Hülsenfrüchte haben sich in Bangladesch innerhalb eines Jahres verdoppelt.

Biosprit in der Kritik

Unabhängig von den Unruhen in Bangladesch hat Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) angesichts der explodierenden Nahrungsmittelpreise gefordert, den Einsatz von Biotreibstoffen zu überdenken. "Die Beimischungsziele müssen weltweit auf den Prüfstand", sagte sie auf der Frühjahrstagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Washington.

Der rasante Anstieg der Preise für Lebensmittel sei zu 30 bis 70 Prozent auf die zunehmende Produktion von Öko-Sprit zurückzuführen. Die immer teurere Nahrung sei "eine Gefahr für Wachstum, Armutsbekämpfung, Stabilität und den Frieden in der Welt", betonte die Ministerin, die zugleich die deutsche Weltbank-Gouverneurin ist.

Klimadiskussion contra Armut

In zahlreichen, vor allem armen Staaten wie Haiti oder eben Bangladesh ist es wegen der hohen Preise bereits zu Unruhen, Plünderungen und Gewalt gekommen. Nach Angaben der Weltbank kletterten die Nahrungsmittelpreise in den vergangenen drei Jahren weltweit um 83 Prozent. Beim Weizen stiegen die Preise sogar um 181 Prozent. Der Präsident der Entwicklungshilfeorganisation, Robert Zoellick, sieht dadurch die Erfolge im Kampf gegen die Armut während der vergangenen sieben Jahr in Gefahr.

Als wichtigste Auslöser der Preisexplosion gelten neben den Biotreibstoffen auch veränderte Ernährungsgewohnheiten in aufstrebenden Staaten wie China, ausgedehnte Dürren etwa in Australien und der hohe Ölpreis.

"Es wir dem weltweiten Klima nichts nutzen, wenn in den Industrieländern die Autos mit Agrarkraftstoffen fahren und zugleich am Äquator die tropischen Regenwälder abgeholzt werden", sagte Wieczorek-Zeul. Es sei nicht akzeptabel, dass wegen der hohen Nahrungsmittelpreise die bisherigen Erfolge der Entwicklungshilfe um Jahr zurückgeworfen würden.

Die Weltbank müsse ihre Programme in betroffenen Ländern umstellen, um die unmittelbare Not der betroffenen Menschen zu lindern, sagte die Ministerin.

Allerdings seien die Entwicklungsländer selbst auch in der Pflicht, ihre Landwirtschaft stärker auszubauen. Die afrikanischen Länder hätten sich vor einigen Jahren vorgenommen, zehn Prozent ihrer Mittel in den Agrarsektor fließen zu lassen. Das hätten einige inzwischen erreicht, andere jedoch noch nicht, sagte sie.

Quelle: ntv.de

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