Neue Sorgen aus New York Angst um Morgan Stanley
17.09.2008, 18:51 UhrAn der Wall Street wachsen die Sorgen, dass die US-Investmentbank Morgan Stanley ebenfalls unter der Last der Kreditkrise zusammenbrechen könnte. Die Aktien des Branchenzweiten verloren am Mittwoch in New York zeitweise mehr als 40 Prozent, obwohl das Institut unerwartet gute Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Auch die dramatisch fallenden Preise für Bank-Anleihen waren ein Indiz dafür, dass viele Anleger einen Kollaps für möglich hielten. Auch Branchenprimus Goldman Sachs konnte sich dem Sog nicht widersetzen: Die Aktien fielen zeitweise um mehr als 20 Prozent.
Asset Manager William Smith nannte die Geschäftszahlen von Morgan Stanley und Goldman zwar "hervorragend", fügte aber gleich hinzu: "Tatsache ist: Das ist jetzt völlig egal." Er prognostizierte, dass sich Morgan Stanley bereits bis zum Wochenende im Besitz einer anderen Großbank befinden werde und damit dem Beispiel seines Rivalen Merrill Lynch folgen wird, der am Sonntag angesichts des Sturms auf den Märkten bei der Bank of America Unterschlupf fand. Ein anderer Branchenexperte sagte: "Hier geht die Angst um, wer als nächster dran ist."
Von der Krise überrollt
Einem Bericht des Fernsehsenders CNBC zufolge prüft Morgan Stanley bereits einen Zusammenschluss mit einer anderen Bank. Fusionsgespräche würden derzeit jedoch nicht geführt, berichtete CNBC unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. "Aber führende Manager bei Morgan sind zu dem Schluss gekommen, dass ein weiteres Auf- und Ab des Aktienkurses das Unternehmen wahrscheinlich zu einem Umschwenken zwingen dürfte.
Noch am Morgen hatten sich Branchenexperten hocherfreut über die Geschäftszahlen von Morgan Stanley gezeigt, die das Institut unerwartet am Vorabend vorgelegt hatte, um die Märkte zu beruhigen. Bei der neben Goldman Sachs einzig verbliebenen unabhängigen US-Investmentbank ging der Quartalsgewinn zwar zurück, jedoch nicht so stark wie erwartet.
Generelle Zweifel
Viele Analysten hatten nach der Veröffentlichung zunächst von "tollen Nachrichten für den gesamten Finanzsektor" gesprochen. Der Optimismus löste sich jedoch mit dem Beginn des Handels in New York in Luft auf, als die Börsianer das Geschäftsmodell der Investmentbanken angesichts der jüngsten Entwicklungen grundsätzlich infrage stellten.
Von den ursprünglich fünf großen US-Investmentbanken sind mittlerweile nur noch zwei übrig geblieben. Eigentlich wollte Morgan Stanley - die Nummer Zwei der Branche der USA - seine Zahlen erst am Mittwoch veröffentlichen, zog dies nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers und der Übernahme des angeschlagenen Rivalen Merrill Lynch durch die Bank of America aber um einen Tag vor. Die Investmentbank Bear Stearns war bereits im Frühling von der Großbank JPMorgan Stanley geschluckt worden.
Überraschend gute Zahlen
Den Quartalszahlen zufolge ging der Gewinn von Morgan Stanley aus dem laufenden Geschäft um drei Prozent auf 1,43 Mrd. Dollar zurück. Der Gewinn je Aktie lag mit 1,32 Dollar aber deutlich über den 0,78 Dollar, die Analysten im Schnitt erwartet hatten.
Die Einnahmen stiegen um ein Prozent auf acht Milliarden Dollar und lagen damit ebenfalls deutlich über den prognostizierten 6,28 Mrd. Dollar. Nachbörslich hatte die Morgan-Stanley-Aktie am Dienstagabend zunächst deutlich zugelegt und das Minus von elf Prozent aus dem regulären Handel fast wieder wett gemacht.
Quelle: ntv.de