Milch wird billiger Aldi bestätigt Preisrutsch
19.04.2008, 12:05 UhrIm deutschen Lebensmittelhandel zeichnet sich trotz der Bauernproteste ein Preisrutsch bei Milch ab. Der Discounter Aldi Nord senkt den Milchpreis von Montag an um bis zu 10 Cent je Liter. Entsprechende Informationen der "Lebensmittel Zeitung" bestätigte das Essener Unternehmen am Freitag.
Zu der Milchpreis-Gestaltung beim Schwesterunternehmen Aldi Süd machte der Essener Discounter keine Angaben. Aldi gilt als Vorreiter für die Preise bei Milchprodukten im deutschen Lebensmittelhandel. In Branchenkreisen hieß es am Freitag, bereits vor Aldi habe es einen Abschluss zwischen einer großen deutschen Molkerei und einer Handelskette ebenfalls mit einem zweistelligen prozentualen Preisabschlag bei Milch gegeben.
"Der Markt ist voll mit Milch", sagte der Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW, Reinhard Pauw. Das nutzten die Lebensmittelketten derzeit aus. Nach seiner Einschätzung wird die erwartete Preissenkung im Handel den größten Teil des Preisanstiegs aus der zweiten Jahreshälfte 2007 wieder zurücknehmen. Die Milchpreise würden nach der Senkung noch leicht über dem Ausgangsniveau des ersten Halbjahres 2007 liegen.
Bauernverband: "Aldi erpresst Molkereien"
Der Deutsche Bauernverband warf Aldi Erpressung der Molkereien vor. Der Preisrutsch "ist für die hart arbeitenden Milchbauern eine Provokation". Bei weiteren Preisverhandlungen von Milchprodukten im Herbst würden die Bauern versuchen, einen Ausgleich durchzusetzen. Die Milchbauern befürchten wegen steigender Kosten, dass sinkende Einkaufspreise ihre Existenz bedrohen, nachdem sie 2007 erstmals nach Jahren wieder mehr für ihre Milch bekommen hatten.
"Die Verbraucher müssen sich auf stärker schwankende Preise einstellen", sagte Pauw. Die EU hatte die Milchquoten, eine Obergrenze der Produktion, aufgestockt. Damit sei das Angebot gewachsen. Hinzu komme, dass der Export in andere Länder durch den starken Euro erschwert werde. Im Herbst 2008 sei wieder mit einer höheren Nachfrage und tendenziell steigenden Milchpreisen zu rechnen.
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner hatte den Einzelhandel am Donnerstag bei einer Protestaktion in Berlin vor Preissenkungen gewarnt. Wenn Milchbauern ökonomisch nicht überlebten, würden die Verbraucher explodierende Nahrungsmittelpreise bekommen. Die Milchbauern seien in höchster Sorge. Futtermittel kosteten 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Milchbauern, die im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter zusammengeschlossen sind, hatten sich mit Mehrheit für einen Lieferstopp ausgesprochen, wenn der Einkaufspreis sinken sollte.
Die Hilfsorganisationen Brot für die Welt und Misereor forderten angesichts der Nahrungskrise in ärmeren Ländern kostendeckende Milchpreise für Milchbauern in der Europäischen Union wie in Entwicklungsländern.
Quelle: ntv.de