Stille Weihnachten in Sicht Amazon senkt Prognose
23.10.2008, 15:22 UhrDie Finanzkrise vermiest dem weltgrößten Online- Einzelhändler Amazon.com das wichtige Weihnachtsgeschäft. Der US- Konzern musste seine Umsatzprognose für das Jahr 2008 deutlich senken. Dabei gab es im dritten Quartal noch satte Zuwächse bei Umsatz und Gewinn. Die aufgeschreckten Anleger ließen die Amazon- Aktie steil abstürzen. Der Deutschland-Chef von Amazon gibt sich derweil zuversichtlich.
Für 2008 erwartet Amazon nun ein Umsatzplus zwischen 24 und 31 Prozent auf 18,46 bis 19,46 Mrd. Dollar. Bisher hatte der Online-Händler 30 bis 35 Prozent Zuwachs erwartet. Die Aktie brach im nachbörslichen Handel um mehr als 14 Prozent ein. Im Tagesverlauf hatte sie zuvor trotz eines sehr schwachen Gesamtmarktes nur knapp ein halbes Prozent auf 49,99 Dollar verloren.
Nur über den Daumen gepeilt
Das Schlussquartal ist für Amazon traditionell besonders wichtig, da in ihm die Weihnachtsgeschenke gekauft werden. Angesichts der drohenden Rezession in den USA und der wirtschaftlichen Schwäche in anderen Hauptmärkten wagte Amazon für das Vierteljahr nur eine sehr vage Prognose. Der operative Gewinn werde zwischen 145 und 305 Mio. Dollar ausfallen. Dies wäre im schlimmsten Fall ein Ergebniseinbruch um 46 Prozent im Jahresvergleich, im besten Fall ein Plus von lediglich 13 Prozent. Der Umsatz soll zwischen 6,0 und 7,0 Mrd. Dollar liegen - ein Plus zwischen sechs und 23 Prozent.
Im dritten Quartal kletterte der Gewinn bei Amazon dagegen noch kräftig um 48 Prozent auf 118 Mio. Dollar (92 Mio Euro). Der Umsatz legte angetrieben von einem starken internationalen Geschäft um 31 Prozent auf 4,26 Mrd. Dollar zu. Das Wachstum habe sich zum Ende des dritten Quartals parallel zu den Störungen auf dem Finanzmarkt abgeschwächt, sagte Amazon-Finanzchef Tom Szkutak. Amazon habe zwar erneut auch von Währungseffekten profitiert, jedoch nicht mehr so stark wie ursprünglich erwartet.
Amazon Deutschland freut sich auf Weihnachten
In Deutschland, einem der wichtigsten Märkte für Amazons internationales Geschäft, setzt das Unternehmen trotz des vorsichtigen Ausblicks auf ein gutes Weihnachtsgeschäft. "Wir sehen uns wohl gerüstet für das vierte Quartal", sagte Ralf Kleber, Geschäftsführer von Amazon Deutschland. In der aktuell schwierigen Marktsituation sei Amazon.de gut aufgestellt. "Ich bin zuversichtlich, man muss sich nur auf die Kunden konzentrieren und die Füße auf dem Boden halten."
Amazon erzielt mittlerweile fast die Hälfte seiner Umsätze im Ausland mit Deutschland als einem der weltweit wichtigsten Märkte. Das deutsche Online-Angebot feiert in diesen Tagen gerade sein zehnjähriges Bestehen.
Erst vergangene Woche war das Internet-Auktionshaus und Amazon- Konkurrent eBay von der Finanzkrise ausgebremst worden und verzeichnete erstmals sinkende Einnahmen in seinem Kerngeschäft. eBays düstere Prognosen für das vierte Quartal wurden von vielen Beobachtern als Vorbote für eine drohende Rezession gewertet. Ob wirklich eine Rezession vor der Tür stehe, darauf könne es vorerst keine generelle Antwort geben, schätzt Kleber. "Es gibt derzeit keine Transparenz darüber, was da draußen passiert." Diese ungewisse Situation erfordere einfach entsprechend konservative Prognosen. "Allerdings war das Jahr 2001 auch nicht gerade ein Sensations-Jahr, und dennoch waren wir daraus gestärkt herausgekommen."
Neben dem Bau eines zweiten Versandzentrums in Bad Hersfeld, in dem künftig auf 95.000 Quadratmetern die Waren gelagert und von dort bundesweit ausgeliefert werden sollen, startete der einstige Online-Buchhändler in Deutschland erst kürzlich neue Produkt-Angebote wie Markenmode, Kosmetik, Artikel aus dem Baumarkt sowie die Kategorie Automobil.
Quelle: ntv.de