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Neuwagen von der KfW? Alarm in der Auto-Branche

In der Autobranche wächst der Druck. Nach BMW will auch Daimler demnächst die Bänder stoppen. Gleichzeitig wächst der Ärger über die Politik, die es bis heute nicht geschafft hat, sich über eine Reform der Kfz-Steuer zu einigen. Darin sehen die Autobauer derzeit das größte Hemmnis für potenzielle Neuwagen-Käufer. Matthias Wissmann, Chef des Verbandes der Automobilindustrie, fordert jetzt von der staatlichen Förderbank KfW zinsgünstige Kredite zum Kauf schadstoffarmer Neuwagen. Fraglich nur, ob die KfW-Banker nach dem IKB-Desaster und im Lichte der Finanzkrise Geld für ein solches Programm haben.

Die Krise ist in Deutschlands exponiertester Branche, der Automobilindustrie, angekommen. Bei Daimler stehen die Räder über Weihnachten still, BMW hat schon vor Monaten einen Personalabbau von 8000 Stellen bekannt gegeben. In Leipzig steht die Produktion bereits seit Montag still. Der Experte für die Autobranche, Ferdinand Dudenhöffer, sprach von stolpernden Wachstumsmärkten. "Was wir sehen, ist, dass die weltweiten Märkte mit Vollgas in die Rezession fahren", sagte der Wissenschaftler gegenüber n-tv. 2009 wird ein "sehr, sehr schwieriges Jahr" werden, glaubt er. Die bisherigen Wachstumsmärkte Russland, China und Indien gerieten jetzt selbst in substanzielle Schwierigkeiten.

Existenzielle Probleme bei den Zulieferern

Besonders hart wird es die Zulieferer treffen. Diese haben sich nicht ausreichend auf die Krise vorbereiten können, weshalb einige der Firmen bereits im kommenden und übernächsten Jahr in die roten Zahlen fahren könnten. Problematisch ist vor allem die Versorgung dieser mittelständisch geprägten Branche mit Krediten, mit denen die anstehenden Verluste ausglichen werden könnten. "Man kann sich heute auf alle verlassen, aber um Himmels Willen nicht auf die Banken. Da wird es keinen Cent Kredit geben für die Zulieferer", sagt der Auto-Experte bei n-tv. Deshalb appeliert er an die Bundesregierung, eine Brückensituation zu schaffen und die Branche mit Geld zu versorgen. Sonst drohe der Konkurs wichtiger Unternehmen.

Ganz neu sind die Sorgen nicht. Dudenhöffer, hat schon im September im Interview mit n-tv.de vor einem Verlust von 100.000 Arbeitsplätzen in den kommenden zehn Jahren gesprochen. Die Autoindustrie in Europa habe ihren Zenit schon seit längerem überschritten, sagte er. Die Wachstumsraten der vergangenen Jahre seien in jedem Fall nicht zu halten. Neue Arbeitsplätze sieht er nur in den Schwellenländern entstehen.

Unsicherheiten hemmen Autokäufer

Jetzt schlägt auch der EU-Industriekommissar Günter Verheugen Alarm. "Wir befinden uns in einem tiefen Tal. Wenn wir das nicht schnell hinter uns lassen, wird massiver Stellenabbau unausweichlich", sagt der SPD-Politiker der "Neuen Presse". Er schätzt die Lage als außerordentlich bedrohlich ein: "Die Automobilindustrie erlebt einen Einbruch wie seit vielen, vielen Jahren nicht mehr." 50.000 Stellen sieht der Politiker kurzfristig in Gefahr.

Einig sind sich die Experten und Lobbyisten in der Forderung nach einer raschen Reform der Kfz-Steuer. Beim Kauf eines Neuwagens wisse derzeit niemand, mit welchen Steuern und Grenzwerten er in Zukunft rechnen muss. Das lähme den deutschen Automarkt seit Monaten. Auch die wirtschaftliche Hochphase der letzten Jahre hat sich bei den Automobilkunden kaum bemerkbar gemacht. Der Markt schlittert von einem Tief ins nächste. Verheugens Appell geht aber auch in Richtung Europarat und Europaparlament. Auch dort solle endlich Klarheit und Rechtssicherheit geschaffen werden.

Wissmann: KfW soll finanzieren

VDA-Chef Wissmann nimmt jetzt die Politik in die Pflicht. Der Lobbyist fordert zinsgünstige Kredite der Staatsbank KfW für Autokäufer. Damit könne der Erwerb schadstoffärmerer Fahrzeuge gefördert und so die von der Finanzkrise getroffene Branche gestützt werden, sagte Wissmann der "Berliner Zeitung". Fraglich ist allerdings, ob diese für ein solches Programm die notwendigen Mittel aufbringen kann. Das Desaster um die wiederholte Rettung der Mittelstandsbank IKB hat die Anstalt viele Milliarden gekostet.

Klar ist nur, dass die Politik beim Thema Kfz-Steuer in Zugzwang gerät. Immerhin scheint sich etwas zu tun. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos sagte im ZDF, dass man sich mit den Ländern über einen Tausch geeinigt habe. Die Kfz-Steuer soll künftig beim Bund angesiedelt werden, die Länder sollen im Gegenzug andere Steuereinnahmen bekommen. Das könnte Schwung in die seit Monaten feststeckende Thematik bringen. In der großen Koalition herrscht Einigkeit, dass die Branche unterstützt werden soll. Möglich, dass ein neuer Gesetzesentwurf noch vor den Weihnachtsferien auf den Weg kommt.

Quelle: ntv.de

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