Verkauf zieht sich hin Alitalia braucht mehr Zeit
20.11.2007, 15:11 UhrDer geplante Verkauf der angeschlagenen Fluggesellschaft Alitalia verzögert sich weiter. Das Alitalia-Management werde wohl erst Ende November und damit eine Woche später als geplant über Empfehlungen der Verkaufsberater diskutieren, sagte Firmenchef Maurizio Prato. Mit der Lufthansa, der französisch- niederländischen Air France-KLM und der italienischen Air One gibt es noch drei mögliche Investoren. Die russische Aeroflot hatte sich am Montag zurückgezogen. Alitalia fliegt pro Tag mehr als eine Mio. Euro Verlust ein und ist an der Börse mit etwa 1,2 Mrd. Euro bewertet.
Die italienische Regierung hatte vor nahezu einem Jahr den Prozess zum Verkauf ihrer 49,9 Prozent an Alitalia eingeleitet. Im Juli war eine Versteigerung der Anteile gescheitert, nachdem alle Interessenten abgesprungen waren - offenbar, weil niemand die von der Regierung geforderten Bedingungen akzeptieren wollte. Als Problem wird unter anderem der starke Einfluss der Gewerkschaften bei Alitalia gesehen, der für hohe Personalkosten verantwortlich gemacht wird. Mit mehr als einer Milliarde Euro Schulden, einem Minus von 600 Mio. Euro im vergangenen Jahr und täglich neuen Verlusten gilt das Unternehmen in der Branche als schwer kalkulierbares finanzielles Risiko.
Firmenchef Prato hat wegen der angespannten Lage bereits päpstlichen Segen erbeten. Mit einem drastischen Sanierungsplan versucht er, Kosten deutlich zu reduzieren und einen Bankrott abzuwehren. Die Gewerkschaften stemmen sich aber gegen größere Einschnitte bei der Fluggesellschaft, die 20.000 Menschen beschäftigt.
Die Lufthansa hatte in der vergangenen Woche erklärt, sie habe noch nicht über einen möglichen Einstieg bei Alitalia entschieden. In einem italienischen Zeitungsbericht hatte es geheißen, Lufthansa wolle für den Fall eines Zuschlags die Flotte von Alitalia um 50 Maschinen verkleinern, den Standort Mailand aber als internationales Drehkreuz für Langstreckenflüge beibehalten. Dies gilt bei Branchenexperten als problematisch, da Lufthansa mit Frankfurt, München und Zürich bereits drei Drehkreuze hat.
Ein Hindernis für einen Lufthansa-Einstieg könnte auch sein, dass bisher maximal 49,9 Prozent Staatsanteil zum Kauf stehen. Die Lufthansa hat ausgeschlossen, bei einer Fluggesellschaft einzusteigen, wenn nicht nach der notwendigen Neuverhandlung der weltweiten Start- und Landerechte die Mehrheit an der neuen Tochter zu bekommen ist.
Quelle: ntv.de