Air France ist dabei Alitalia vor Rettung
28.08.2008, 18:13 UhrAn der Rettung der italienischen Fluglinie Alitalia will sich nun doch die französich-niederländische Gesellschaft Air France-KLM beteiligen. Das Unternehmen sei bereit, einen Minderheitsanteil zu übernehmen, teilte eine Sprecherin von Air France-KLM in Paris mit. Damit würde Air France-KLM sich der von Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi eingefädelten Rettung durch heimische Industriekonzerne anschließen. Rom stellte dafür die gesetzlichen Weichen und kündigte einen Sozialplan für mehrere tausend Beschäftigte an, die nun voraussichtlich entlassen werden.
Das Kabinett von Ministerpräsident Silvio Berlusconi billigte einen Gesetzentwurf zur Änderung des Insolvenzrechtes, das die Abtrennung von Teilen der bisher halbstaatlichen Fluggesellschaft und die Kündigung von Mitarbeitern erleichtere. Gleichzeitig seien Wettbewerbsregeln gelockert worden, die eine Beteiligung des inländischen Konkurrenten Air One ermöglichten, hieß es. Die Vorschläge zur Rettung der Fluglinie werden am Freitag dem Alitalia-Management vorgelegt.
Eine Gruppe von 16 Investoren hat laut Medienberichten eine Milliarde Euro für die Rettungsaktion unter dem Namen "Phönix" bereitgestellt. Dazu sei am Dienstag eine neue Gesellschaft gegründet worden, in die nur die gesunden Teile von Alitalia übernommen werden sollten. Verlustbringer sollten in einem anderen Unternehmen verbleiben, um letztlich Pleite zu gehen.
Weniger Langstrecke
Laut der Tageszeitung "La Repubblica" soll sich die neue Alitalia auf Kurz- und Mittelstrecken konzentrieren und 140 Ziele anfliegen statt 190 wie bisher. 7000 Stellen sollten wegfallen. Nach einer Mitteilung des Arbeitsministeriums will der Staat für sieben Jahre die Gehälter von entlassenen Beschäftigten garantieren und ihre Vermittlung in andere Firmen im Privatsektor fördern. Das italienische Wirtschaftsblatt "Il Sole 24 Ore" berichtete, die Rettungsaktion, die von der Bank Intesa Sanpaola organisiert wurde, solle Alitalia im Jahr 2011 wieder profitabel machen.
Air France-KLM machte keine Angaben dazu, wie hoch eine Beteiligung an Alitalia ausfallen könnte. Seit mehreren Jahren ist die Gesellschaft bereits mit zwei Prozent an Alitalia beteiligt. Die EU-Kommission teilte mit, sie habe einen Entwurf für die geplante Privatisierung von Alitalia erhalten. Ein Kommissionsprecher sagte, Brüssel wolle sich dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.
Alitalia beschäftigt zur Zeit noch 11.100 Menschen im Flugverkehr und 8300 weitere in der Instandhaltung. Der Staat hält bisher einen Anteil von 49,9 Prozent und hatte die Gesellschaft im April mit der Zusage einer 300-Millionen-Euro-Geldspritze über Wasser gehalten, nachdem Gespräche für eine Übernahme durch Air France-KLM geplatzt waren. Laut Experten hat Alitalia in diesem Jahr voraussichtlich bisher einen Verlust von 400 Mio. Euro eingeflogen. Am Freitag will sie ihre Halbjahreszahlen offiziell bekannt gegen.
Quelle: ntv.de