Rekordgewinne trotz Krise Allianz beruhigt die Märkte
24.01.2008, 16:43 UhrDie Allianz SE hat das vergangene Jahr gut überstanden. Trotz milliardenschwerer Belastungen bei der Tochter Dresdner Bank durch die Finanzkrise kann der Münchener Versicherungskonzern einen Rekordgewinn verbuchen. Nach vorläufigen Eckdaten sei der Jahresüberschuss von 7,02 Mrd. Euro im Vorjahr auf acht Mrd. Euro geklettert, teilte die Allianz SE am Donnerstag in München mit. Die Konzerntochter Dresdner Bank musste dabei alleine im vierten Quartal als Folge der Kreditkrise rund 900 Mio. Euro an Abschreibungen verbuchen und wurde in dem Dreimonatszeitraum operativ tief in die Verlustzone gedrückt. Die Börsen reagierten dennoch positiv auf die vorläufigen Allianz-Zahlen. Am Nachmittag legten die Allianz-Aktien zeitweise um zwölf Prozent zu auf knapp 125 Euro.
Zwischen Oktober und Dezember verbuchte die Allianz in ihrem Banksegment einen operativen Verlust von 450 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte der Konzern hier noch ein Plus von 196 Mio. verzeichnet. Die Frankfurter Großbank stellt innerhalb des Konzerns etwa 95 Prozent des Bankgeschäfts. Auch aufs Gesamtjahr gesehen brach das operative Ergebnis im Banksegment von 1,4 Mrd. Euro im Vorjahr auf 750 Mio. Euro ein. Zur Begründung verwies ein Sprecher auf das schwierige Marktumfeld. Zwar hatte sich der Konzern bereits darauf eingestellt, dass wegen der Kreditkrise auch im vierten Quartal weitere Belastungen fällig werden. Allianz- Vorstand Helmut Perlet war aber davon ausgegangene, dass diese unter dem Betrag des vorangegangenen dritten Quartals von 575 Mio. Euro bleiben.
Wegen der Kreditkrise haben auch andere Banken im In- und Ausland milliardenschwere Abschreibungen zu verkraften. In Deutschland schockte zuletzt der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate die Börsen: Noch im November sah er sich als Profiteur der Krise, doch vor einigen Tagen musste er Wertberichtigungen in Höhe von 390 Mio. Euro allein für das vierte Quartal 2007 bekanntgeben. Auch die Commerzbank hatte die Märkte bereits auf weitere Abschreibungen im Schlussquartal 2007 eingestimmt.
Das operative Ergebnis der Allianz stieg derweil 2007 von 10,4 Mrd. Euro im Vorjahr auf gut 10,8 Mrd. Euro. Zuletzt hatte Europas größter Versicherer hier rund elf Mrd. Euro in Aussicht gestellt. In der Schaden- und Unfallversicherung als wichtigster Konzernsparte blieb die Allianz mit operativ 6,2 Mrd. Euro leicht unter dem Vorjahresergebnis von 6,3 Mrd. Euro. Dagegen konnte die Allianz das operative Ergebnis in der Lebens- und Krankenversicherung von 2,6 Mrd. auf knapp drei Mrd. Euro steigern. In der Sparte Vermögensverwaltung blieb der Konzern mit einem operativen Ergebnis von 1,3 Mrd. Euro etwa auf Vorjahresniveau.
Die detaillierten Zahlen zum vergangenen Geschäftsjahr will die Allianz am 21. Februar bekanntgeben.
Erleichterung an der Börse
An den Börsen wurden die Allianz-Zahlen am Donnerstag mit Erleichterung aufgenommen. Die Titel des Versicherers schossen zunächst um mehr als zwölf Prozent nach oben und setzten sich vorübergehend an die Spitze im Dax. "Die Zahlen sind operativ gut. Es gibt keine Gewinnwarnung, das sorgt für Erleichterung", sagte ein Händler. "Die erwarteten Abschreibungen sind etwas mehr als geschätzt, aber nicht dramatisch. Damit kann man noch leben", ergänzte er.
Die Allianz-Aktie baute im Anschluss an die Zahlen ihre Kursgewinne aus. Schon zuvor hatte die Aktie von der guten Stimmung gegenüber den Finanzwerten profitiert, die nach Spekulationen auf ein Hilfspaket für die US-Anleiheversicherer gesucht waren. Allerdings hat die Aktie mit dem Kurssprung nur einen Teil der aufgelaufenen Verluste wettgemacht. Seit Jahresbeginn büßte die Aktie rund ein Viertel ihres Wertes ein und fiel damit sogar stärker zurück als der Dax, der um 20 Prozent abgesackt war.
Quelle: ntv.de