"Keine Auswirkungen" Allianz-Chef wiegelt ab
16.09.2008, 18:12 UhrDie Allianz sieht nach der spektakulären Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers und den massiven Problemen des US-Versicherers AIG keine großen Belastungen auf sich zukommen. Allianz-Chef Michael Diekmann bezifferte das maximal denkbare Ausfallrisiko durch Geschäftsbeziehungen mit Lehman auf 400 Mio. Euro. Der Münchner Konzern hat insgesamt eigene Gelder in Höhe von 400 Mrd. Euro weltweit angelegt.
Rettungsversuche für Lehman waren am Wochenende gescheitert. Die viertgrößte Investmentbank in den USA musste daraufhin Gläubigerschutz beantragen. Sie hatte sich in der Hypothekenkrise verhoben.
Vor Journalisten sagte Diekmann zudem, die Probleme der AIG, bis vor kurzem einer der weltgrößten Versicherer, würden die Allianz kaum betreffen. "Ich sehe keine Auswirkungen." Nur in der Rückversicherung gebe es Geschäftsbeziehungen in einem geringen Umfang. Zum Verkauf stehende AIG-Teile wie die Rückversicherung oder die Leasing-Sparte seien für die Allianz nicht interessant. Andere Bereiche, die möglicherweise noch zur Disposition stünden, werde sich die Allianz gerne anschauen.
Die sich zuspitzende Lage bei dem Allianz-Erzrivalen, der um sein Überleben kämpft und dringend frisches Kapital in Milliardenhöhe braucht, hatte an der Wall Street für erhebliche Unruhe gesorgt.
Großen AIG-Zukäufen erteilte Diekmann aber eine Absage: "Das sehen Aktionäre kritisch." Akquisitionen werde Europas größter Versicherer nur tätigen, wenn sie in den ersten zwei Jahren den Gewinn je Aktie steigerten und strategisch passten. "Dank unserer Marktposition in den einzelnen Ländern müssen wir aber nicht akquirieren", so Diekmann.
"Dramatische" Entwicklung
Den jüngsten Kurssturz an den weltweiten Börsen nach der Pleite von Lehman Brothers wertete der Allianz-Chef als "dramatisch". Die Reaktionen der Marktteilnehmer seien aber primär von Ängsten und Unsicherheiten geprägt, weniger von fundamentalwirtschaftlichen Daten.
Den Verkauf der Dresdner Bank, die für knapp zehn Milliarden Euro an die Commerzbank geht und teilweise in Aktien bezahlt wird, sieht Diekmann trotz der Turbulenzen nicht gefährdet. "Wir werden auf keinen Fall, über eine Beteiligung von 30 Prozent an der Commerzbank gehen." Dafür werde die Allianz notfalls Vorkehrungen treffen.
Diekmann betonte, dass Ende August, als die Entscheidung für den Verkauf des Sorgenkindes fiel, nur das Angebot der Commerzbank verbindlich auf dem Tisch lag. Alle anderen Offerten seien weniger konkret gewesen. Die Allianz hatte die Dresdner Bank 2001 für geschätzt 23 Mrd. Euro übernommen, war mit ihr aber trotz mehrerer Restrukturierungen nie wirklich glücklich geworden. Vor allem das Investmentbanking sorgte immer wieder für Probleme. Finanzkreisen zufolge hatte zuletzt noch die China Development Bank um die Dresdner Bank gebuhlt.
Das Gewinnziel steht
Ohne die Dresdner Bank, die das Ergebnis der Allianz immer wieder mit ihren eigenen Verlusten gedrückt hat, wollen die Münchner weiterhin auf einen operativen Gewinn von mindestens neun Milliarden Euro in diesem und im nächsten Jahr kommen.
"Ich habe keine Hinweise, dass wir dieses Ziel kassieren müssen." Im August hatte sich der Dax-Konzern von seinen mittelfristigen Zielen verabschiedet. Eine Kapitalerhöhung wegen der Belastungen aus der Finanzkrise, die mit rund 2,5 Mrd. Euro fast ausschließlich bei der Dresdner Bank angefallen sind, stehe nicht an.
Quelle: ntv.de